KNV und zwei weitere Grossisten machen es möglich, dass ein Buch am nächsten Werktag in den Laden zugestellt wird. Diese tragende Säule im deutschen Buchgeschäft hilft den Buchhändlern auch im immer härter werdenden Kampf mit dem Online-Konzern Amazon. Der kann sogar noch am selben Tag zustellen.
Nach der Insolvenz von KNV wurden im Handel erhebliche Lieferschwierigkeiten befürchtet. Außerdem war die weitere Kooperation der Verlage unklar. Diese befürchten ohnehin erhebliche Verluste, da die an KNV im Weihnachtsgeschäft überlassenen Bücher noch nicht bezahlt wurden.
Wie hoch diese Forderungen sind, ist unklar. Der Insolvenzverwalter hat jedoch - mit Erfolg - um Vertrauen geworben. Die Verlage haben die Sicherheit erhalten, dass neue Forderungen (Massenverbindlichkeiten) an KNV zuerst bedient werden, bevor die alten Insolvenz-Forderungen bezahlt werden.
Das hat die Abläufe wiederhergestellt. "Die Buchhandlungen melden uns weitgehend Normalbetrieb", bestätigt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Frankfurt. "Vom Insolvenzverwalter erwarten wir nun, dass er und die Beteiligten alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Betrieb und Bestand dieses für den Buchmarkt wichtigen Unternehmens zu sichern."
Wahl will nun in den nächsten Monaten in einem "streng vertraulichen" Prozess einen Investor für die KNV-Gruppe suchen. Angaben über die Zahl der Interessenten will der Insolvenzverwalter nicht machen.
Wie immer es ausgeht: Der Fall ist ein Menetekel für die Branche. Der Verkauf von KNV dürfte den Strukturwandel im kriselnden Buchmarkt, der in den vergangenen Jahren Millionen von Käufern verloren hat, weiter vorantreiben. Der Frankfurter Verleger Klaus Schöffling hält den Zwischenhändler zwar auch für unverzichtbar, stellt jedoch zugleich eine "heilige Kuh" in Frage. "Wir müssen darüber reden, ob ein Buch tatsächlich am nächsten Tag zugestellt werden muss." Ein Buchladen sei schließlich "keine Apotheke".
Das könnte die Kosten für die teure Logistik im Sortiments-Buchhandel drücken und auch den Verlagen zu Gute kommen. Profitieren könnten davon allerdings wiederum große (Internet-)Händler, die ihre eigene Logistik aufgebaut haben. Amazon ist für viele Verlage inzwischen zum größten Abnehmer und Kunden geworden. Das gilt auch für einen renommierten kleinen Literaturverlag wie Schöffling - auch wenn der Verleger nach eigenen Worten am liebsten seine Bücher an den "Buchladen um die Ecke" liefert.