Zum ersten Mal macht das Seulbitzer Bad mehr Verluste als die Verkehrsbetriebe der Stadt Therme: Mehr Defizit als der Busverkehr

Von Thorsten Gütling
Bereitet den Stadtwerken Kopfzerbrechen und jedes Jahr ein dickes Defizit: die Lohengrin-Therme in Seulbitz. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Zum ersten Mal in der Geschichte hat die Lohengrin-Therme den Stadtwerken einen größeren Verlust beschert als die Verkehrsbetriebe. Die Therme loszuwerden, ist unterdessen nicht einfacher geworden. Ein Gerichtsurteil hat die Pläne der Stadtwerke vorerst durchkreuzt.

 
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206.000 Gäste besuchten die Lohengrin-Therme im vergangenen Jahr und damit gut 2000 mehr, als noch ein Jahr zuvor. Aber das reicht nicht. Bei weitem nicht. Das Bad verursachte ein Defizit von 2,7 Millionen Euro und damit rund 200.000 Euro mehr Verlust, als der ebenfalls defizitäre Verkehrsbetrieb der Stadt. Zum Vergleich: Die Therme Obernsees wird jährlich von rund 270.000 Gästen besucht und beschert dem Zweckverband ein Minus von gerade einmal 350.000 Euro. Die Stadtwerke stehen trotz der beiden Verlustbringer Bad und Verkehr aber gut da. 2016 sogar besser als im Vorjahr. Denn dem Defizit in Höhe von 7,3 Millionen Euro aus der Verkehrs- und Bäder-GmbH steht ein Gewinn in Höhe von 11,2 Millionen Euro aus der Energie- und Wassersparte entgegen. Weil 2016 nach drei verhältnismäßig warmen, endlich einmal wieder ein durchschnittlich kaltes Jahr gewesen sei, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. Es wurde also mehr geheizt als in den Jahren zuvor.

Die Stadt wird nichts von den Gewinnen sehen

Es ist aber nicht so, dass die Stadtwerke jetzt 4,1 Millionen Euro auf die hohe Kante legen könnten. Schon gar nicht wird die Stadt Bayreuth davon profitieren. Ein Viertel des im Strom-, Gas- und Wassermarktes verdienten Geldes geht an den Anteilseigner Bayernwerk AG. Den Stadtwerken bleiben am Ende also rund 1,3 Millionen Euro, die, wie üblich, wieder investiert werden sollen. In neue Leitungen, weitere Erdgasbusse und die Sanierung des Wasserbehälters am Eichelberg.

Nun würden sich die Stadtwerke von dem Verlustbringer Therme gerne trennen. Oder das Bad zumindest verpachten. Die dafür nötige europaweite Ausschreibung wird gerade erarbeitet. Jetzt hat aber ein Urteil des Bundesfinanzhofs, des obersten Gerichtes für Steuern und Zölle in Deutschland, den Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ein Gerichtsurteil durchkreuzt die Pläne

Denn: Das Gericht hat für einen ähnlich gelagerten Fall in Niedersachsen entschieden, dass eine dauerdefizitäre Tätigkeit, wie der Betrieb eines Schwimmbades, nur solange steuerlich begünstigt ist, wie das Bad nicht nur einer öffentlichen Gesellschaft gehört, sondern von dieser auch tatsächlich betrieben wird. Bei einer Verpachtung erlischt der steuerliche Vorteil demnach. Für die Stadtwerke würde das auch bedeuten, dass eventuell nötige Zuschüsse an einen neuen Betreiber nicht mehr mit den Einnahmen aus der Energieversorgung verrechnet werden könnten.

Bayer: "Das hat uns völlig überrascht"

Bayer spricht von einem völlig überraschenden Urteil. Die Stadtwerke wollen sich jetzt Gedanken darüber machen, wie sie das Defizit auf anderen Wegen senken können. Der Geschäftsführer signalisierte bereits vor einem Dreiviertel Jahr, dass ein Verbleib der Therme bei den Stadtwerken trotz Defizits nicht ausgeschlossen sei. Dann allerdings müssten die Stadtwerke in die Attraktivität und die Beseitigung konzeptioneller Mängel viel Geld investieren. Zum Beispiel in den Ausbau des Bistros, das viel zu klein sei, um ordentliche Umsätze zu erzielen. Und Bayer versichert: Sollte es doch zu einem Betreiberwechsel kommen, werde man sehr genau darauf achten, was mit den Mitarbeitern passiert.

Weitere Zahlen der Stadtwerke:

  • Mit über 15.000 wurden fast 400 Megawattstunden Strom mehr erzeugt, als im Jahr zuvor.
  • Auch die Zahl der Fahrgäste in den Stadtbussen ist von 5,7 auf über 6 Millionen gestiegen. Wie auch schon bei den gestiegenen Einnahmen im Strom- und Gasmarkt, habe hierzu die schlechte Witterung beigetragen. Aber auch die Tatsache, dass die Busflotte regelmäßig erneuert werde und in einem guten Zustand sei.
  • Die Zahl der Kurzparker im Stadtgebiet ist unterdessen gesunken. Von 387.000 auf 370.000. Vor allem deswegen, weil das Parkhaus an der Stadthalle ab dem Frühjahr aus Sicherheitsgründen nicht mehr genutzt werden konnte. Einen Engpass an Parkplätzen sieht Stadtwerke-Geschäftsführer deshalb nicht. Das Parkhaus Oberfrankenhalle habe noch Kapazitäten, auch für Pendler.
  • Das Stadtbad besuchten 89.000 und damit 9000 Menschen mehr als im Vorjahr. Das Kreuzsteinbad verzeichnete einen Besucherrückgang von 156.000 auf 115.000 Gästen. Der Grund hier wie da: das Wetter.

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