Weiterhin Debatten zum Thema Rathaus

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Der Ahorntaler Bürgermeister Gerd Hofmann in seinem Amtszimmer. Die Mehrheit im Gemeinderat ist dafür, dass der Raum sich künftig in einem Neubau naben dem Feuerwehrhaus befinden sollte. ⋌Foto: Archiv/Ralf Münch Foto: red

Eigentlich war alles schon gesagt. Mehrfach, ausführlich. Doch die Ahorntaler Gemeinderäte konnten es in ihrer Sitzung nicht lassen: Als es um Bürgeranfragen aus einer Info-Veranstaltung zu Themen wie dem Rathausneubau ging, legten manche noch einmal nach. Oder erst richtig los.

 
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Bürgermeister Gerd Hofmann hatte die Themen aus der Bürgerversammlung auf die Tagesordnung gesetzt, „weil ich das den Leuten schuldig bin, dass wir da noch einmal drüber reden“. Denn auch wenn der Kreis jener, die sich da geäußert hatten (wir berichteten), eher klein war, müsse man deren Meinung ernst nehmen, so Hofmann bereits im Vorfeld der Sitzung im Kurier-Gespräch.

Sanierungskonzept für das alte Rathaus: Für Thomas Nägel (CWU) war nicht nur zu diesem Punkt im Prinzip alles bereits diskutiert, „da müssen wir nichts mehr Großes bereden“. Der Gemeinderat sollte an seinen Beschlüssen festhalten, Schließlich sei er dafür gewählt, sich zum Wohle der Bürger Gedanken zu machen und Entscheidungen zu treffen. Ähnlich sah dies dritter Bürgermeister Stefan Neubig: „Vielleicht sollte man noch mehr Informationen herausgeben, warum wir uns so entscheiden haben.“ Dies sei doch passiert, entgegnete Bürgermeister Gerd Hofmann, „jeder hätte sich ein Bild von den Hintergründen machen können“.

Beschlüsse überdenken

Anders die Sichtweise von Manfred Herzing (FBA): „Die Bürger machen sich eben auch ihre Gedanken, das sollten wir ernst nehmen.“ Und da müsse man dann schon auch Beschlüsse überdenken. Wenn die Kommune schon ein neues Rathaus für zwei Millionen Euro bauen wolle, dann komme es auf die 10 000 bis 12 000 Euro für ein Gutachten zur Schadstoffbelastung des Alten Rathauses auch nicht mehr an. Matthias Brendel (CWU) und Thomas Nägel hielten das für eine unnötige Geldausgabe, die die Gemeinde letztlich nicht weiterbringe.

„Fass ohne Boden“

Und Stefan Neubig merkte an, die Sanierung des Alten Rathauses könnte ein „Fass ohne Boden“ werden. Weil es ja mit einer Entkernung nicht getan sei, es brauche neue Fluchtwege, neue Leitungssysteme, ein Energiekonzept – „für mich ist das Leichenfledderei“, so Neubig mit Blick auf die Firma, die das Erstellen eines Gutachtens angeboten hatte, „aber ja nicht einmal Referenzen auf diesem Gebiet vorweisen kann“.

Am Ende stellte Bürgermeister Hofmann wie vor einigen Monaten noch einmal den Vorschlag, ein Sanierungskonzept in Auftrag zu geben, zur Abstimmung. Nur Manfred Herzing und er selbst waren dafür.

Verwaltungsgemeinschaft (VG): Auch die von Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann ins Spiel gebrachte Gründung einer VG war in den vergangenen Monaten ausgiebig debattiert und letztlich abgelehnt worden. „Der Gemeinderat hatte sich ja eindeutig erklärt“, sagte Bürgermeister Hofmann, Und verwies darauf, dass man ja auch nicht wisse, wie viel Geld die Kommune in die Hand nehmen müsse, um das von Pirkelmann als VG-Sitz ins Auge gefasste Raiffeisen-Gebäude in Waischenfeld herzurichten.

"Mit offenen Karten spielen"

Für Marcel Dielesen (CWU) ist das Thema gegessen, für ihn wäre diese Kooperation eine „feindliche Übernahme“. Kritische Töne auch von Peter Thiem (FBA): Wenn schon eine Partnerschaft mit Waischenfeld, „dann muss da mit offenen Karten gespielt werden, dann muss das Ganze vertrauenswürdig sein – und das hat mir gefehlt“. Ähnlich der Blickwinkel von Reinhold Schoberth (CSU): „Ich traue der Geschichte nicht.“ Bürgermeister Hofmann bekundete, selbst zunächst ein Befürworter gewesen zu sein: „Doch so, wie das gelaufen ist, jetzt nicht mehr.“ Matthias Brendel (CWU) sprach von „zweischneidigen Gefühlen“. Weil man schon die „Zeichen der Zeit erkennen muss“. Aber: „Wenn wir uns nicht selbst stärken, hilft uns das nicht weiter, andere tun das nicht für uns.“ Manfred Herzing (FBA) erinnerte an den Zeitdruck, unter dem die Gemeinde mit Blick auf den Rathausneubau stehe, „wir sind da in einer ganz schlechten Position“. Daher solle Ahorntal seinen eigenen Weg gehen.

Kaiser für Verwaltungsgemeinschaft

Nur zweiter Bürgermeister Günther Kaiser redete einer VG das Wort, er habe seine Meinung geändert: „Weil wir damit Geld sparen können, weil wir nicht wissen, wie die Lage in vier, fünf Jahren ist.“ Weil es dann vielleicht nur noch größeren Gemeinden oder eben in einem Verbund gelingen werde, an Fördermittel heranzukommen. Und „weil wir ja Zeit hätten, uns in das Ganze hineinzufinden“. Bei einer erneuten Abstimmung war er dann aber der einzige Rat, der für eine VG votierte.

Standort für neues Rathaus: Nicht alle Bürger sind glücklich mit dem geplanten Standort in der Nachbarschaft des Feuerwehrhauses. In der Info-Veranstaltung vor zwei Wochen wurde wieder ein Neubau am Platz des alten Rathauses als Wunsch geäußert. Ein Wunsch, den nach wie auch Stephan Wickles (CSU) hegt, wie er am Dienstagabend unmissverständlich betonte. Die Differenz zu einem Neubau außerhalb des Ortskerns liege gerade einmal bei 300 000 Euro. Betrachte man die Kosten, die für eine Sanierung des mit Schadstoffen belasteten Altgebäudes anfallen, wolle man diese für neue Zwecke nutzen, sei dieser Betrag „locker drin“.

Der neue Standort ist in seinen Augen ein „städtebaulicher Schwachsinn“, redete sich Wickles in Rage. Dem widersprachen Peter Thiem und Thomas Nägel. Dass Wickles anderer Meinung sei, sei in einer Demokratie normal, so Thiem, „aber wir haben uns eben nun einmal anders entschieden“.

Es gehe nicht darum, den schönsten Standort zu wählen, sondern den wirtschaftlichsten, ergänzte Nägel. So auch die Meinung von Stefan Neubig: „Wir müssen auf das Geld der Bürger achten.“ Und beim alten Rathaus gehe es ja nicht nur um die Kosten des Abrisses, sondern auch die für die Fachplanung, um die Frage, welche Nutzung dort überhaupt zulässig ist, um Fragen des Denkmalschutzes – „da kein Mensch im Moment einen exakten Betrag nennen, was das am Ende wirklich kosten würde“.

Abschließend regte Bürgermeister Hofmann an, eine detaillierte Kostenplanung aufstellen zu lassen, was ein Ersatzbau am alten Standort inklusive Grunderwerb kosten würde, „damit wir das schwarz auf weiß haben“.

Dieses Gutachten würde mit rund 50 000 Euro zu Buche schlage, sagte Geschäftsleiter Christian Arneth. Eine Mehrheit fand diese Anregung nicht, neben Hofmann waren nur Matthias Brendel, Stephan Wickles und Manfred Herzing dafür.

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