Die Wildschweine aus dem hochgewachsenen Mais herauszudrücken und dann auf freier Fläche zu schießen, bringt kaum Erfolg. Alfred Heinz hatte am Sonntagfrüh mit Helfern dreimal sein knapp zwei Hektar großes Feld durchstreift. Fünf Wildschweine waren drin, eines wurde geschossen. In Görschnitz war es ähnlich, berichtet Popp: 19 Wildschweine waren im Mais, gerade einmal vier wurden erlegt.
Jagdpächter ratlos
Torsten Rademacher, Pächter des Reviers in Görschnitz, hat dieses Jahr für fast 3000 Euro Zäune gekauft. Das Aufstellen rund um das Maisfeld von Alfred Heinz sei ein Versuch. Der Elektrozaun halte sicherlich Frischlinge auf, „aber die Sauen springen drüber“.
Um die Wildschweine effektiv bejagen zu können, fordert Rademacher den Einsatz von Nachtzielgeräten. Doch das Bundeskriminalamt lehnt dies aus Sicherheitsgründen ab. Drückjagden beim Staatsforst mit einem Abschuss von ein paar Sauen nennt er „nicht relevant“. Jäger und Staatsforsten versuchten, möglichst viele Wildschweine zu erlegen. „Ich weiß nicht, wie man es anders machen sollte“, sagt auch Rademacher ratlos.
Jägerverein lobt Staatsforsten
Im Raum Kulmbach sieht die Situation offenbar nicht so dramatisch aus. Der dort zuständige Forstbetrieb Nordhalben mache beim Thema Schwarzwild „einen guten Job“, versichert t der Vorsitzende des Jägervereins Kulmbach, Peter Müller. „Die Staatsforsten tun alles, um das Problem in den Griff zu bekommen.“ Von dem Brief der Jagdgenossenschaften und des Bauernverbandes zeigt er sich „etwas irritiert“.
Der Forstbetrieb Nordhalben organisiere in diesem Jahr ab Oktober 15 Drückjagden auf Schwarzwild mit jeweils 100 Jägern und großen Hundemeuten. „Da kann es durchaus sein, dass man jeweils 30 bis 40 Sauen schießt“, fasst Müller zusammen. Die Verärgerung der Bauern über Schwarzwildschäden sei nachvollziehbar, doch die großen Maisflächen böten den Tieren nun mal hervorragende Deckung.
„Wir haben die gleichen Probleme wie in Bayreuth“, sagt Wilfried Löwinger, Kreisobmann des Bauernverbandes in Kulmbach. Die Staatsforsten könnten gegen die Wildschweinplage auch nicht mehr unternehmen als die Jäger. „Alle Beteiligten müssen zusammenhelfen“, appelliert Löwinger. Auch er weiß: Schnelle Erfolge wird es nicht geben.
Auszüge aus dem Brandbrief:
"Schäden dieses Umfangs und eine drohende Verschärfung dieser Situation sind nicht mehr hinnehmbar“, heißt es im Brandbrief von Jagdgenossenschaften und Bauernverbands-Ortsobmännern an die Bayerischen Staatsforsten in Fichtelberg.
Zudem bestehe zunehmend Gefahr durch die immer näher rückende Afrikanische Schweinepest, die auf heimische Schweine übertragen werden kann. „Daher fordern wir Landwirte die Staatsforsten auf, den Bestand von Wildschweinen durch vermehrten Einzelabschuss, organisierte Drückjagden, Saufänge und weitere Mittel zu reduzieren und auf einem angemessenen Niveau zu halten.“
Betriebsleiter Winfried Pfahler vom Forstbetrieb Nordhalben antwortete, Bewegungsjagden seien ein Teil des Konzeptes. Im Bereich Weidenberg seien in diesem Jahr drei, südlich der Steinach zwei große Bewegungsjagden geplant. Das teilweise Einstellen von Schwarzwildkirrungen, also Lockfütterungen, habe den positiven Effekt gehabt, dass mehr Schwarzwild erlegt worden sei als vorher.
Ohne Kirrung bräuchten die Sauen wesentlich länger, um satt zu werden, seien daher frühzeitig zur Nahrungssuche unterwegs und könnten leichter geschossen werden. Die Erfolge von Saufängen blieben weit hinter den Erwartungen zurück.