Wöhrl-Übernahme plötzlich gefährdet

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Platzt die Übernahme von Wöhrl durch Christian Greiner in letzter Minute? Am Mittwoch müssen die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen. Doch kurz vorher hat das österreichische Unternehmen „Kleider Bauer", das schon einmal im Bieter-Rennen um Wöhrl war, erneut Interesse angemeldet und ein neues Angebot vorgelegt.

 
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Die Gläubiger entscheiden am Mittwoch über den Insolvenzplan, nicht über das neue Angebot. Wie die Abstimmung ausgehen wird, war am Dienstag völlig offen.

Ein Wöhrl-Sprecher erklärte unserer Zeitung auf Anfrage dazu: „Das Unternehmen Kleider Bauer hatte in dem bereits vor mehr als drei Monaten beendeten Investorenprozess für die Wöhrl Gruppe ein Angebot abgegeben. Dies war wirtschaftlich schlechter für die Insolvenzgläubiger als das zum Zuge gekommene Angebot des Investors Christian Greiner.“ Greiner ist der Sohn des Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl und arbeitet als Vorstand beim Münchner Kaufhaus Ludwig Beck.

Frist verstrichen

Eine Frist zur Nachbesserung ließ Kleider Bauer damals verstreichen, so der Sprecher weiter. Ende vergangener Woche habe Kleider Bauer überraschenderweise ein modifiziertes Angebot übermittelt, das vom Vorstand in enger Abstimmung mit dem Sachwalter geprüft werde. Neben den wirtschaftlichen Kriterien sei dabei die mit Greiner vereinbarte Exklusivität zu beachten sowie der sehr enge Zeitplan, da bereits heute die Gläubiger über den Insolvenzplan abstimmen. Kleider Bauer mit Sitz in Perchtoldsdorf (Niederösterreich) bietet in 30 Filialen über 80 Marken an und hat rund 1000 Mitarbeiter.

Sollten die Gläubiger dem Insolvenzplan nicht zustimmen, müsste man sich erneut um einen Investor bemühen. Dann würde der viele Monate dauernde, aufwendige Prozess, den angeschlagenen Nürnberger Modehändler zu retten, neu beginnen. Stimmen die Gläubiger dem Insolvenzplan zu, wird Wöhrl ab Mai von Greiner geführt.

Millionenrisiken

Ein Urteil des Bundesfinanzhofes hatte Greiner vor wenigen Wochen veranlasst, sein Übernahmemodell zu überdenken, weil dieses Urteil im Fall einer Übernahme der AG steuerliche Risiken von bis zu zehn Millionen Euro bedeutet hätte, wie Restrukturierungsvorstand Christian Gerloff unserer Zeitung auf Nachfrage bestätigte. Deshalb wollte Greiner nicht mehr die AG, sondern das operative Geschäft, das in einer neuen Wöhrl-Gesellschaft gebündelt werden soll, erwerben.

Für Kunden, Mitarbeiter und Gläubiger sollte sich dadurch nichts ändern, versicherte Gerloff. Die Gläubiger sollen nach aktuellem Stand auf 80 bis 90 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Das gilt auch für die Käufer der Anleihe. Wöhrl rechnet auch für das laufende Geschäftsjahr 2016/17 (31.7.) noch mit Verlusten, obwohl die Geschäfte nach Angaben des Unternehmens stabil laufen. Durch das Insolvenzverfahren habe es Sonderbelastungen gegeben.

Gläubiger am Zug

Gerloff versicherte zuletzt, die Übernahme sei nicht gefährdet. Das ist sie nun doch. Nicht wegen dem Bundesfinanzhof, der entschieden hatte, dass Sanierungserlöse wie der Verzicht der Gläubiger zu versteuern sind. Sondern durch die Gläubiger selbst, so sie das neue Angebot als attraktiv ansehen.

Greiner möchte den Modefilialisten zusammen mit Co-Investoren übernehmen und auf weitere Filialschließungen verzichten. Wöhrl hat noch 30 Standorte, davon mit Bayreuth, Hof, Coburg und Bamberg vier in Oberfranken.