Atommüll-Lager: Suche im Fichtelgebirge

Von Peter Engelbrecht
Eine Mahnwache gegen Castor-Transporte fand im Dezember 2010 vor dem Hauptbahnhof in Rostock statt. Foto: Bernd Wüstneck dpa/Archiv Foto: red

Die Suche nach einem Atommüll-Endlager wird auch die Granitgesteine in Bayern und Sachsen ausdrücklich einbeziehen. Dies sieht der Gesetzentwurf zur Novellierung des Standortauswahlgesetzes vor, über den der Bundestag heute beraten soll. Bürgermeister aus dem Fichtelgebirge lehnen mögliche Planungen ab, verweisen auf negative Folgen für den Tourismus. 

 
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Der von den Fraktionen von Union, SPD und Grünen vorgelegte Entwurf beruht nach Angaben aus Parlamentskreisen weitgehend auf einem Kabinettsbeschluss vom Dezember. Demnach soll in ganz Deutschland nach einem geeigneten Standort für ein Atommüll-Endlager gesucht werden, über das dann bis spätestens 2031 unter Beteiligung der Bürger und nach wissenschaftlichen Maßstäben entschieden werden soll. Heute will Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gemeinsam mit den Experten der Fraktionen in Berlin über das Vorhaben informieren. „Für die Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle kommen die Wirtsgesteine Steinsalz, Tongestein und Kristallingestein in Betracht“, heißt es in dem Text. Vor allem Bayern und Sachsen hatten dagegen argumentiert, kristalline Gesteine wie Granit eigneten sich schlechter. Dem hatten mehrere Wissenschaftler widersprochen.

Als „nicht ausreichend“ kritisiert der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, den Entwurf. Erforderlich sei eine verbindlich festgelegte Zahl von Erkundungen in Granit, Ton und Salz, forderte Weiger. Nur so könne sichergestellt werden, dass es trotz der jahrzehntelangen Bevorzugung von Salzgestein in Deutschland zu einem fairen Vergleich von Standorten mit verschiedenen Gesteinsarten komme.

Unglaub warnt vor Bevölkerungsverlust

Der Bischofsgrüner Bürgermeister Stephan Unglaub sagt, der Gemeinderat habe bereits in einer Stellungnahme im August 2011 ein mögliches Endlager im Fichtelgebirge abgelehnt. Daran habe sich zwischenzeitlich nichts geändert. Die Gesteinsformationen im Fichtelgebirge seien für die Endlagerung hoch radioaktiven Atommülls nicht geeignet, bekräftigt Unglaub. Zudem gebe es im angrenzenden  Egerer Becken immer wieder Schwarmbeben. Und: Die Belastung durch natürliche Radioaktivität sei in der Region ohnehin relativ hoch. Die Gemeinde befürchtet, dass ein mögliches Endlager den Bevölkerungsrückgang im Fichtelgebirge verstärken könnte.

Herrmann: Die Höchststrafe

„Für unsere Region wäre ein Endlager die Höchststrafe“, warnt auch der Warmensteinacher Bürgermeister Axel Herrmann. Allein schon die Diskussion darüber hätte negative Folgen für den Fremdenverkehr. Warmensteinach habe im vergangenen Jahr erstmals seit 2009 wieder die Grenze von 80 000 Übernachtungen überschritten. „Der Fremdenverkehr entwickelt sich positiv“, erläutert Herrmann. Derzeit werde das Fichtelgebirge von der Bayerischen Staatsregierung als strukturschwaches Gebiet besonders unterstützt, „wenn ein Endlager kommt, können sie sich das sparen.“

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