Wohnen neben Wissenschaft

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Punktlandung für ein 20-Millionen-Euro-Projekt: Rechtzeitig zum Beginn des Wintersemesters ist das neue Studentenwohnheim in direkter Nähe zum Campus der Uni Bayreuth fertig. Das Wohnheim Am Tappert, so benannt wegen des in der Nähe vorbeifließenden Bächleins, soll mit seinen 244 Wohnungen dazu beitragen, die Wohnungssituation in Bayreuth für die Studenten zu entspannen.

 
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Es ist ein Gebäude mit Wow-Effekt: Das neue Studentenwohnheim an der Dr.-Klaus-Dieter-Wolff-Straße sieht von außen eher unspektakulär aus. Seine Besonderheit zeigt das Gebäude, wenn man in den Innenhof tritt, über den die Wohnungen erschlossen werden. Alle gehen zum Hof hin, über die Umgänge wird das Gebäude zur Kommunikationsfläche für alle, die dort wohnen. Bis auf zwei Wohnungen, die zur Besichtigung dienen, ist bereits jetzt alles vermietet, sagt Josef Tost, der Geschäftsführer des Studentenwerks Oberfranken, bei der Einweihung im Gespräch mit unserer Zeitung.

"Zähneputzen nicht vergessen"

Für die Studenten, die hier eingezogen sind, habe das Haus nicht nur den Vorteil, dass es neu ist und den aktuellen Standards entspricht. Der größte Vorteil ist, wie Uni-Kanzler Markus Zanner am Donnerstag sagt, die Nähe zum Campus: "Sieben Minuten habe ich zu Fuß gebraucht", sagt Zanner über das derzeit größte Wohnheim-Projekt, das in öffentlich-privater Partnerschaft - von der Bamberger Klappan-Gruppe für das Studentenwerk Oberfranken - gebaut wurde. "Für die Studenten, die um 8 Uhr eine Vorlesung haben, reicht es also, wenn sie um 7.45 Uhr aufstehen." Wobei das dann vielleicht doch nicht so ganz ausreicht, wie der Wissenschafts-Staatssekretär Bernd Sibler anmerkt. Ein paar Minuten eher sollte es schon sein, "schließlich sollen die Studenten das Zähneputzen nicht vergessen".

Acht Millionen Euro Förderung vom Staat

Mit dem Wohnheim, dessen Baukosten von 20 Millionen Euro vom Freistaat mit rund acht Millionen Euro gefördert wurden, werde "ein wichtiger Beitrag zur studentischen Infrastruktur geleistet", sagt Sibler. Gerade weil mit 390.000 Studierenden in Bayern "wieder ein neues Allzeithoch erreicht wurde". Diese Zahl belege die Attraktivität der bayerischen Hochschulen, habe aber im Gegenzug "Konsequenzen für den Wohnungsmarkt, denn die Studenten brauchen ein Dach über dem Kopf". Und damit der Wohnraum bezahlbar bleibe, gebe der Freistaat allein in diesem Jahr rund 47,5 Millionen Euro an Förderung aus.

Bayern fördert mehr als andere - Bund in der Pflicht

Eine Summe, die Prof. Dieter Timmermann, der Präsident des Deutschen Studentenwerks (Berlin), herausstrich: "Diese Förderung ist vorbildlich." Und längst nicht in jedem Bundesland in diesem Umfang vorhanden. Bundesweit bedeute die steigende Studierenden-Zahl: "Es ist für viele Studenten schwer, Wohnraum zu günstigen Konditionen zu finden. "Das ist längst nicht mehr nur eine Standortfrage für die Universitäten, sondern eine Frage der Bildungsgerechtigkeit: Wir sagen, dass die Wahl des Studienorts nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein darf." Man dürfe nicht darauf vertrauen, "dass der Markt das schon richtet",sagt Timmermann. Der Markt habe es nämlich schon gerichtet - in Richtung teuren Wohnraums für die, die es sich leisten könnten. Timmermanns Forderung: "Wir brauchen eine Bund-Länder-Initiative" für studentischen Wohnraum. Für den "enormen Bedarf brauchen wir den Bund als Co-Investor", diese Rolle dürfe nicht auf Kommunen und Länder abgewälzt werden.

Wohlfühlatmosphäre für Studenten

Das neue Wohnheim trage nicht nur zur Entspannung am Wohnungsmarkt bei, sondern bringe die "für das fordernde Studium wichtige Wohlfühlatmosphäre", sagt Prof. Stefan Leible, der Präsident der Bayreuther Uni. In einem Umfeld, das mit früher nicht mehr zu vergleichen sei: "Mein erstes WG-Zimmer in Bayreuth hatte noch einen Kohleofen." Ansprechender und bezahlbarer Wohnraum gehöre gerade für Studenten zu den wichtigen Themen, sagt Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. "Auch wenn die Wohnungssituation in Bayreuth weniger angespannt ist", bringe das Wohnheim Am Tappert durchaus Entlastung. Die Stadt und die Universität würden durch Angebote wie diesem Wohnheim auf dem ehemaligen Zapf-Gelände noch einmal attraktiver.

Schocknachricht: Möbelhersteller abgebrannt

Während Planung und Bau problemlos gelaufen seien, hätte es fast doch nicht geklappt mit der Eröffnung, sagt Peter Klappan, Geschäftsführer der Klappan-Gruppe, die das Wohnheim gebaut hat. Drei Monate für der Fertigstellung "hat uns die Schocknachricht erreicht, dass der Möbelhersteller, bei dem die Ausstattung bestellt war, abgebrannt ist". Und mit dem Hersteller alle Möbel. Nur mit einem Kraftakt habe es geklappt, das Wohnheim zu möblieren und zu eröffnen.

Dran an der Quote

Ein Wohnheim, das Bayreuth zu den wenigen Uni-Städten macht, in dem die Quote passt, wie Josef Tost in seiner Ansprache sagt: "Wir haben eine Quote von 13 Prozent geförderten Wohnheimplätzen." Zusammen mit weiteren, in öffentlich-privater Partnerschaft gebauten Häusern komme man in Bayreuth auf 20 Prozent Wohnheimplätze. Genau die Summe der Plätze, die man brauche, um den Bedarf derer zu decken, die für die Zeit des Studiums in Wohnheimen wohnen wollen. "In Bayreuth sind wir jetzt gut aufgestellt", sagt Tost.

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