Whatsapp überführt Plakatschänder

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Die Wellen waren hochgeschlagen im August. Serienweise verschwanden über Nacht nahezu alle Wahlplakate von AfD und CSU. Was nicht ganz gestohlen wurde, blieb verschmiert, zerrissen oder zerschnitten zurück. AfD wie CSU hatten Strafanzeigen erstattet. Inzwischen wurden Tatverdächtige ermittelt. Dank Whatsapp. Die Textprotokolle sind aufschlussreich. Und auch amüsant.

 
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Eine ganze Gruppe meist junger Leute hatte sich zusammengetan, um den Wahlkampf der rechtspopulistischen Partei zu behindern. Über den Kurznachrichtendienst Whatsapp hat sich die Gruppe organisiert, verabredet und ausgetauscht. Zahlreiche Fotos wurden aufgenommen und an die Gruppe verteilt.

Ermittler kennen Inhalt

Die Ermittler kennen den Inhalt. Die Bayreuther Staatsanwaltschaft bestätigt: In dem Strafverfahren, das Oberstaatsanwältin Juliane Krause leitet, wurden einer „bekannten Tätergruppe“ die Taten gegen die AfD nachgewiesen. Was die Anzeige der CSU angeht, gebe es noch ein laufendes Verfahren gegen unbekannt. Georg Hock, Kreisvorsitzender der Kulmbacher AfD, hat jetzt im Namen seiner Partei der Strafanzeige noch einen Strafantrag nachgeschoben. Hock will, dass die Täter bestraft werden, sagte er gegenüber unserer Zeitung.

In der Nacht zum 13. August waren allein im Stadtgebiet Kulmbach 110 Wahlplakate der AfD gestohlen worden. Wie es aussieht, war das geplant, wenn es dabei auch so manches Mal etwas holprig zuging. Die meist jungen Leute, größtenteils unter 21 Jahre alt, haben sich Gedanken gemacht, wie sie vorgehen. Einer schlug vor, eine Astschere mitzunehmen. Ein anderer wusste es besser, nachdem er offenbar praktische Erfahrungen gesammelt hatte: „Übrigens braucht man dafür keinerlei Zange oder sonst was. Die kann man einfach abreißen. Also das ging easy.“

„Also da hängen einige"

„Easy“ war es, dem Gesprächsverlauf folgend, nicht für alle. Mindestens einer hat die Astschere eingesetzt und sich damit prompt so heftig geschnitten, dass er ärztlich behandelt werden musste. Andere wurden sich erst vor Ort des Umfangs ihres Vorhabens bewusst: „Also da hängen einige. Das ist glaub ich ein Stück Arbeit.“ Wieder andere waren hoch motiviert. „Also vom Kino bis in Richtung Melkendorf haben wir jetzt alles runtergemacht und der Rest kommt später noch. Wir gehen jetzt kurz noch schauen, was da noch alles zum Abreißen ist.“

Anfang Juni bereits wurde die Gruppe auf Whatsapp eingerichtet. Möglicherweise waren es die Strafanzeigen, die dann am 19. August dazu führten, dass die Gruppe gelöscht wurde. Fakt ist: Mehrere Teilnehmer haben die Gruppe schon vorher verlassen, etwa zu dem Zeitpunkt, als sich abzeichnete, dass die Plakate zerstört werden sollen. Gut möglich, dass Mitglieder der Gruppe Skrupel bekamen und sich an Straftaten nicht beteiligen wollten.

Sechs Täter sind identifiziert

Sechs Mitglieder der Whatsapp-Gruppe im Alter zwischen 18 und 44 Jahren konnten die Ermittler offenbar nun exakt diesen gegen die AfD gerichteten Taten zuordnen. Insgesamt bestand die Gruppe aber aus wesentlich mehr Teilnehmern, die zum Teil wohl auch einer weiteren Kulmbacher Gruppierung angehörten, die sich über eine geheime Facebook-Gruppe organisiert hatte.

Während die Taten zum Schaden der AfD, wie es scheint, nun aufgeklärt sind, sieht es im Fall der CSU noch anders aus. Auch die CSU in Kulmbach hatte im August über Bundeswahlkreisgeschäftsführerin Susanne Kraus Strafanzeige bei der Kulmbacher Polizei erstattet. Kraus war entrüstet: „Wir werden den Diebstahl und die Beschädigung fast aller CSU-Wahlplakate im Stadtgebiet Kulmbach nicht weiter hinnehmen. Unsere ehrenamtlichen Helfer haben mehrmals nachplakatiert und immer wieder sind die Plakate beschmiert, kaputt gemacht worden und gänzlich verschwunden. Wir gehen davon aus, dass hier systematisch, organisiert und gezielt gegen die CSU vorgegangen wird“, sagte Susanne Kraus damals.

Auch wirtschaftlicher Schaden sei der Partei entstanden, hatte Kraus beklagt. Während die AfD nun mit aller Kraft die Bestrafung der Täter fordert, hält sich die CSU zurück.

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