Zulassung gefälscht Falscher Arzt im Krankenhaus

Von Peter Engelbrecht
Ein falscher Arzt arbeitete im Krankenhaus Kemnath. Foto: Roland Wellenhöfer Foto: roland@wellenhoefer.de

KEMNATH. Ein falscher Arzt hat zwei Monate lang im Kemnather Krankenhaus gearbeitet. Er hatte seine staatliche Zulassung zur Berufsausübung gefälscht und offenbar ohne Probleme seinen Dienst verrichtet. Den Oberärzten fiel nichts auf. Nun ermittelt die Polizei.

 
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Der 36-jährige Libyer hatte in seinem Heimatland ein Medizinstudium begonnen, aber nicht abgeschlossen – und seine Approbationsurkunde und weiterer Dokumente gefälscht. Das Krankenhaus in Kemnath prüfe nun alle Krankenakten der vom falschen Arzt behandelten Patienten, berichtete Martin Neuhaus, Hauptabteilungsleiter Personalwesen der Kliniken Nordoberpfalz AG. Rund 700 bis 800 Patienten habe der Mann behandelt. Nach einer ersten Sichtung habe sich kein Schaden ergeben, erläuterte Neuhaus.

Zwei Monate tätig

Das Krankenhaus war mit dem Fall am Mittwoch selbst an die Öffentlichkeit gegangen, um für Transparenz zu sorgen. Laut Neuhaus war der 36-Jährige im März und April 2018 als Assistenzarzt im internistischen Bereich tätig. Seinen letzten Nachtdienst habe er am 21. April geleistet. Der falsche Mediziner war über einen Personalvermittler aus Nordrhein-Westfalen gebucht worden, mit dem das Krankenhaus schön länger zusammenarbeitet. Aufgabe des Dienstleisters wäre es gewesen, die Dokumente des angeblichen Arztes auf Echtheit zu prüfen. „Wir haben uns auf den Dienstleister verlassen“, sagte Neuhaus. Die Zusammenarbeit werde nun eingestellt. Die Kliniken Nordoberpfalz AG sei in diesem Fall selbst der Geschädigte, Verantwortliche würden von der Polizei als Zeugen vernommen. Die Kriminalpolizei Weiden bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass es Ermittlungen gegen den 36-Jährigen gibt. Einzelheiten könnten wegen des laufenden Verfahrens nicht mitgeteilt werden, hieß es. Die Kliniken Nordoberpfalz AG will nun über eine Rechtsanwaltskanzlei Ansprüche gegen den falschen Arzt und den Personalvermittler geltend machen. Aktionäre der kommunalen Zusammenschlusses sind die Stadt Weiden sowie die Landkreise Tirschenreuth und Neustadt/Waldnaab.

"Oberärzte waren überrascht"

Der falsche Arzt sei nicht aufgefallen, berichtete Personalchef Neuhaus. Sein Wissensstand habe dem anderer Assistenzärzte entsprochen. Er sei sehr selbstbewusst aufgetreten, habe gut Deutsch gesprochen. „Die Chefärzte waren von der neuen Entwicklung sehr überrascht“, berichtete er. Der Hochstapler habe sogar eine Zulassung als Facharzt für Neurologie vorgelegt. Der vermeintliche Mediziner habe als Assistenzarzt im Bereitschaftsdienst vor allem Nachts gearbeitet. 20 Dienste habe er im März und April geleistet. Nachdem der falsche Arzt, der offenbar auch in anderen Krankenhäusern gearbeitet hatte, vom Amtsgericht Kassel zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt wurde, hatte sich der Personaldienstleister bei der Kliniken Nordoberpfalz AG gemeldet. Das Urteil fiel unter anderem wegen Sozialbetrugs und wegen Urkundenfälschung. Der Mann manipulierte nach Überzeugung des Gerichts gut ein Dutzend Dokumente, um sich als Arzt auszuweisen. Er soll sich auch Anstellungen an den Krankenhäusern Kassel (Hessen) und Hildesheim (Niedersachsen) erschlichen haben. Dass Krankenhäuser über Personaldienstleister die Dienste von Medizinern buchen, sei in der Praxis die Regel, erläuterte Neuhaus. Dies sei dem Ärztemangel geschuldet, der vor allem Randgebiete treffe.