WG-Suche: Eine Leidensgeschichte in Serie

Von Moritz Kircher

Eine Serie über verrückte Erlebnisse bei der Suche nach einem WG-Zimmer – wo sonst als in München könnte diese Idee entstehen? So ging es Florian Friedrich. Aus der Idee des Bayreuther Studenten wurde ein Abschlussprojekt für die Uni. Am Sonntag ging die Pilotfolge mit einem bekannten Gesicht vor der Kamera online. Für weitere Folgen von "Zimmer gesucht" machen die Studenten ihre Serie zu einem Crowdfunding-Projekt.

 
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„Ich habe natürlich auf Anhieb kein WG-Zimmer gefunden“, sagt Florian Friedrich über seinen München-Trip. Er hat schnell festgestellt, dass es in der Landeshauptstadt selbst für das letzte Kellerloch noch ein Bewerbercasting gibt. Kein Zimmer, „aber dafür habe ich einen ganzen Haufen verrückte Geschichten mitgebracht“. Er dachte zuerst, seine Erlebnisse seien so absurd, „das würde mir keiner glauben“. Aber als er Freunden und Kommilitonen davon berichtete, wusste plötzlich jeder eine eigene Leidensgeschichte zu erzählen. Genug Stoff für eine ganze Serie.

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Zuerst sei das Filmprojekt als Übung geplant gewesen, erzählt Friedrich, der in der Serie Regie führt. Aber wie das mit guten Ideen so ist, entwickelte diese eine ganz eigene Dynamik und wurde zu einem fachübergreifenden Projekt von Studenten in den Fächern Theater und Medien sowie Medienwissenschaften. Ein Team von rund 20 Leuten ist nun mit an Bord – die Schauspieler nicht einmal dazugezählt. Die sind Schauspielprofis.

„Wir haben das Ganze als eine Art Kammerspiel aufgezogen“, sagt Julia Römpp, die die Drehbücher für die Folgen schreibt. Sechs bis acht sollen es einmal werden. In der Pilotfolge spielen Laura Götz von der Schauspielschule Regensburg und Susanne Steidle mit. Steidle hatte schon Rollen in der Lindenstraße und in der ARD-Soap Marienhof. Die beiden verlangen für den Piloten keine Gage. „Wir hatten bis jetzt eine ziemliche Glückssträhne“, sagt Ilona Post, in der Produktion unter anderem für den Schnitt zuständig.

Kann so in jeder größeren Stadt passieren

Gedreht wurde die erste Folge komplett in Bayreuth – unter anderem am Roten Hügel. Es soll aber keine spezifische Bayreuther Serie werden. „Die Geschichten können so in jeder größeren Stadt in Deutschland passieren“, sagt Florian Friedrich. „Auch Bayreuth ist für Studenten ein Pflaster, auf dem es gar nicht so einfach ist.“

Beim Schreiben der Geschichten lässt Drehbuchautorin Römpp ihren Gedanken freien Lauf. „Das kommt dann einfach so“, sagt sie. Die grundlegenden Ideen kamen von den Erzählungen der anderen Beteiligten. Und ihr Rezept für einzelne Gags verrät Ilona Post: „Julia hat immer ein kleines Notizbuch dabei und schreibt lustige Gespräche auf.“

Nur wenige Tage Zeit für den Schnitt

Die Dreharbeiten für die vier Minuten lange Pilotfolge dauerten eineinhalb Tage. „Das war ein enormer Zeitdruck“, sagt Regisseur Friedrich. Das habe nur geklappt, weil fast jeder in seinem Spezialgebiet schon Erfahrung mitbringe. „Für die wenigsten war es das erste Set, an dem sie gedreht haben.“

Mindestens genau so viel Zeitdruck gab es dann in der sogenannten Postproduktion – also bei allem, was nach dem Dreh passiert. Am Samstag vor einer Woche waren die Dreharbeiten abgeschlossen. Am Sonntag startete Ilona Post mit dem Schnitt. Drei Tage später musste alles fertig sein, damit die erste Folge der Serie online gehen kann. „Bei dem Aufwand dauert das normalerweise mindestens drei Wochen“, sagt Post. „Mit viel Kaffee hat es geklappt.“

"Genauso wie der Pilot. Aber in geil"

Bis jetzt lief also alles wie am Schnürchen für die Bayreuther Studenten – wenn auch unter enormem Zeitdruck. Doch wenn am Sonntag die erste Folge online geht, wird es ernst. Denn dann müssen die Studenten auf einen Erfolg hoffen, den sie nur bedingt beeinflussen können. Die Folge wird bei Startnext gezeigt. Einer so genannten Crowd-Funding-Plattform. Die funktioniert so: Wer das Projekt gut findet, kann es mit einem Beitrag finanziell unterstützen. Die Studenten müssen genug Geld einsammeln, um weitere Folgen produzieren zu können.

Für den Piloten sind sie nach eigenen Angaben mit einem Kleinstbudget von 300 Euro ausgekommen. Sie sind Feuer und Flamme für ihr Projekt und wollen unbedingt weitermachen. Ein Erfolg bei Startnext bedeutet weitere Folgen. In der Machart „genauso wie der Pilot“, sagt Florian Friedrich. „Aber in geil.“

Info:

Die Pilotfolge von "Zimmer gesucht" gibt es auf Startnext unter www.startnext.com/zimmer-gesucht. Wer will, kann das Projekt dort auch finanziell unterstützen.

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