Denn dass die Festspielgäste kostenlos parken, das kommt zwar außerhalb Bayreuths so nicht vor, war in Bayreuth bisher aber immer so.
Diese Logik, nach der auf dem Grünen Hügel sehr lange sehr vieles funktionierte, soll jetzt also nicht mehr gelten. „Gibt es sonst nirgendwo, wurde hier aber immer schon so gemacht“ – es gibt auf dem Grünen Hügel auch immer wieder Jahre, in denen diese Handhabung das einzige Alleinstellungsmerkmal der Festspiele ist.
Gehört dieses Jahr dazu?
Dazu gleich mehr, erst muss in diesem Zusammenhang eine andere Frage geklärt werden, eine, die wichtiger ist: Parkgebühren, Vorsing-Orte – ist das wirklich, wirklich so wichtig? Sagt das wirklich etwas aus über den Zustand der Festspiele, so viel, wie man meinen könnte, wenn man sich durch ein paar Pausengespräche hindurchgeplaudert hat? Gibt es da nicht Wichtigeres, auch Interessanteres, über das zu diskutieren und sich aufzuregen mehr lohnt?
(Um nur ein paar Namen zu nennen: Siegfried, Wotan, Castorf, Baumgarten, Petrenko, Vogt, Ricarda Merbeth – da wäre dieses Jahr jeder für sich viel mehr als eine ganze Pausenunterhaltung wert).
Die Saison 2014 war angekündigt als eine Spielzeit, die durchschnittlich und darum vielleicht sogar ein bisschen langweilig werden würde. Weil es keine Neuinszenierung gab. Und weil zur Premiere die Bundeskanzlerin nicht kam, das waren die beiden Gründe, die im Zusammenhang dieser Prognose häufig genannt wurden.
Die Saison wurde dann alles andere als durchschnittlich. Rein rechnerisch waren mehr Besucher als sonst zum ersten Mal auf dem Grünen Hügel als sonst, zum ersten Mal blieben gleichzeitig viele Stammgäste – mit lauter Ankündigung – weg. Das Publikum, das da war, äußerte sich begeisterter als gewohnt, zumindest in der Wahrnehmung derer, denen da ein Vergleich möglich ist.
Katharina Wagner machte ihre Pläne für die Festspiele bis 2019 öffentlich, öffentlich sichtbar trat sie nur mit ihrem musikalischen Berater Christian Thielemann auf. Mit ihrer bis zum Ende der nächsten Spielzeit als Co-Festspielleiterin amtierenden Schwester Eva Wagner-Pasquier nicht. Ein Zufall, vermutlich, aber auch Zufälle ergeben in ihrer Gesamtheit ein Bild.
Das einzig durchschnittliche war die Eröffnungspremiere: eine vier Jahre alte, nicht gerade herausragende Produktion, die nach der Saison vom Spielplan verschwindet. Und die schon deshalb nicht funktionierte, weil sie sich die Stärken des Festspielhauses als Konzentrationsmaschine mit enormem akustischen und auch optischen Sog nicht zunutze macht, sondern von vornherein dagegen arbeitet. Mit weggelassenem Vorhang, mit Pausenbespielung, mit Publikum auf der Bühne.
Allerdings: Gerade diese Zuschauer waren von ihrem Ausflug auf den Abenteuerspielplatz so begeistert, dass sie mit Sicherheit wiederkommen – es gibt nichts Schlechtes ohne was Gutes.
Die Premierenaufführung, um die es hier geht, wehrte sich dann aber ganz von allein gegen ihre Durchschnittlichkeit. In der Aufführung, die prinzipiell ohne Vorhang auskommen soll, fiel 20 Minuten nach Beginn der Vorhang.
Was war passiert?
„Die Bühne wackelte!“ (Bild.de)
„Dann knallte es zweimal und es brachen Stöcke aus einem beweglichen Käfig des Bühnenbildes.“ (Deutsche Welle)
„Das Stück brach sich selbst ab. Die Versenkung blieb stecken.“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)
„Es gab einen riesen Knall, dann flog ein etwa ein Meter langes Teil über die Bühne.“ (Bild.de)
„Ein Käfig, der den Venusberg darstellen soll, ließ sich nicht hochfahren.“ (Augsburger Allgemeine)
„Die Seilzüge des Bühnenvorhangs sind kaputt und werden repariert.“ (Bild.de)
„Die Seile an dem großen Käfig waren aus der Verankerung gerissen.“ (Deutschlandfunk)
„Ein Käfig ist samt Sängern und Statisten etwa zwei Meter über der Bühne hängengeblieben.“ (Süddeutsche.de)
In manchen Dingen wird Bayreuth immer ein Mysterium bleiben.