VR-Banken trotzen dem Druck

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Der Bezirksvorstand des Genossenschaftsverbandes (von links): Jürgen Handke (Hof), Präsident Gregor Scheller (Forchheim), Karlheinz Kipke (Coburg). Foto: red Foto: red

Steigerungen bei Bilanzsummen, Einlagen, ausgereichten Krediten und sogar beim Ergebnis – hört sich gar nicht so schlecht an, was der Genossenschaftsverband (GVB) in Bayreuth für die 24 VR-Banken in Oberfranken verkündete (Details im Kasten unten). Doch Niedrigzinsen und zunehmende Regulatorik sorgen für immer mehr Druck.

 
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„Die Kunden vertrauen uns“, sagt GVB-Bezirkspräsident Gregor Scheller. Der Vorstandschef der Volksbank Forchheim macht das an einer Zahl fest: 300 Millionen Euro mehr als im Vorjahr haben die Kunden den VR-Banken in der Region anvertraut – insgesamt 9,7 Milliarden Euro. Das Problem: Die Ausleihungen legten zwar auch um 200 Millionen auf 5,6 Milliarden Euro zu, aber es bleibt ein hoher Liquiditätsüberhang. Wohin mit dem Geld in Zeiten, in denen die Europäische Zentralbank (EZB) für die Aufbewahrung 0,4 Prozent Strafzinsen verlangt? Scheller hat durchgerechnet, dass allein das eine Musterbank mit einer Milliarde Euro Bilanzsumme zwei Millionen Euro Ertrag im Jahr kostet.

Strafzinsen für Firmenkunden

Und so berechnen nicht alle, aber doch schon viele Genossenschaftsbanken in der Region mittlerweile unter bestimmten Bedingungen Strafzinsen. Bislang trifft es nur Firmenkunden mit hohen Einlagesummen, sagt Jürgen Handke, Vorstandschef der VR-Bank Hof und wie Karlheinz Kipke (Coburg) Schellers Stellvertreter. In Zukunft könnten solche Maßnahmen aber auch auf hohe Privateinlagen ausgeweitet werden. Und zwar wenn immer mehr Konkurrenten so handeln. „Sonst würden wir ja noch mehr Kapital anziehen“, sagt Handke und spricht von einer Abwehrmaßnahme.

Immer mehr Regulierung

Auf ein Damoklesschwert durch eine neue Idee aus Brüssel wies Kipke hin. Die EU wolle alle Banken mit einer Bilanzsumme über 1,5 Milliarden Euro deutlich stärker regulieren. „Europa versteht nicht, wie das deutsche System der Regionalbanken funktioniert“, sagt Kipke. Deshalb habe der GVB einen Katalog ausgearbeitet, wie Regionalbanken, bei denen keine so starke Regulierung vonnöten sei, definiert werden könnten. Neben einer Bilanzsumme von höchstens 15 Milliarden Euro müsste demnach die Refinanzierung mindestens zur Hälfte aus Einlagen von Privatkunden und Mittelstand bestehen, es dürfe höchstens zehn Prozent Auslandsgeschäft und höchstens 99 Filialen geben.

Fusionstempo nimmt zu

So oder so würden die Anforderungen an die Banken aber stetig steigen. Man brauche immer mehr Mitarbeiter, die sich mit den Meldepflichten auskennen. Auch Fusionen, wie sie derzeit zum Beispiel zwischen Bayreuth und Hof laufen, könnten weiterhelfen. Wobei Handke den Aspekt der Kosteneinsparung dabei nicht im Vordergrund sieht. Vielmehr könnten größere Einheiten professioneller agieren, etwa besser auf die digitalen Herausforderungen reagieren. Außerdem könne man größere Unternehmen mit höheren Krediten begleiten. Scheller betonte, dass sich auch kleine Banken weiter erfolgreich behaupten könnten. Trotzdem werde es gerade für sie immer schwerer. Auch deshalb werde das Fusionstempo zunehmen.

VR-Banken in Zahlen

> Bilanzsumme: 12 Mrd. Euro (Vorjahr 11,7)

> Kundengelder: 9,7 Mrd. (9,4)

> Ausleihungen: 5,6 Mrd. (5,4)

> Zinsergebnis: 248 Mio. (261)

> Provisionsergebnis: 74 Mio. (72)

> Betriebskosten: 214 Mio. (215)

> Ergebnis vor Ertragssteuern: 96 Mio. (95)

> Eigenkapitalquote: 19,5 % (19,1)

> VR-Banken in Oberfranken: 24 (25)

> Mitarbeiter: 2723 (2696)

> Davon Auszubildende: 146 (156)

> Filialen: 260 (265)

> Geldautomaten: 373 (371)

> Mitglieder: 274.812 (263.576)

> Spenden: 1,5 Mio. Euro (1,5)

Ausgewählte Bilanzsummen

 

  •  1. VR-Bank Coburg 1421 Mio. Euro

 

 

  •  2. VR-Bank Hof 1170

 

 

  •  5. VR-Bank Bayreuth 979

 

 

  •  8. Kulmbacher Bank 728

 

 

  •  9. VR-Bank Fichtelgebirge-Frankenwald 595

 

 

  • 16. Raiba Hollfeld-Waischenfeld-Aufseß 154

 

 

  • 17. Raiba Gefrees 126

 

 

  • 18. Raiba Oberland 118

 

 

  • 19. Raiba Thurnauer Land 105

 

 

  • 20. Raiba am Kulm 95

 

 

  • 21. Raiba Heiligenstadt 94

 

 

  • 22. Raiba Emtmannsberg 63

 

 

  • 24. Raiba Wüstenselbitz 43

 

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