Weniger München, mehr Hollfeld

Von Moritz Kircher
Heimatminister Markus Söder beim Festakt zu 1000 Jahre Hollfeld, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Festakt zum 1000. Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung Hollfelds war dank des Auftrittes von Heimatminister Markus Söder (CSU) von hohem Unterhaltungswert. Ganz nebenbei wurde zwischen Rednerpult und den Ehrengästen in der ersten Reihe noch etwas Politik für den ländlichen Raum gemacht.

 
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Hohe Politiker nutzen öffentliche Auftritte immer mal gerne, um vermeintlich beiläufig eine kleine Bombe platzen zu lassen. Nicht so Markus Söder. Er ließ sich weder zu einer Äußerung zu seinen Ambitionen auf das Ministerpräsidentenamt in Bayern hinreißen, noch kündigte er Bahnbrechendes für die Zukunft des ländlichen Raumes in Bayern an.

Kein trockenes Gerede von Heimat

Obwohl fast 400 Menschen, darunter zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft, in Hollfeld dabei waren – dafür war Söder die Bühne dann wohl doch etwas zu klein. Er beschränkte sich auf einen Rückblick auf das, was die Staatsregierung – allen voran sein Ministerium – für den ländlichen Raum in jüngerer Vergangenheit geleistet habe.

Söder wäre nicht Söder, wenn er einfach nur trocken von Heimat sprechen würde. Er verpackt seine Zuneigung zum ländlichen Raum in Franken in Sätze wie diese: „Wenn ich die Wahl habe, ob ich Jamaika-Sondierungen in Berlin mache oder ein Jubiläum in Hollfeld, dann bin ich lieber hier.“ Oder: „München ist echt toll und schön, aber Franken ist halt ganz besonders schön.“ Oder: „Bei uns geht es in den Gastwirtschaften weniger um gedünsteten Brokkoli, wenn wir von der Genussregion Oberfranken reden.“

Behördenverlagerung nach Hollfeld?

Damit lockerte er die Stimmung auf, bevor er ans trockene Eingemachte ging. Der kommunale Finanzausgleich in Bayern, also Geld, das vom Freistaat an die Gemeinden fließt, sei in seiner Ministerzeit von sechs auf 9,5 Milliarden Euro gewachsen. „Ein bisschen weniger für München, ein bisschen mehr für Hollfeld – damit können wir leben.“ Stabilisierungshilfen, schnelles Internet – all das verkauft er als Segnungen seines Hauses, die er in den strukturschwachen ländlichen Raum in Bayern gebracht habe.

Wo der Schuh in Hollfeld trotz aller Hilfen dennoch drückt, machte Bürgermeisterin Barwisch ziemlich unverblümt klar. „Unser Fränkischer Theatersommer leistet Enormes“, sagte sie an Söder gewandt, bevor sie das Wort an den Minister abgab. Und Festredner Konrad Rupprecht sagte am Ende seiner Rede, als er noch einen kurzen Blick auf die Zukunft wagte und wohl ebenfalls adressiert an den Heimatminister: „Vielleicht wird Hollfeld in Zukunft Zielort von Behördenverlagerungen aus dem fernen München.“

Barwisch drückt Söder wohl die Daumen

Dass es Hollfeld in seiner mehr als 1000-jährigen Geschichte selten sonderlich gut ging, hatte der Historiker zuvor ausgearbeitet. Jahrhunderte lang habe die Stadt nie mehr als ein paar hundert Einwohner gehabt und dabei immer wieder im Schnittpunkt kriegerischer Konflikte gelegen. Erst seit Hollfeld Anfang des 19. Jahrhunderts Bayern zugeschlagen worden sei, habe sich in der Stadt „eine bemerkenswerte Aufbruchstimmung“ breit gemacht – dem Heimatminister dürfte das gefallen haben.

Ihn verabschiedete Bürgermeisterin Karin Barwisch mit den Worten: „Schön, dass Sie da waren. Wer weiß, in welcher Position wir Sie demnächst wiedersehen.“

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