Was vom "Bratwurstkönig" bleibt

Von Marcel Staudt
Jedes Jahr kämpfen fränkische Metzger im Wiesweiherpark um den Titel des Bratwurstkönigs. Foto: Ralf Münch Foto: red

Seit 2011 kämpfen Metzger Frankens um den Titel des Bratwurstkönigs. Doch was bleibt, wenn die fünf Minuten Ruhm auf der Bühne im Wiesweiher vorbei sind? Der Werbeeffekt für die Metzgerei - und vielleicht sogar ein Umsatzplus.

 
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Manfred Max hatte recht: „Der Bratwurstgipfel wird ein Selbstläufer“, prognostizierte er, als die Metzger zum ersten Mal ihren König suchten. Das war 2011 und die Metzgerei Max aus Hof machte das Rennen mit einer Schoko-Chili-Mischung.

Der Seniorchef ging damals mit auf die Bühne, die Krone durften sich aber Tochter Angelika Rädlein und Enkel Maximilian Rädlein aufsetzen. „Ich dachte mir: Jugend vor“, sagt Max.

Jedes Jahr bestieg ein neues Gesicht den Thron, doch ein Titel ist ihm geblieben: „Wir sind der allererste König.“ Über 20 verschiedene Bratwurstkreationen bietet die Metzgerei an, am zweitbesten verkaufe sich Schoko-Chili, sagt Max.

Kein Zufall, findet er: „Das geht ganz klar auf den Titel beim Bratwurstgipfel zurück. Das merken wir heute noch.“ Vielleicht auch, weil er weiterhin mit dem Titel des ersten Bratwurstkönigs wirbt.

Mitmachen hat sich gelohnt

2012 gab Max die Krone an den Pegnitzer Klaus Lindner weiter und zusätzlich ein von den Hofern gestiftetes Zepter. Lindner holte bei den drei Wettbewerben Publikumsliebling, klassische und Spezialbratwurst insgesamt die meisten Punkte.

In der Kategorie Publikumsliebling siegte er. Im Bereich klassische Bratwurst wurde er allerdings Zweiter — übertroffen von Romuald Hoinka aus Nürnberg. „Das Mitmachen hat sich auf jeden Fall gelohnt, wir haben viele neue Kunden bekommen und bestimmt ein Drittel mehr von der Wurst als vorher verkauft“, sagt Hoinka.

Doch nach etwa drei Wochen sei die ganz große Lust auf die preisgekrönte Bratwurst verflogen gewesen. Bei Hoinka ist sie einer weit verbreiteten Erkenntnis unter Metzgern gewichen: „Die Leute kaufen lieber im Supermarkt. Sie wollen für gute Lebensmittel nichts mehr bezahlen.“

Trotzdem war Hoinka gerne beim Bratwurstgipfel und möchte nächstes Jahr wiederkommen. Aber wahrscheinlich als Zuschauer. „Den großen Gewinn macht man durch den Wettbewerb nicht. Aber ich will vorbeischauen und mal gucken, was sich die Konkurrenz so einfallen lässt.“

Plaudern ist die Hauptaufgabe

Wie nachhaltig der Erfolg der diesjährigen Sieger ist, wird sich nun zeigen. Knapp zwei Wochen ist es nun her, dass Markus Wagner aus Hausen mit seiner Spargel-Bratwurst den diesjährigen Gipfel in der Kategorie „kreativ“ gewann. 

Seitdem gehört auch das Plaudern im Geschäft zu seinen Hauptaufgaben, „die Menschen kommen vorbei, wollen probieren und mich beglückwünschen“, sagt Wagner, „mit solch einer Nachfrage hätte ich nicht gerechnet.“ Dass es doch so kam, hängt für Wagner mit dem ersten Platz zusammen. Vor zwei Jahren trat er ebenfalls beim Gipfel an, „mit Chiliwurst und grober Bratwurst.

Aber da habe ich nicht gewonnen. Da haben danach keine neuen Kunden angerufen“. Nun hofft Wagner, dass er noch länger vom Erfolg zehren kann: „Es wäre schön, wenn wir noch für zwei, drei Wochen im Gespräch bleiben und die aufmerksam gewordenen Kunden auch bei anderen Produkten hängen bleiben. Die Werbung muss man einfach für sich mitnehmen.“

Fünffacher Absatz

Auch für Stephan Jamm, Gesamtsieger und Bratwurstkönig 2018, hat sich das Mitmachen gelohnt. Seine klassische Bratwurst war für den Gaumen der Jurymitglieder die beste und ist momentan ein Kassenschlager der Metzgerei Deininger aus Markt Einersheim.

„Wir haben den fünffachen Absatz“, sagt Jamm, „es kamen sogar Kunden aus Nürnberg zu uns. Die sind extra 100 Kilometer gefahren.“

Gegen einen Umsatzkiller hilft aber auch die Krone nichts, ist er sicher: „Nach der Grillzeit wird der Absatz wieder zurückgehen. Aber ein bisschen was wird durch den Titel schon haften bleiben.“

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