Wo es sich wirklich lohnt Bio abseits von Lebensmitteln

Beim Thema Bio denken die meisten Menschen an Lebensmittel: Bio-Fleisch, Bio-Eier, Bio-Gemüse, Bio-Brot. Die Debatte, ob es sich lohnt, Bio-Lebensmittel zu kaufen, kommt immer wieder von Neuem auf, auch wenn sie scheinbar schon etliche Male totgetreten wurde. Spannend aber wird es, wenn es um andere Dinge geht, die ebenfalls „Bio“ sind – Gebrauchsgegenstände und Dinge, die unsere Räume behaglicher machen oder die wir uns auf die Haut reiben. Aber lohnt es sich wirklich, sie zu kaufen und im Vergleich zu herkömmlichen Produkten entsprechend mehr zu zahlen?

 
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Bio-Möbel

Vor allem bei Babys und Kleinkindern ist es üblich, dass man auf Schadstofffreiheit von der Windel, über das Spielzeug, bis hin zum Bettchen achtet. Die meisten Erwachsenen hingegen achten bei sich selbst, wenn überhaupt, auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Dabei ist es ein Irrglaube, zu denken, dass eine gesunde Ernährung ausreicht, um dauerhaft gesund zu bleiben. Wer sich etwa im Wohnbereich tagtäglich giftigen Ausgasungen aussetzt, wie man sie zum Beispiel in Bestandteilen mancher Spanplatten findet, der muss damit rechnen, dass diese Bestandteile sich irgendwann auch negativ auf die Gesundheit auswirken. Denn die Möbel geben die Stoffe zwangsweise, wenn auch n geringer Menge, an die Raumluft ab und werden von uns aufgenommen – ob wir wollen, oder nicht. Neben kleinen Kindern leiden darunter übrigens auch Allergiker noch einmal in verstärkter Weise; und die Anzahl der von Multipler Chemikalien Sensibilität Betroffenen wächst leider stetig, wie es die Übersicht der Europäischen Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene zeigt. Schon etwa 400.000 Deutsche sind davon betroffen.

Die Lösung lautet: Auf Bio-Möbel und auf Naturholz setzen! Denn mit ihnen tut man eben nicht nur der Umwelt, sondern auch dem eigenen Körper einen Gefallen. Da es keine einheitliche Definition dessen gibt, was etwa einen Bio-Stuhl oder einen Ökotisch auszeichnet, sollten sich Käufer die jeweiligen Kriterien für die verwendeten Rohstoffe, die Herstellung und die Nachbehandlung zur eigenen Beurteilung merken und entsprechend entscheiden, ob ein bestimmtes Produkt gekauft wird oder nicht. Zu achten ist auf Folgendes:

  • Eine umweltschonende Produktion, die durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe ermöglich wird (Metallbestandteile bilden eine Ausnahme)
  • Die Oberfläche der Möbel sollte offenporig und nur mit Lasuren, Naturharzölen oder Wachs auf natürlicher Basis behandelt sein. Bei veredeltem Holz ist auf lösungsmittelfreie Lacke auf Wasserbasis zu setzen
  • Bio-Möbel sollten absolut schadstofffrei sein, was nur eine Volldeklaration der verwendeten Inhaltsstoffe garantiert. Idealerweise finden sich außerdem Prüfzertifikate, welche die Schadstofffreiheit belegen. Übliche Logos sind: Der blaue Engel; das FSC-Logo, ÖkoControl-Siegel, das PEFC-Siegel und das goldene M.

Bio-Kleidung

Das Material, das für die meisten Kleidungsstücke verwendet wird, ist die Baumwolle. Fast jeder Mensch trägt täglich Kleidungsstücke, die zumindest zu gewissen Anteilen aus Baumwolle gefertigt sind. Was dabei vielen nicht bewusst ist: Die Textilindustrie und vor allem auch die Baumwollindustrie ist ein gigantischer Umweltsünder und macht zahlreiche Menschen krank. So werden einerseits für möglichst hohe Erträge Baumwollpflanzen heute – entgegen ihrer Natur – einjährig kultiviert und sie werden zu unglaublichen Mengen in Trockengebieten angebaut. Da sie aber extrem viel Wasser benötigen, müssen sie künstlich bewässert werden. Diese Bewässerung stellt eine immense Verschwendung wertvoller Süßwasserreserven dar, die wiederum verheerende ökologische und soziale Auswirkungen mit sich bringt. Ein besonders drastisches Beispiel ist die großteilige Austrocknung des Aralsees aufgrund der Bewässerungslandwirtschaft – knapp 70% des Sees sind aufgrund dieser Landwirtschaft heute schon ausgetrocknet . Weiterhin macht der Pestizideinsatz beim Anbau viele Bauern krank. Und zu guter – oder besser gesagt, schlimmer – Letzt müssen weltweit auch viele Kinder in Zwangsarbeit Baumwolle ernten.

Wer auf Bio-Baumwolle setzt, sorgt dafür, dass natürliche Dünger und Pflanzenschutzmittel anstatt künstlicher Chemikalien verwendet werden. Das kommt einerseits den Böden zugute, die nicht so stark belastet werden, als auch den Arbeitern, die mit weniger Giftstoffen in Berührung kommen. Und auch die Haut der Konsumenten, die auf diese Giftstoffe verzichten und dafür vielleicht ein wenig mehr in eine gute Jeans oder einen hochqualitativen Pullover investieren, freut sich am Ende. Außerdem verbraucht Bio-Baumwolle weniger Wasser als gentechnisch modifizierte Baumwolle. Und nicht nur das – die Bauern pflanzen sie auch auf einer deutlich dickeren Humusschicht, wodurch sie auch noch weniger Wasser benötigen. Leider ist derzeit nur knapp 1% des weltweiten Baumwollanbaus biologisch. Nur mit vermehrter Nachfrage kann dieser Wert gehoben werden.

Bio-Heizmaterial

Das Heizen verbraucht in eigentlich jedem Haushalt die meiste Energie. Es geht nicht nur ins Geld, sondern verursacht auch einen hohen Ausstoß an schädlichem CO2. Das Umweltbundesamt etwa gibt diverse Tipps, wie richtig geheizt werden kann , um Energie zu sparen und Umwelt und Geldbeutel zu schonen. Was aber seltsamerweise vergessen wird, ist, dass es auch enorm hilft, beispielsweise von „herkömmlichem“ Heizöl auf Bio-Heizöl umzusteigen. Wer nicht vollständig auf eine alternative Heizmethode mit Energiegewinnung aus Erde, Luft und Wasser umsteigen möchte, sollte sich zumindest diesen Schritt überlegen. Denn Bio-Heizöl trägt in der Regel dazu bei, den Bedarf an Mineralöl zu reduzieren und somit ressourcenschonend zu funktionieren. Weiterhin wird der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert.

Es gibt verschiedene Formen von Bio-Heizöl, deren Preise, wie bei dem herkömmlichen Brennstoff, täglich und je nach Stadt schwanken . Es gilt also, das Bio-Heizöl zum richtigen Zeitpunkt zu bestellen, um nicht deutlich mehr zu zahlen, als man es bisher gewohnt war. Doch jede Investition in „Bio 10“, „Bio 15“ und „Premium Bio 10“ lohnt sich alleine aus Umweltschutzgründen: Der Bio-Brennstoff reduziert die negativen Auswirkungen des CO2-Ausstoßes bei der Verbrennung deutlich. Weniger Ablagerungen im Tank durch Bio-Heizöl ersparen einem außerdem aufwendige Reinigungsmaßnahmen.

Bio-Kosmetik

Man möchte meinen, wenn es um die eigene Haut geht, sind wir Verbraucher besonders vorsichtig und penibel und legen Wert auf hochwertige und biologische Produkte. Aber falsch gedacht: In der Regel werden konventionelle Produkte gekauft, die einem über aufwendige und große Werbekampagnen eine reine Haut mit wenigen Anwendungen versprechen — von Bio keine Spur. Dabei lohnt sich Biokosmetik ganz besonders und wirkt vor allem bei den meisten Menschen auch besser, als herkömmliche Kosmetik.

Das liegt daran, dass in konventionellen Produkten fast immer Mineralöle und andere synthetische Wirkstoffe vorhanden sind. Diese haben die Eigenschaft, häufig einen sofortigen Effekt auf der Haut hervorzurufen und einem so das Gefühl zu geben, dass sie optimal wirken und sich der Kauf gelohnt hat. Allerdings lassen diese Produkte die Haut oft eben nur oberflächlich gesund und schön wirken. Wird das Produkt wieder abgesetzt, verschlechtert sich der Hautzustand wieder. Außerdem haben Mineralöle einen okklusiven Effekt; das heißt, dass sie die Poren bei Benutzung verschließen. Dadurch kommt an die unteren Hautschichten weniger Luft. Die Haut produziert dann nur noch eingeschränkt Lipide und kann nur noch sehr erschwert Feuchtigkeit binden.

Die Rohstoffe, die für die Herstellung von Biokosmetik verwendet werden, haben keinen solchen okklusiven Effekt auf die Haut und entspringen insgesamt einem streng kontrollierten Anbau. Um als Biokosmetik zertifiziert zu werden, müssen Produkte einige Kriterien erfüllen, anhand derer deutlich werden sollte, was die Qualität von Bio-Kosmetik ausmacht und was den meist etwas höheren Preis gegenüber den Standardprodukten rechtfertigt. So gilt unter anderem Folgendes:

  • Weder Mineral- noch Silikonöle dürfen enthalten sein, da diese beispielsweise aus Erdöl hergestellt werden und über das Abwasser in die Umwelt gelangen und dort nicht abgebaut werden können
  • Alle organischen Rohstoffe, die enthalten sind, müssen aus kontrolliert biologischer Produktion kommen, frei von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie frei von Gentechnik sein
  • Jegliche ätherischen Öle und Pflanzenextrakte, die enthalten sind, dürfen ausschließlich natürlich gewonnen worden sein
  • Wirkstoffe, Tenside und Emulgatoren dürfen weder chemisch gewonnen noch chemisch behandelt sein