Verwaltungsdirektor Frieß rechnet damit, dass das Fichtelgebirge in die nähere Auswahl kommt Atommüllendlager: Granit kein Hindernis

Von Thorsten Gütling
Salzbrocken werden mit einem Spezialfahrzeug auf einer 840 Meter tiefen Strecke im Erkundungsbergwerk in Gorleben (Niedersachsen) von der Wand geschlagen. Gorleben, wie auch das Fichtelgebirge, gelten als potenzielle Standorte für ein atomares Endlager in Deutschland. Archivfoto: Rainer Jensen/dpa Foto: red

Der rissige Granit ist kein Hindernis für ein atomares Endlager im Fichtelgebirge. Das sagt Daniel Frieß, Verwaltungsdirektor im Landratsamt. Er rechnet damit, dass das Fichtelgebirge bei der Suche nach einem möglichen Standort in die nähere Auswahl kommt.

 
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Bundestag und Bundesrat haben das neue Standortauswahlgesetz verabschiedet. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Suche nach einem atomaren Endlager in Deutschland liegen damit auf dem Tisch. In Frage kommen demnach Regionen, in denen Steinsalz, Ton oder kristallines Gestein vorkommen. Der Granit im Fichtelgebirge fällt in die letzte Kategorie.

100 Meter dicke Steinschicht

Daniel Frieß erklärt das Kriterium, das erfüllt werden müsse, um in die nähere Auswahl für das Endlager zu gelangen: Das Gestein müsse 100 Meter dick und von einer 300 Meter dicken Schickt bedeckt sein. Dieses Kriterium werden 20 bis 30 Teilgebiete in Deutschland erfüllen, schätzt Frieß. Darunter wohl auch das Fichtelgebirge.

Diese Gebiete werden dann weiter untersucht. Anhand von Kriterien des Naturschutzes, der Wohnbebauung und des Überschwemmungsrisikos beispielsweise. Übrig bleiben dann voraussichtlich sechs Standorte, schätzt Frieß. Diese werden weiter über und unter Tage untersucht, bis zwei Standorte übrig blieben, die dem Bundestag zur Entscheidung vorgelegt würden.

Kluftig und rissig kein Hindernis

Ob das Fichtelgebirge im zweiten Durchgang noch im Rennen um das Endlager ist, vermag auch Frieß noch nicht zu sagen. Aber: „Dass unser Granit kluftig ist, dass er Risse hat und Wasser eindringt, ist kein Hindernis.“ Es sei schließlich im Interesse einiger Bundesländer, dass Granit nicht frühzeitig ausgeschlossen werde. Demnach seien Castorbehälter oder eine Ummantelung denkbar, um den Atommüll auch unter rissigem Granit für eine Million Jahre einzulagern.

"Mit Sicherheit längere Zeit dabei"

Frieß kommt zu dem Schluss: „Wir müssen damit rechnen, dass wir zu den 20 Standorten gehören, die näher untersucht werden. Danach müssten wir mit guten Gründen herausfallen.“ Landrat Hermann Hübner (CSU) vermutet: „Wir sind in diesen Suchprozess mit Sicherheit für längere Zeit mit dabei.“

Alles andere wäre naiv

Der Bundestagsabgeordnete der CSU, Hartmut Koschky dagegen warnt: „Wir sollten das atomare Endlager im Fichtelgebirge aber auch nicht herbeireden.“ Wer wirklich dachte, das Fichtelgebirge würde bei der Suche nicht einbezogen, sei naiv. Zu Beginn der Debatte, vor sechs Jahren, hatte Koschyk noch von einer „Geisterdebatte“ gesprochen und davon, dass ihm der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen versichert habe, dass es keinerlei Überlegungen für ein Endlager im Fichtelgebirge gebe. Auch Markus Söder, damals noch bayerischer Umweltminister, hatte ein Endlager in Bayern zu dieser Zeit noch ausgeschlossen.

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