Zudem 2000 Euro Begrüßungsgeld für jeden neuen Mitarbeiter Senivita zahlt ab 2017 nach Tarif

Von Peter Engelbrecht
Heimbewohnerin Luise Zeitler unterhält sich im Senivita-Haus St. Florian in Hummeltal mit Pflegekraft Agatha v. d. Wijngaart-Stoltz. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der private Pflegedienstleister Senivita Social Care mit Sitz in Bayreuth wird ab dem 1. Januar 2017 Vergütungen in Anlehnung an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) zahlen. Damit sollen die Beschäftigten höhere Löhne und weitere soziale Verbesserungen erhalten, kündigte dessen Geschäftsführer Benjamin Schmidt an.

 
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Das Unternehmen, eine 100-prozentige Tochter der Senivita Sozial gGmbH in Bayreuth, sucht für seine Pflegeeinrichtungen neue Mitarbeiter. Schmidt hofft, mit den verbesserten Konditionen leichter qualifiziertes Personal zu bekommen. Als weiteres Angebot verspricht das Unternehmen in Stellenanzeigen jedem neuen Mitarbeiter, ein „Begrüßungsgeld“ von 2000 Euro. Dieses wird nach bestandener Probezeit ausbezahlt. Teilzeitkräfte erhalten die Summe anteilig. Rund ein Dutzend Interessenten hätten sich bereits auf die erste Annonce gemeldet.

Im Ballungsraum München gebe es einen regelrechten Wettbewerb um Pflegekräfte, erläuterte Senivita-Pressesprecher Sebastian Brunner. Das Zahlen von Begrüßungsgeld sei in der Branche mittlerweile üblich. So gebe es in Erlangen 3000 Euro für eine neue Pflegekraft, in Bamberg 5000 Euro und in München „noch wesentlich mehr“.

  „Mitarbeiter sind unser stärkstes Kapital“, versicherte Schmidt gegenüber unserer Zeitung. Der Tarifvertrag solle ein klares Signal in die Zukunft sein. Nach Auskunft von Pressesprecher Brunner fehlen derzeit allein in Bayern rund 4500 Pflegekräfte. „Diese Zahl wird sich in Zukunft sicher noch vervielfachen.“ Im ambulanten Pflegebereich, auf den Senivita mit seinem Konzept „Altenpflege 5.0“ vor allem setzt, werde der Pflegeaufwand um rund 20 Prozent steigen, erläuterte Schmidt. „Wir werden mehr qualifiziertes Personal benötigen“, auch die Weiterqualifikation sei wichtig. Das Unternehmen sei stolz, als einer der ersten privaten Anbieter Vergütungen in Anlehnung an den TVöD zu zahlen, betonte Schmidt.

Marianne Skalbania, Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei Senivita Social Care und Mitglied der Tarifkommission zusammen mit der Gewerkschaft Verdi, sagte, die Anlehnung an den Tarifvertrag werde gerade für ungelernte Pflegehelfer eine höhere Bezahlung bringen. „Das ist ein Gehaltssprung nach oben.“ Eine ungelernte Hilfskraft werde künftig mit rund 2100 Euro brutto im Monat starten, rechnete Schmidt vor. Je nach Betriebszugehörigkeit könne sich das Monatsgehalt bis knapp unter 3000 Euro steigern. „Alle Mitarbeiter verdienen mehr’“, doch wirke sich die neue Struktur bei längerer Betriebszugehörigkeit stärker aus. Bei Fachkräften sei der Gehaltssprung geringer als bei Hilfskräften. Eine Fachkraft starte mit 2600 Euro brutto, nach längerer Betriebszugehörigkeit könne sich das Gehalt auf weit mehr als 3000 Euro steigern.

Doch es geht nicht nur allein ums Gehalt. Auch eine betriebliche Rentenvorsorge ist künftig vorgesehen, zudem soll es Verbesserungen bei Urlaub und Jahresleistungen geben, kündigte Gesamtbetriebsratsvorsitzende Skalbania an. Die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber seien sehr konstruktiv und positiv verlaufen. Gabriele Weiß, Betriebsratsvorsitzende in der Einrichtung St. Elisabeth in Pottenstein, sagte, das Unternehmen habe Fortbildungen schon immer finanziert. „Mitarbeiter, die sich weiterbilden wollen, werden gefördert“, versicherte Skalbania. Die Verhandlungen über den Tarifvertrag liefen noch, doch seien die wesentlichen Dinge geklärt. Er werde auf jeden Fall ab dem 1. Januar in Kraft treten. In fast jedem der Häuser seien Betriebsräte gegründet worden. Schmidt kündigte an, auch die Gesundheitsförderung der Beschäftigten zu forcieren, eine „Fortbildungsoffensive“ werde folgen.

Derzeit betreibt Senivita Social Care nach eigenen Angaben elf Seniorenhäuser vorwiegend in Nordbayern. 730 Mitarbeiter versorgen dort rund 740 Pflegebedürftige.

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