Was wird aus der Stadthalle?

Von Andreas Gewinner
Ortstermin in der betagten Gefreeser Stadthalle mit Bürgermeister, Stadträten, Vereinsvorsitzenden und den Abgeordneten Martin Schöffel und Silke Launert. Die Stadt hofft auf Zuschüsse von Land und Bund. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Was soll aus der Stadthalle werden? Sie ist 50 Jahre alt und sanierungsbedürftig. Abreißen? Neu bauen? Teilabriss? Wie sieht die künftige Nutzung aus? Und inzwischen hat die Halle selbst Fakten geschaffen. Die beiden CSU-Abgeordneten Silke Launert und Martin Schöffel ließen sich von Bürgermeister Harald Schlegel (SPD) auf den aktuellen Stand bringen.

 
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Vor einigen Jahre gab es schon mal ein Grobkonzept eines Architekten: Abriss der Gastronomie, Umbau der Halle in einen Bürgersaal, Anbau einer Dreifachturnhalle, Kosten: etwa fünf Millionen Euro. Im Stadtrat gibt es keine einheitliche Meinung. Die CSU beispielsweise - sie hatte den Termin mit den beiden Abgeordneten angestoßen - wäre am ehesten für einen Totalabriss.

Im November hatte der Stadtrat mehrheitlich beschlossen, eine für 2018 geplante Machbarkeitsstudie, wie aus der Stadthalle ein "Kulturhaus" werden könnte, schon 2017 zur Städtebauförderung anzumelden. Dass man das Projekt Stadthalle jahrelang vor sich herschob, lag auch daran, dass im Stadtrat in den vergangenen Jahren andere Prioritäten gesetzt wurden: Bau der Kindertagesstätte, Zusammenlegung der Schulstandorte, letzteres seit nun vier Jahren eine unendliche Geschichte aus Gründen, die die Stadt nicht zu verantworten hat.

Auf die Schnelle entscheiden

Doch noch bevor das Konzept für die Stadthalle vorliegt oder eine Grundsatzentscheidung über die Halle gefällt werden konnte, musste die Stadt auf die Schnelle entscheiden, wie sie mit Mängeln im Schwimmbad umgeht. Anfang des Jahres wurde im Schwimmbad der Halle Schäden an der Decke festgestellt. Die dort angebrachten Alulamellen waren nicht mehr sicher befestigt und sollten ausgetauscht werden. Einschließlich einer neuen energiesparenden Beleuchtung wurde mit Kosten von rund 60 000 Euro gerechnet.

Inzwischen hat sich die Baustelle vergrößert. Da auch die Säulen, die auch die Halle über dem Schwimmbad tragen, angefressen sind, stehen nun unabweisbare Reparaturen von über 200.000 Euro im Raum. Der Stadtrat hatte sich zuvor mehrheitlich darauf festgelegt, das Schwimmbad zu erhalten. Insbesondere, weil hier Schulschwimmen stattfindet. Dass die Stadthalle auch Schulstandort ist, eröffnet seit kurzem Möglichkeiten, so Silke Launert: Der Bund ist in die Schulfinanzierung eingestiegen, die eigentlich Ländersache ist.

Uralte Haustechnik

Doch mit dem Schwimmbad wäre dann nur ein kleiner Teil der Halle saniert. Die Haustechnik ist uralt und energetisch eine Katastrophe. In der Kegelbahn sind Heizungsröhre als Bypass für defekte Röhren praktisch offen verlegt. Der Keller ist feucht. Bürgermeister Schlegel legte den beiden Abgeordneten ans Herz: "Wir brauchen Land und Bund bei den Zuschüssen." Er bemängelte einmal mehr, dass Gefrees regelmäßig bei Förderprogrammen, die in den Nachbarlandkreisen griffen, herausfalle.

Mehrzweckhalle, Bürgersaal oder Schulturnhalle? All das spielt eine Rolle bei der Frage wie viele Zuschüsse es aus welchen Programmen gibt und ob überhaupt. Die Städtebausanierung (Zuschuss: 60 Prozent) bezuschusst nur das: eine Sanierung. Und keinen Neubau. Und Bürgermeister Schlegel trat Aussagen der Gefreeser CSU entgegen, die Städte könnte für einen Abriss 90 Prozent bekommen. Landtagsabgeordneter Martin Schöffel stellte in Aussicht, dass sich die Zuschussquote aus der Städtebauförderung möglicherweise auf 70 Prozent anheben lassen könnte.

Das Henne-Ei-Problem

Die Stadt steht im Grunde vor einem Henne-Ei-Problem: Sie wüsste gerne, welche Zuschüsse es für welche Nutzung gibt. Doch um das beantworten zu können, muss sie sich erst auf ein Konzept festlegen.

Jedenfalls muss die Stadt jetzt erst mal ihre Hausaufgaben machen und entscheiden, was aus der Stadthalle werden soll. Und dabei spielen die Vereine als Hauptnutzer eine große Rolle. Deswegen waren auch die Vorsitzenden zu dem Termin am Freitagnachmittag eingeladen. Wenn es um die Zukunft des sanierungsbedürftigen Baus geht, muss letztlich der Stadtrat entscheiden. Aber die Vereine sind die Hauptnutzer. Und die Vereine werden in Zukunft die Halle nicht mehr kostenlos benutzen können. Doch die Vereine haben ganz andere Sorgen, als künftig Hallengebühr bezahlen zu müssen.

Die Stadthalle, das ist nicht nur eine Halle. Zu dem Bau gehören ein Schwimmbad, Kegelbahn, Schießstand, ein Konferenzbereich, ein Restaurant (steht leer), eine Pächterwohnung (derzeit als Büro vermietet).

Genutzt wird die Halle für die jährliche Bürgerversammlung, Flohmärkte, Vorträge, mal ein Vereinsjubiläum. Vor allem aber nutzen die Sportvereine der Stadt die Halle zum Training. Allen voran der TV Gefrees (1200 Mitglieder), der Fußballclub, der Skiclub, die Karatekämpfer und viele mehr.

Vereine zahlen bisher nichts

Als vor 50 Jahren die Stadthalle entstand, musste das alte Vereinshaus weichen. Im Ausgleich dafür durften die Vereine die Stadthalle bisher kostenlos nutzen. Diese indirekte Vereinsförderung summiert sich im Jahr auf etwa 25.000 Euro. Hinzu kommt das alljährliche Betriebskostendefizit der Halle von rund 100.000 Euro, dass die Stadt tragen muss. Bürgermeister Harald Schlegel machte deutlich, dass die kostenlose Nutzung in einer irgendwann sanierten (oder neu gebauten) Halle nicht mehr möglich sein wird.

Doch die Vereine haben andere Sorgen. Das Hallenangebot insgesamt in Gefrees. Außer der Stadthalle gibt es noch die Zweifachturnhalle der Realschule, die je zur Hälfte der Stadt und der kirchlichen Erziehungsstiftung gehört. Als sie vergangenen Winter für einige Wochen schließen musste, weil die Decke repariert werden musste, wurde es eng. „Wir müssen ausweichen, wenn eine Halle zu ist“, so TV-Vorsitzender Jürgen Wolfrum. Allein 100 TV-Kinder nutzen die Halle, weitere 50 vom Skiclub. „Wenn die Kinder nicht trainieren können, springen sie uns ab“, so Wolfrum.

Platz, nicht Geld ist das Problem

Und wenn man in Hallen in Nachbarorten ausweiche, müsse man auch Gebühren zahlen. Nicht das Geld, der Platz ist das Problem. Ausweichen müssen auch die erfolgreichen Handballer aus Gefrees, denn die Realschulhalle ist für Punktspiele zu klein. Eine Erweiterung der Halle, die auch schon rund 40 Jahre alt ist, ist nicht möglich. Auch deswegen hatte ein Architektenkonzept von vor ein paar Jahren den Anbau einer Dreifachturnhalle an die Stadthalle vorgesehen und den Umbau der Stadthalle selbst zum nichtsportlichen Veranstaltungsort. Der vorübergehende Wegfall der Realschulhalle im Winter hat gezeigt: eine einzige Sporthalle in der Stadt reicht nicht, auch wenn es eine künftige Dreifachhalle wäre.

Andererseits ist die Frage, ob man sich drei Sporthallen in Gefrees würde leisten wollen. An der Frage der künftigen Nutzung hängt auch die Frage, wie viel Zuschüsse aus welchen Programmen es gibt. Das Schwimmbad im Keller jedenfalls soll erhalten bleiben, weil es als Schulsportstätte als unverzichtbar angesehen wird. Und da der Bund in die Schulfinanzierung eingestiegen ist (eigentlich Ländersache), könnte Geld aus Berlin nach Gefrees fließen, wenn die Stadthalle Schulsporthalle bleibt.

Die Vereine selbst können mit Zuschüssen vom BLSV rechnen, wenn sie Anlagen innerhalb der Halle übernehmen, wie Schießstand und Kegelbahn im Keller, wo der Schützenverein mit seiner Kegelabteilung zu Hause ist.

Die Zeit drängt

So der so wird die Stadthalle Gefrees in absehbarer Zeit die größte Baustelle der Stadt sein. Und bei der Stadthalle drängt nun die Zeit. Bürgermeister Harald Schlegel sagte: „Wir müssen wissen, wo wir hinwollen, und zwar schleunigst.“ Und Stephan Zeißler von der CSU Gefrees, die den Termin mit den beiden Abgeordneten angestoßen hatte, sagte: „Die Anwesenheit der vielen Vorstande zeigt, dass das Thema auf den Nägeln brennt.“

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