Was Brauer vom Juragruppen-Wasser halten

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Im gemeinsam von Böheim und Jura Bräu genutzten Sudhaus in Pegnitz wird schon seit mehr als 30 Jahren mit dem Wasser der Juragruppe gebraut. Ohne Enthärtungsanlage funktioniert das nicht, sagen die Brauer. Foto: Archiv/Ralf Münch Foto: red

Die Emotionen kochen hoch in Leups. Dort wollen so manche Bürger ihre eigene Wasserversorgung behalten - und haben daher eine Bürgerinitiative gegründet, die gegen die Pläne der Juragruppe zum Bau einer Ringleitung und den Anschluss an den Hochbehälter in Bodendorf mobil macht. Dabei geht es auch ums Thema Bier. Denn die Kultbrauerei Gradl müsste dann in eine Enthärtungsanlage investieren. Doch wie kommen eigentlich jene mit dem Juragruppenwasser zurecht, die damit schon länger brauen? Der Kurier hörte sich um.

 
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Die beiden Pegnitzer Brauereien produzieren seit mehr als 30 Jahren im selben Sudhaus ihren Gerstensaft mit Jurawasser. Und haben damit kein grundsätzliches Problem. Außer mit dem Härtegrad, sagt Wilhelm Knopf, Inhaber der Jura-Bräu: „So, wie uns das Wasser geliefert wird, können wir es nicht verwenden, für helles Bier ist das mit seinen 18, 19 Härtegraden nicht geeignet“. Die Konsequenz: Das Wasser muss enthärtet werden, die Anlage stammt aus den 1980er Jahren, als die Juragruppe Pegnitz „übernahm“. Sie reduziert das Wasser auf Härtegrad null. Dann wird es wieder härter gemacht, durch den Zusatz von ungesättigtem Kalkwasser.

Von ganz hart auf ganz weich - und dann wieder härter

Und zwar so lange, bis fünf bis sieben Härtegrade erreicht werden, sagt Egid Lottes, Brauerei im Hause Böheim. Der Unterschied zum Jura-Bier: Er enthärtet nur bis Härtegrad eins, ehe wieder aufgestockt wird. Theoretisch ließe sich natürlich auch das unbehandelte Originalwasser verwenden, so Lottes. Aber das ergebe dann eine Geschmacksrichtung, „die nicht gebrauchen können, die wir auch nicht wollen“. Übrigens: Lottes hat jetzt auch privat eine Enthärtungsanlage eingebaut - er wohnt in Zips, wo nach dem Aus für die eigene Wasserversorgung der Anschluss an die Juragruppe erfolgte.

Georg Schroll enthärtet nicht

Brauereichef Georg Schroll aus Nankendorf ist ebenfalls altgedienter Juragruppen-Kunde. Seit 35 Jahren. Er enthärtet nicht, sagt er Weil er dunkles Bier braut, „da wirkt sich das harte Wasser nicht so aus“. Aber das kann sich vielleicht ändern: „Eine gebrauchte Enthärtungsanlage habe ich hier schon liegen, vielleicht baue ich die irgendwann mal ein.“ Gemacht hat er dies schon für das Brauchwasser, das sei der Kalk ein echtes Problem.

"Weiche Wässer, Hopfenfresser"

Nicht aber beim Bier, dessen Qualität nicht unter dem harten Wasser leide. Außerdem gelte nach wie vor der alte Satz „weiche Wässer, Hopfenfresser“. Sprich: Je weicher ein Wasser ist, desto mehr Hopfen muss zugeführt werden für ein akzeptables Brauergebnis. Unter dem Strich sei er jedenfalls „sehr zufrieden“. Vor allem, weil das Wasser aus mikrobiologischer Sicht einwandfrei sei, „das ist für einen Brauer ein ganz wichtiges Kriterium“.

Auch die Kunden sind zufrieden

So auch die Einschätzung von Helmut Polster, Inhaber der Held-Bräu in Oberailsfeld. Er ist erst seit kurzem Juragruppen-Stammgast. Seit der Wasserversorger für das Gebiet der aufgelösten Köttweinsdorfgruppe zuständig ist und dort das Leitungssystem modernisiert hat. Auch er sagt: „Alles ist in bester Ordnung.“ Wobei sich für ihn nichts geändert hat - er hat schon bisher für sein helles Bier enthärten müssen, „weil mein Wasser schon immer hart war“. Und nicht nur er sei zufrieden – die Kunden sind es auch, sagt er.

Auch Conny Krug hätte gern Jurawasser

Er braut nicht mit Jurawasser. Zumindest noch nicht. Doch er wäre durchaus froh, wenn er darauf Zugriff hätte. Wenigstens als Alternative. Conny Krug, Inhaber der gleichnamigen Brauerei mit fast schon legendärem Ruf in Breitenlesau, macht sich Sorgen um die Qualität seines Bieres, nachdem im Eigenwasser der Gemeinde Aufseß mehrfach koliforme Keime nachgewiesen wurden. Zwar bezieht er sein Brauch- und Brauwasser von der Aufseßgruppe – doch diese plant bekanntlich einen Verbund mit der Wiesentgruppe und mit Aufseß. Dazu soll für knapp eine Million Euro eine neue Leitung gebaut werden, um im Bedarfsfall Wasser von einem Gebiet ins andere zu pumpen. Krug sieht darin ein für ihn kaum vertretbares Risiko.

"Kann nicht einfach drei, vier Tage nicht brauen"

Daher hat er bei der Aufseßgruppe beantragt, „dass nur Wasser in Richtung Aufseß gespült wird, nicht in umgekehrter Richtung“. Weil sonst die Gefahr steige, dass belastetes Wasser aus Aufseß auch bei ihm landet. Das wäre für ihn nicht hinnehmbar: „Ich kann es mir bei meinem Produktionsumfang nicht leisten, einfach mal drei, vier Tage nicht zu brauen, wenn Wasser gechlort werden muss“. So ging es wie berichtet seinem Kollegen von der Brauerei Reichold in Hochstahl. Er schätze, ja liebe das Wasser der Aufseßgruppe, sagt Conny Krug. Aber er schätze eben auch die Qualität des Juragruppen-Wassers und die Versorgungssicherheit, die dieser Zweckverband bieten könne. Deshalb froh, „wenn wir auf die Juragruppe als zweitem Standbein bauen könnten“.

Enthärten auch in Breitenlesau

Enthärten muss er übrigens auch das Wasser der Aufseßgruppe. Weil nur weicheres Wasser für einen samtigen Geschmack sorge. Und dafür, dass das Bier auch nach dem zweiten Seidla „nicht anstößt und somit immer noch schmeckt“.

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