Weißes Zelt, viel Glas, bunte Blumen und Kunst: Wegen 1000 Quadratmeter Fläche kommen die Menschen von weit her Blumenschau: Die Schau in der Schau

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Wahrscheinlich macht es tatsächlich genau das aus. Dieter Scheffler braucht nicht viel Aufwärmzeit. Obwohl es saukalt ist. Der Wind pfeift über das Landesgartenschau-Gelände. Der Regen hat den Boden satt gemacht. Pfützen überall. Wer läuft, weiß jetzt, warum eine wassergebundene Decke wassergebundene Decke heißt. Doch Dieter Scheffler freut sich.

 
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Er schleppt eine Euro-Palette an, stellt sie hochkant hin. Stellt zwei Designer-Vasen - "die sind aus meiner privaten Sammlung" - oben drauf. Und ist wieder verschwunden. Im Laufschritt. Nur Minuten später taucht er wieder auf. Ein paar alte Zweige, Stroh, irgendein grünes Unkraut, das er mitsamt Wurzel aus dem Boden gezogen hat. Während der Wind die Frisur zerzaust knickt und rupft auch Scheffler. Und macht aus leeren Vasen so etwas wie Schmuck. "Unikate", sagt er und grinst. Unikate, aber solche zum Nachmachen wird er ab 22. April zeigen. Genau dort, wo er jetzt im Matsch eines aufgeweichten Bodens steht und sich die teuren, schwarzen Schuhe verdreckt. Dieter Scheffler ist der Kopf hinter der Blumenschau auf der Gartenschau. 

Fabrikneues Zelt und eine Glasfront

1000 Quadratmeter. "Weiße Zeltplane, fabrikneu. Und eine 50 Meter lange, vier Meter hohe Glasfront", sagt Dieter Scheffler. So wird das Zelt der Blumenschau aussehen. 1000 Quadratmeter von 450.000, die die größte bayerische Landesgartenschau aller Zeiten hat. Und trotzdem "kommen viele Leute gezielt wegen der Blumenschau", sagt Mirko Streich, der Pressesprecher der Landesgartenschau. "Sie ist eine Schau in der Schau." War sie früher der Spiegel "der Schau draußen", wie Scheffler sagt, zeige die Blumenschau jetzt 14 Themenschauen, die immer wieder mit dem Motiv der Gartenschau "Musik für die Augen" spielen. "Die Sonderschauen zeigen viele Gestaltungsmöglichkeiten, haben Platz für bildende Künstler, für zeitgenössische Floristik."

Der Gartenschau-Bazillus

Scheffler brennt für das Thema. 59 Jahre ist der Münchner alt, hatte 1979 sein erstes Engagement bei der Bundesgartenschau in Bonn. Seitdem bin ich mit dem Gartenschau-Bazillus infiziert. Und wenn man so will, immer noch hochgradig krank." 1987 hat Scheffler, der in München ein Planungsbüro hat, für seine erste bayerische Gartenschau gearbeitet. "Wir machen viele derartige Projekte. Großveranstaltungen. Nicht nur in Bayern. Für die Grüne Woche in Berlin haben wir beispielsweise ein paar Jahre lang die Bayernhalle gemacht." Für jede Gartenschau muss er sich neu bewerben. Es gibt im Vorfeld eine öffentliche Ausschreibung. Und einen zweistufigen Wettbewerb. "Es hat auch schon ein paar Mal nicht geklappt", sagt er. "Bewerben könne sich alle, die schon einmal Gartenschauen gemacht oder andere derartige Großprojekte betreut haben." 

Ein Team vor Ort und Zusammenarbeit mit Gärtnereien

Scheffler arbeitet mit einem festen Team von fünf bis sechs Mitarbeitern. Floristen, Gärtner. "Die sinn auch die ganze Zeit vor Ort. Mit denen können die Besucher ins Gespräch kommen, könne sich über alles mögliche rund ums Thema Garten austauschen." Für die wechselnden Ausstellungen sind Partner von regionalen Betrieben mit an Bord. Spannend: Der Umbau von einer Themenschau zur nächsten passiert im laufenden Betrieb. Weil in der Halle mehrere quadratische Ausstellungsflächen, mehrere Kuben mit vier mal vier, sechs mal sechs oder acht mal acht Metern Grundfläche, stehen, könne man das fließend machen.

Zwei Tage Umbauzeit pro Schau

Zwei Tage Umbauzeit von einem aufs andere Thema, dann zehn bis zwölf Tage zum Schauen. Jede Schau wird mit einer kleinen Feier eröffnet, zu der im Schnitt zwischen 400 und 500 Leute kommen. "Das macht den Reiz aus. Weil immer was Neues passiert. In Bayreuth haben wir zudem zum ersten Mal überhaupt Kuben vor der Halle, die auf die Schau unter dem Zeltdach hinweisen." Obwohl der Besucher eigentlich an der Blumenschau ohnehin nicht vorbeikommt, wenn er vom Haupteingang in der Äußeren Badstraße aus aufs Gelände geht. Erst kommen die Themengärten, dann schon das Blumenschau-Zelt. "Gleich vor dem Hochwasserdamm. Da kommt keiner drum rum", sagt Scheffler.

Ein Umbau kostet rund 10.000 Euro

Der Aufwand für die Blumenschau ist groß. "Pro Sonderthema kostet das sicher 10.000 Euro. Dazu die Zeltkosten, das Personal", sagt Scheffler. "Und dann können die Leute noch nicht mal was kaufen. Sondern nur Ideen mitnehmen. Für ihren Garten. Für ihr Zuhause." Und wenn es nur die Idee ist, wie man möglichst schnell auf einer matschigen Fläche mit zwei verrückt bemalten Vasen was zaubert.

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