Warnstreiks im öffentlichen Dienst

Von Tamara Pohl
Symbolfoto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa Foto: red

Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte im öffentlichen Dienst zu Warnstreiks aufgerufen. In Marktredwitz kamen auch Beschäftigte der Stadtwerke, Bauhöfe und kommunalen Unternehmen aus Waldershof und Arzberg, aus Bischofsgrün und Pegnitz zu einer gemeinsamen Kundgebung zusammen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

"Wir sind es wert", steht auf den Schildern, Fahnen und Plakaten: In der verfahrenen Tarifrunde legen im Laufe dieser Woche kommunale Beschäftigte in ganz Bayern immer wieder die Arbeit nieder. Am Dienstag kamen in Marktredwitz Mitarbeiter aus der Region zusammen, um ihrem Ärger Luft zu machen.

Noch kein Arbeitgeberangebot

Der ist groß, wie Roland Sommer schildert. Die Marktredwitzer kennen ihn als stellvertretenden Leiter des Bauhofs, landesweit vertritt er seine Kollegen für die Gewerkschaft Verdi unter anderem als Mitglied der bayerischen Tarifkommission. "Wir haben jetzt schon zwei Verhandlungsrunden hinter uns, und die Arbeitgeber haben immer noch kein Angebot vorgelegt", schildert Roland Sommer.

Das ärgere viele seiner Kollegen. "Wenn man sich zu Tarifverhandlungen trifft, gehört es sich doch, dass beide Seiten mit Vorschlägen an den Verhandlungstisch kommen und dann über ihre Positionen sprechen." Die Unsitte, lange Zeit gar kein Angebot zu machen, reiße schon seit einigen Tarifrunden ein.

Sechs Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft hingegen habe von Anfang an ihre Forderungen klar gemacht: Sechs Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, mindestens aber 200 Euro mehr; gleichzeitig sollen die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte um 100 Euro pro Monat angehoben werden.

Die Vorschrift, Auszubildende nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung zu übernehmen, will Verdi wieder in Kraft setzen. Überdies fordert die Gewerkschaft, dass Wechselschichtarbeiter und Schichtarbeiter zusätzliche Urlaubstage bekommen, auch soll der Nachtarbeiterzuschlag für Beschäftigte in kommunalen Krankenhäusern angehoben werden.

Sobald die Länder eine Einigung erreicht haben, soll der Bund das Verhandlungsergebnis zeit- und wirkungsgleich auf die 344.000 Beamten, Richter, Soldaten sowie 182.000 Versorgungsempfänger übertragen.

Massives Personalproblem

"Dieses Mal geht es uns aber vor allem um bessere Löhne", sagt Roland Sommer. Das habe aber nichts mit Gier zu tun, sondern mit einem Blick in die nahe Zukunft. "Wir haben im öffentlichen Dienst ein massives Personalproblem."

Vielerorts seien die Belegschaften überaltert, Nachwuchs sei kaum in Sicht. Das betreffe auch Marktredwitz, Waldershof, Arzberg, Bischofsgrün und Pegnitz. Auch deshalb haben sich die Beschäftigten dieser Kommunen zu einem gemeinsamen Warnstreik zusammengetan. "Wir in den kleinen Kommunen haben ganz andere Probleme als die Belegschaften in den großen Städten."

Drückende Sorge bereite aber der Fachkräftemangel allerorten. Deshalb sei eine Erhöhung der Einkommen zwingend nötig, um die Attraktivität des öffentlichen Dienstes zu steigern. "In der freien Wirtschaft ist es einfacher, die Stundenlöhne anzuheben und zu sagen, dann wird sich schon einer bewerben. Im öffentlichen Dienst geht das nicht, weil wir über die Flächentarifverträge gebunden sind. Das ist gut und richtig so - allerdings müssen die Flächentarifverträge dann auch ein Einkommen garantieren, das die Berufe interessant für den Nachwuchs und neue Kollegen macht."

Notdienst

Auf keinen Fall wollen Roland Sommer und seine Mitstreiter die Menschen in der Region ärgern. Deshalb halten sie auch einen Notdienst aufrecht, um bei Schneechaos oder anderen Problemen zur Stelle zu sein.

"Wir streiken nicht gegen die Bürger und nicht gegen unsere Heimatgemeinden. Das Signal geht ganz klar nach Potsdam." Dort treffen sich nämlich am 15. und 16. April Arbeitgebervertreter und Gewerkschaften zur nächsten Verhandlungsrunde.

Roland Sommer erwartet, dass die Warnstreiks Bewegung in die Auseinandersetzung bringen werden und die Arbeitgeber endlich ein Angebot machen. Am Druck aus den Belegschaften des Fichtelgebirges soll es nicht scheitern: "Bei uns ist die Beteiligung an Arbeitskämpfen traditionell sehr hoch. Wir gelten inzwischen als Streikhochburg der Region." Das sei auch der Bereitschaft der Kollegen in den Nachbarlandkreisen Wunsiedel und Bayreuth zu verdanken, geschlossen Flagge für die Region zu zeigen.

Bilder