Wilhelminenaue: Etwas Freilauf für Hunde

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Bald kann Lucy, der Hund von Gesche Karstens, auf ein bis zwei Flächen in der Wilhelminenaue, wo die beiden gerade Gassi gehen, frei laufen und mit anderen Hunden spielen. Das hat der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch nach wirklich eingehender Diskussion mehrheitlich beschlossen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats ist auf den Hund gekommen. Nicht ganz freiwillig. Dafür aber mit einer langen Diskussion um das Für und Wider von Leinenpflicht, Hundewiesen und dem Inhalt der neuen Grünanlagensatzung der Stadt. Am Schluss steht ein Kompromiss, der es Hundefreunden möglich macht, ihre Hunde auf noch zu findenden Flächen in der Wilhelminenaue frei laufen zu lassen. Eingezäunt, versteht sich.

 
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Hunde und Wilhelminenaue - das ist ein Thema mit einer langen Geschichte. War es vor dem Umbau der Aue zur Landesgartenschau problemlos möglich, mit Hunden über die 45 Hektar große Fläche zu spazieren, wo sie nicht landwirtschaftlich genutzt wurde, standen die Hunde mit ihren Herrchen 2016 vor einem Zaun. Bis auf Blinden- und Begleithunde kam kein Vierbeiner aufs Gelände. Jetzt ist das Areal für die Öffentlichkeit komplett zugänglich. Hunde allerdings dürfen nur an der Leine geführt werden. Grund genug für die CSU-Stadträte Thomas Ebersberger und Franz-Peter Wild für einen Antrag, in dem sie fordern, die Leinenpflicht auf dem Gelände aufzuheben. Oder alternativ "großzügige Hundespielwiesen auszuweisen, um ein artgerechtes Halten der Hunde zu ermöglichen".

Kontroverse Diskussion

Die Diskussion, die der Antrag am Mittwochnachmittag im Haupt- und Finanzausschuss auslöste, war kontrovers. Unter anderem, weil die Verwaltung im Zuge der Neufassung der Grünanlagenfassung nicht nur die Idee hatte, gemäß dem Antrag Flächen in der Wilhelminenaue auszuweisen, wie Stadtbaureferentin Urte Kelm sagte, sondern auch noch eine im Norden des Stadtgebiets, an der Bürgerreuth, eine im Westen am Y-Haus und eine im Süden, im Bereich des Studentenwalds und der Schwedenbrücke. Positive Erfahrungen in der Wilhelminenaue vorausgesetzt. Kelms Empfehlung: Die Leinenpflicht auf dem Rest des Geländes sollte man aber beibehalten.

"Auf keinen Fall Zäune"

Thomas Ebersberger kann sich zwar, wie er sagt, mit Flächen in der Wilhelminenaue anfreunden. "Auf keinen Fall" aber "mit Zäunen oder Einfriedungen. Die meisten oder alle Hundehalter haben ihre Hunde im Griff", sagt Ebersberger, der es ebenso ablehnt, dass Flächen in anderen Teilen der Stadt angekauft werden, um Hundewiesen anzulegen. "Das ist rausgeworfenes Geld." Heinz Hofmann (BBL) sagt, er habe Verständnis dafür, dass "Hundehalter ihre Hunde frei laufen lassen wollen in der Wilhelminenaue". Aber: Die Leinenpflicht wolle er auf keinen Fall über Bord werfen. Schon aus Haftungsgründen, denn: "Dort hält sich Wild auf." Und es bestehe die Gefahr, dass Hunde Hasen oder Rehe aufstöbern und dann Richtung Eremitagestraße oder gar auf die Autobahn rennen würden. "Wer haftet da? Die Stadt?" Gegen Hundwiesen - "das geht aber nur mit Einzäunung" - habe er nichts einzuwenden, sagt Hofmann.

Zaun oder nicht Zaun?

Damit eröffnete Hofmann das Rennen von Zaun-Befürwortern und Zaun-Gegnern: Klaus Wührl-Struller (Grüne) etwa will ebenso einen Zaun wie Thomas Hacker (FDP) oder Iris Jahn (JB), die sagt: "Ein Einplanken macht schon Sinn." Anders sehen das Klaus Klötzer (CSU) und Ingo Rausch (BG). Rausch sagt: "Wir müssen doch in Bayreuth das Rad nicht neu erfinden." Hundewiesen gebe es in anderen Städten auch, dort funktionierten sie auch ohne Einfriedungen. "Noch schlimmer wäre, extra Grundstücke dafür zu erwerben." Damit liegt Rausch auf einer Linie mit Stephan Müller (BG und Wolfgang Gruber (DU): "Man muss ja nicht übertreiben - und Flächen kaufen, die sowieso schon so genutzt werden."

"Erwischen nur die Vernünftigen"

Extra ausgewiesene Flächen funktionierten ohnehin nur mit Hundehaltern, die vernünftig sind, fügt Ebersberger an. "Die verantwortungslosen Hundehalter erwischen wir damit nicht." Ein Zaun in der Wilhelminenaue rund um eine Hundewiese, das sei "optisch völlig neben der Kappe", sagt der zweite Bürgermeister. Zumal halte der Hunde auch nicht zwingend ab: "Ich hatte mal einen Pudel, 35 Zentimeter hoch. Der ist bald jeden Tag über einen 80 Zentimeter hohen Zaun gesprungen." Die beiden SPD-Stadträte Siegfried Zerrenner und Jörg Grieshammer sperren sich gegen die Ausweisung von Hundewiesen in der Wilhelminenaue - wegen der zu befürchtenden Verschmutzung. Und wegen der möglichen Nähe zu Kinderspielplätzen.

Der Test wird gemacht

Dennoch wird die Stadt es ausprobieren: 15 der 17 Stadträte befürworten, dass Hundespielwiesen ausgewiesen werden. Mit Zaun, mit einer ausreichenden Zahl an Hundekotbeutel-Spendern. Wenn die Erfahrung in der Wilhelminenaue positiv ist, wolle man über weitere Flächen in der Stadt nachdenken.

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