Zehn Jahre Schneekanonen: Ein Erfolg?

Von Andreas Gewinner
Schneekanonen an der Ochsenkopf-Nordpiste am 29. November 2016. Zehn Jahre zuvor wurde die Anlage bei fünf Grad plus eingeweiht. Hat sich die Mllionen-Investition gelohnt? Oder haben die Kritiker recht behalten? Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Vor gut zehn Jahren wurde die künstliche Beschneiung an der Nordpiste eingeweiht, begleitet von Hoffnungen und Kritik. Inzwischen ist sie elf Winter gelaufen. Hat sich die Investition von damals gelohnt?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es schien kein gutes Omen zu sein damals: Als am 15. Dezember 2006 die künstliche Beschneiung vom damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Huber eingeweiht wurde, hatte es am Ochsenkopf plus fünf Grad.

Was folgte, war ein Winter mit extrem wenigen Fahrtagen. Also alles verrechnet? Tatsächlich bewies die künstliche Beschneiung schon im ersten, sehr warmen Winter, was sie kann. Bis 2006 war die Zahl der Tage mit weißer Piste auf der Nord- und auf der Südpiste immer annähernd gleich. Die Südpiste hatte sogar einen geringen Vorteil, weil ihre Talstation mehr als 100 Meter höher und damit in etwas kälteren Regionen lag. Doch mit dem Winter 2006/07 begann die Schere, auseinander zu gehen: nur 13 Skifahrtage auf der Südseite, aber 35 auf der Nordseite dank der neuen Beschneiung, so die Bilanz im Frühjahr 2007.

Die Tage mit Skibetrieb: In den letzten fünf Wintern vor Inbetriebnahme der Beschneiung konnte man auf der Südseite im Schnitt an 68,4 Tagen je Winter Ski fahren, auf der Nordseite an 65 Tagen. Seit die Schneekanonen auf der Nordseite in Betrieb sind, gehen diese Zahlen auseinander – und zwar deutlich. In den elf Wintern seit 2006 war auf der Südseite im Schnitt nur noch an 46 Tagen je Winter Ski fahren möglich, auf der Nordseite aber an 91 Tagen. Somit lässt sich sagen, dass die künstliche Beschneiung für eine Verdoppelung der Skifahrtage auf der Nordpiste gesorgt hat. Denn ohne Schneekanonen wäre die Zahl der Fahrtage auf der Nordpiste im Gleichklang mit der Südpiste auf deutlich unter 50 gefallen.

Das Wetter: Im Zeitraum von 2001 bis 2017 lässt sich ein leichter Anstieg der durchschnittlichen Wintertemperatur am Ochsenkopf ablesen. In den fünf Wintern vor der künstlichen Beschneiung lag die mittlere Wintertemperatur im Schnitt bei minus 2,64 Grad (gemessen an der Talstation Nord in 657 Metern Höhe). In den vergangenen elf Wintern lag der Schnitt nur noch bei minus 1,27 Grad. Aber: Der Anstieg geht im wesentlichen auf zwei besonders warme Winter seit Inbetriebnahme der Beschneiung zurück: 2006/07 mit plus 1,36 Grad und 2013/14 mit plus 0,77 Grad. Davon abgesehen hat in zehn der letzten 16 Winter die Durchschnittstemperatur zwischen minus zwei und minus drei Grad gelegen, so übrigens auch im letzten Winter (-2,05 Grad).

Geld: Die künstliche Beschneiungsanlage war nun elf Winter in Betrieb. „In diesen Wintern haben wir rund acht Millionen Euro bei der SBO eingenommen“, rechnet Michael Benz, Pressesprecher des Landratsamtes, vor: „Ohne Beschneiungsanlage hätten wir maximal 50 Prozent davon eingenommen. Also nach einer Investition von rund zwei Millionen Euro 2006 haben wir bis 2017 rund vier Millionen Euro allein bei der SBO erwirtschaftet. Der positive Effekt in der Region bei Vermietung, Gastronomie, Skiverleih und so weiter ist weit höher und kommt noch dazu.“ Von der ursprünglich aufgenommen Kreditsumme für die Beschneiungsanlage seien bereits rund 65 Prozent abfinanziert, so Benz weiter.

Die Anlage hatte zwei Millionen Euro gekostet. Die Oberfrankenstiftung hatte 660.000 Euro davon bezuschusst, ein halbe Million davon war ein Zuschuss vom Freistaat, 200.000 Euro bezahlte Bischofsgrün, regionale Geschäftsleute hatte einen hohen fünfstelligen Betrag beigesteuert. Der Rest wurde kreditfinanziert. Den Anstoß und die konzeptuellen Vorarbeiten, unter anderem die Aufarbeitung der Klimadaten, hatte der Fremdenverkehrsverein Bischofsgrün geleistet.

Winterbilanz Ochsenkopf/Klausenberg: Am Ochsenkopf war im zurückliegenden Winter die Zahl der Tage, an denen man Ski fahren konnte, über beide Pisten hinweg um ein Drittel höher als im Winter 2015/16: Sie stieg auf der Südpiste von 15 auf 32 Tage, auf der Nordpiste von 85 auf 95. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so stark ist der Anstieg an den Klausenliften: nach 58 Tagen im Winter 2015/16 waren es im letzten Winter 78 Fahrtage.

Mehlmeisel hatte bereits zwei Jahre vor dem Ochsenkopf, im Dezember 2004, eine künstliche Beschneiung eingeweiht. Die Kosten von knapp einer halben Million wurden mit privatem Kapital vorfinanziert, das inzwischen komplett zurückgezahlt ist. Derzeit laufen Überlegungen, die Mehlmeisler Anlage auf das Doppelte aufzurüsten. An den Klausenliften braucht man bisher etwa sieben Tage Dauerfrost für eine halbe befahrbare Piste, am Ochsenkopf reichen drei Tage für die ganze Piste.

Bilder