Anders erging es einem 14-jährigen Buben, der nach einem Sturz den halben Schneidezahn verloren hatte. Zier konnte an den Zahnstumpf ein Plastikstück anfügen, das nur aus allernächster Nähe als Reparatur erkennbar ist. „Sein Lachen wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.“ Am anderen Ende der Skala waren zwei Menschen mit völlig kariesfreien Gebissen, die lediglich Zahnstein hatten.
Auf eine Besonderheit hatte sie zuvor ein einheimischer Kollege vorbereitet: „Unsere Knochen sind härter!“ Die viele Sonne auf den Kapverden führt bei den Einheimischen zu einer erhöhten Produktion von Vitamin D und damit stärkeren Knochen. Hieß für Zier und seine Kollegen, dass beim Zähneziehen mehr Kraft aufgewandt werden musste als bei Mitteleuropäern.
Die harten Knochen waren nicht das einzige Gewöhnungsbedürftige. Am ersten Tag kam der Fahrer, der die Deutschen zu der Ambulanzstation bringen sollte, anderthalb Stunden zu spät. „Pole“ („langsam“) war oberstes Gebot bei der Arbeit. Und das nicht nur, weil in der Ambulanz öfter mal der Strom ausfiel, wenn die Klimaanlage zu weit heruntergedreht wurde und dann bei 28 Grad gearbeitet werden musste. Wenn die einheimischen Hilfskräfte am Nachmittag die Lust verloren, konnte es passieren, dass sie die restlichen Patienten um 14 Uhr einfach nach Hause schickten. Zier nahm es mit Gleichmut: „Wenn man sich über solche Dinge aufregt, darf man gar nicht erst hinfahren.“
Dafür ging es auch in anderen Fällen entspannt zu. Als Zier einen Flug zwischen zwei der Inseln absolvieren wollte, reagierte der Metalldetektor bei der Sicherheitskontrolle auf seine künstliche Hüfte aus Metall. Die Flughafenmitarbeiterin wollte ein „Dokument“ sehen, das Zier als Implantatträger ausweist. Zier hatte es nicht dabei. Kurz entschlossen zückte er stattdessen seinen Organspendeausweis und hielt ihn der Frau unter die Nase. Die war zufrieden, Zier durfte fliegen.
Sein Resümee des elftägigen Aufenthalts: „Das wird nicht mein letzter Einsatz gewesen sein.“
Zier reiste mit der Stiftung „Zahnärzte ohne Grenzen“ (Internet: www.dwlf.org), die Versicherung, Gerät und Organisation vor Ort besorgte. Alles andere wie Flug, Aufenthalt und Ähnliches musste Zier selbst zahlen.