Vor 50 Jahren Erste Erfahrungen mit Soja

Von Alina Steffan
Repro: Nordbayerischer Kurier Foto: Peter Gisder

VOR 50 JAHREN. Der "Nordbayerische Kurier" feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. An dieser Stelle blicken wir täglich auf den Tag genau 50 Jahre zurück. Lesen Sie im Artikel die Titelseite von damals und einen Rückblick der lokalen Ereignisse. In der Ausgabe vom 31. August und 1. September 1968 berichteten wir unter anderem von den Erfahrungen der Bayreuther mit Fleisch, das gar kein Fleisch war.

 
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Ein damals noch völlig neues Lebensmittel hielt Einzug auf dem deutschen Markt: Texturiertes Sojafleisch – damals TVP abgekürzt – wurde als Fleischersatz eingeführt.

Wie der „Nordbayerische Kurier“ in der Ausgabe vom 31. August und 1. September 1968 berichtete, gab es seit knapp vier Wochen das neue Lebensmittelprodukt auch in Bayreuth zu kaufen. 200 Gramm waren für 2,89 Mark erhältlich. Mehr als 300 Päckchen Sojafleisch waren bereits verkauft worden.

Der Absatz war erstaunlich, wenn man an die Liebe der Oberfranken zu Fleisch dachte. Optisch sah das Ersatzprodukt grau aus und war steinhart. Erst wenn man die Sojaschnetzel kochte, wuchsen sie auf über die doppelte Größe an und wurden weich.

Über den Geschmack waren sich die Bayreuther Kunden uneinig. „Nicht schlecht“, urteilte der Direktor des Hertie-Kaufhauses, Rudolf Auer. „Ich muss sagen, man konnte es essen. Freilich, ein leichter Geschmack nach Linsen oder Erbsen lässt sich nicht leugnen.“

Eine Bayreuther Hausfrau fällte ein nüchternes Urteil: „Man kann davon leben. Aber anspruchsvoll darf man nicht sein.“ Eine ähnliche Meinung vertraten vor allem ältere Hausfrauen.

Die Jüngeren standen dem Soja offener gegenüber: „Es ist doch auch nichts anderes als Margarine. Außerdem ist es billig, fettarm und deshalb gut für die schlanke Linie“, erklärte eine junge Bayreuthern.

In derselben Ausgabe berichtete der Kurier von einem tragischen Unfall, der sich zwischen Heßlach und Weidenberg ereignete. Es verunglückte ein sechsjähriger Junge.

Der Bub war mit einem Roller aus der Einfahrt eines Betonwerks gefahren. Ein Autofahrer, der aus Richtung Weidenberg kam, sah den Jungen erst viel zu spät.

Das Auto erfasste den Sechsjährigen, der auf die Straße geschleudert wurde und einen Halswirbelbruch erlitt. Er war sofort tot.

Für seine Familie war es bereits der zweite Unglücksfall in vier Wochen. Anfang August war ein Onkel des Jungen bei einem Fahrradunfall in Weidenberg tödlich verunglückt.

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