Zurück in die Werkstatt: Wolfgang Drechsel zieht ins ehemalige Motorrad-Geschäft Schwankl Bayreuth: Zweirad-Drewe zieht um

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Wolfgang Drechsel vor seinem künftigen Laden am Hohenzollernring. Vor 50 Jahren hat er hier begonnen, seine Lehre zu machen. Foto: Eric Waha Foto: red

Zurück zu den Wurzeln. Das ist das Motto für Wolfgang Drechsel. Der Chef von Zweirad-Drewe will in Zukunft wieder verstärkt dort sein, wo er sich immer am liebsten sehen wollte: in der Werkstatt. Deshalb wird es einschneidende Veränderungen bei Drewe geben. Das Geschäft zieht um, ins Nachbargebäude. Das bisherige Drewe-Gebäude am Hohenzollernring soll im Sommer verkauft werden. Ein Umzug, der viel mit Geschichte zu tun hat.

 
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Die Gerüchteküche brodelt in Bayreuth. Das traditionsreiche Zweirad-Geschäft, das Wolfgang Drechsel am 1. März 1979 zusammen mit seinem Partner Günther Wenzel gegründet hatte, stehe vor dem Aus, werde in Kürze schließen – die freundlichste von verschiedenen Varianten.

Wolfgang Drechsel (64) muss schmunzeln. „Ich werde in diesem Jahr 65. Und ich möchte etwas kürzertreten – wieder mehr in der Werkstatt stehen und nicht im Verkauf.“ Deshalb haben er und seine Frau Angelika (54) zugeschlagen, als Ende vergangenen Jahres das Haus zwangsversteigert wurde, das direkt an die Einfahrt des Drewe-Gebäudes angrenzt. Das Haus grenzt wiederum direkt an das Haus an, in dem die Drechsels seit gut neun Jahren wohnen. Und: Dieses Haus ist das Stammhaus von Motorrad-Schwankl – wo Drechsels Vater Hans als Mechaniker gearbeitet hat. Wo Wolfgang Drechsel sich als Kind immer herumgetrieben hat, wo er vor 50 Jahren als 14-Jähriger seine Lehre begonnen hat.

Seit Drechsel am Hohenzollernring wohnt, hatte er ein Auge auf das Haus geworfen, in dem sich Tätowierer, Gastronomen und zuletzt ein Spielhallenbetreiber die Klinke in die Hand gaben. „Wir hatten uns mündlich ein Vorkaufsrecht zusichern lassen“, sagt Drechsel. Bis der Hausbesitzer über Nacht verschwunden war und das Haus zwangsversteigert wurde.

Die kleine Werkstatt im Hof, den sich Drewe neu und alt schon immer teilen, ist bald fertig, der Laden ist gestrichen, Feinschliff fehlt noch an der Elektrik und an den Böden. Mitte März, „zu Beginn der Saison“, wie Angelika Drechsel sagt, soll das Geschäft öffnen. Mit deutlich verkleinertem Markenprogramm. Mit Platz für das Lager der Online-Shops für Teile und Motorradkleidung, die Drechsel betreibt. Und weltweit verschickt: „Neulich ging eine Lederkombi nach Australien. Ein Rücklicht für eine BMW R 75 haben wir nach Brasilien geschickt. Oder bestimmt schon 20 Paar Motorradstiefel nach Malaysia. Obwohl die dort gefertigt werden.“

Wolfgang Drechsel zeigt die Schwarz-Weiß-Fotos von früher, als der Hohenzollernring noch Graben hieß. Am Graben 23-25 war die alte Schwankl-Adresse. „Die Werkstatt ist wieder genau dort, wo ich gelernt habe“, sagt er. „Eine Zeit lang ist dort in dieser Werkstatt sogar die Zündapp KS 601 nach dem Krieg gefertigt worden, weil das Werk in Nürnberg zerstört war.“ Motorradfertigung auf knapp 70 Quadratmetern. Drechsel und Wenzel, die ihren ersten Firmensitz in der Nürnberger Straße hatten, kauften 1982 den kleineren Teil des aktuellen Firmensitzes, fünf Jahre später sollte der Rest des Gebäudes in ihren Besitz übergehen. „Das haben wir damals alles selber umgebaut. Eine Baustelle, die fünfmal größer war als das, was wir jetzt hier gemacht haben“, sagt Drechsel. Rund 50 000 Euro haben seine Frau und er bislang investiert in die Sanierung und den Umbau der Werkstatt.

In den vier Jahren seit Günther Wenzels plötzlichem Tod, sagt Drechsel, sei in ihm der Wunsch gereift, den Betrieb zu verkleinern. Wieder mehr zu schrauben. Die Schrauberei sei seit Kindesbeinen seine Leidenschaft. Ans Aufhören, sagt er, denkt er eh nicht. „Bis 70, wenn ich gesund bleibe, vielleicht auch länger“, will er auf jeden Fall an Motorrädern arbeiten. „Wenn man dem Wolfgang seine Werkstatt wegnehmen würde, würde er krank werden“, ergänzt seine Frau. „Der kann im Urlaub nur einen Tag am Strand liegen. Am nächsten Tag muss er gleich wieder irgendeinen Bootsmotor oder sonst was reparieren.“

Zur Verkleinerung des Betriebs gehört auch, dass Drewe kein BMW-Vertragshändler mehr ist. Der Vertrag ist Ende vergangenen Jahres ausgelaufen. Drewe passte optisch nicht mehr ins Konzept der Marke. „Am liebsten hätte man bei BMW gesehen, wenn wir auf der grünen Wiese neu gebaut hätten“, sagt Angelika Drechsel. „Und wenn wir hier hätten bleiben wollen – mit BMW –, hätten wir mindestens 200 000 Euro investieren müssen, um ins Erscheinungsbild zu passen“, sagt Wolfgang Drechsel. „Eine Garantie, dass wir nicht in fünf Jahren wieder umbauen müssen, hätten wir aber nicht gehabt.“ Deshalb kann Drewe jetzt in den kommenden zwei Jahren für BMW noch Service- und Garantiearbeiten machen, danach nur noch Service.

Das Drewe-Gebäude, das Angelika Drechsel und der Witwe von Günther Wenzel gehört, soll nach Möglichkeit im Sommer verkauft werden, wenn der Umzug über den Hof abgeschlossen ist. 1400 Quadratmeter Grund am Hohenzollernring. Was dort entsteht – Drechsel hat noch keine Vorstellung. Ein Makler soll sich um den Verkauf kümmern, sagt er. Möglich ist dort allerdings so gut wie alles, sagt Kerstin Dettlaff-Mayer, die stellvertretende Pressesprecherin der Stadt. „Das ist Mischgebiet. Wohnen, Büro, Gastronomie, nicht störendes Gewerbe – dort könnte alles gebaut werden.“ Und sie fügt eine Frage an: „Ich bin neugierig: Macht der echt zu?“

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