Vom Pausenrückstand zum höchsten Sieg

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Sehenswerte Duell lieferte sich Medi-Center Assem Marei (rechts) mit dem defensivstarken John Bryant (links). Allmählich konnte der Bayreuther dabei immer mehr Akzente setzen und war am Ende mit 24 Punkten sogar der klare Topscorer der Partie. Foto: Peter Kolb Foto: red

Die Phrase von den "grundverschiedenen Halbzeiten" war selten so passend wie beim Bundesligaspiel zwischen Medi Bayreuth und den Gießen 46ers. Schließlich lagen die Gastgeber vor 3199 Zuschauern zur Pause mit 44:50 im Rückstand und feierten dann am Ende mit 96:75 ihren höchsten Saisonsieg.

 
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Diese Energieleistung ist umso bemerkenswerter, als die Bayreuther nicht nur die Zusatzbelastung durch das Champions-League-Spiel am vergangenen Mittwoch in Slowenien zu verkraften hatten, sondern auch noch mit nur "achteinhalb" Spielern auskommen mussten. Robin Amaize fehlte wegen eines Bänderanrisses im Fuß ("Die Ärzte sprachen von ein paar Tagen Pause."), und John Cox war aufgrund seiner Rückenbeschwerden lediglich für zweiminütige Kurzeinsätze jeweils am Ende der ersten drei Viertel verfügbar.

Entscheidend für die großen Schwierigkeiten der Gastgeber in der ersten Halbzeit war es jedoch, dass sie sich die Spielweise der Gießener aufdrängen ließen. Die Hessen setzten konsequent auf hohes Tempo mit schnellem Abschluss und ließen sich dabei auch von Phasen mit steigender Fehlerquote nicht beirren. Das Medi-Team versäumte es nicht nur, das mit entsprechender Defensivarbeit zu unterbinden, sondern ließ sich auch oft dazu verleiten, seinerseits ebenfalls ohne die gewohnte spielerische Linie den frühen Wurf zu nehmen.

Veränderte Kräfteverhältnisse auf Schlüsselpositionen

Nach der Pause gelang es der Medi-Verteidigung dann, den Gegner viel härter für seine Punkte arbeiten zu lassen. Die schnellen Würfe waren nicht mehr so unbedrängt, und wenn es gar gelang, einen Halbfeldangriff zu erzwingen, wirkten die spielerischen Möglichkeiten der 46ers schon deutlich begrenzt. Das hatte sicher auch damit zu tun, dass Austin Hollins als bester Gießener nach einer glänzenden ersten Halbzeit mit 14 Punkten schon nach drei Minuten des dritten Viertels beim Stand von 47:53 durch sein viertes Foul auf die Bank gezwungen wurde. Erst zu Beginn des Schlussabschnitts kehrte er aufs Feld zurück und schied dann schon nach zweieinhalb Minuten mit dem fünften Foul endgültig aus.

Im selben Maße wie Hollins von der Bildfläche verschwand, rückte sein Gegenspieler in den Mittelpunkt: Nate Linhart sammelte nach mäßiger erster Halbzeit mit nur einem Punkt allein zwischen der 22. und 28. Minute zwölf Zähler, darunter besonders wichtige sieben in Folge vom 53:57 zum 60:57. Diese erste Führung seit dem 11:7 (5.) gab das Medi-Team danach nie mehr ab.

Das zweite Schlüsselduell, in dem sich die Kräfteverhältnisse allmählich zugunsten der Bayreuther verlagerten, wurde unter den Centern ausgetragen. Assem Marei hatte es erwartungsgemäß schwer gegen den sehr defensivstarken John Bryant (sechs Blocks!), konnte aber trotzdem schon vom zweiten Viertel an zunehmend Akzente setzen. Als dann auch noch starke Unterstützung von Andreas Seiferth dazu kam, der die ersten sieben Medi-Punkte des letzten Viertels erzielte und dabei schon nach zwei Minuten das vierte Foul von Bryant erzwang, war das Bollwerk unter dem Gießener Korb endgültig erobert. Danach brach das Gießener Konzept zusammen, und die Bayreuther dominierten mit einer anfangs kaum für möglich gehaltenen Selbstverständlichkeit in allen Belangen.

Statistik

Medi Bayreuth: ROBINSON (13 Punkte / 28:59 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 7), Cox (2 / 6:10 / 7), LINHART (13 / 33:11 / 23), Doreth (4 / 21:40 / 19), Seiferth (15 / 14:05 / 12), Wachalski (2 / 24:51 / 19), BROOKS (9 / 15:09 / 2), YORK (14 / 30:06 / 7), Adler, MAREI (24 / 25:49 /9); Feldwurfquote: 34/76 (45 Prozent), davon 4/18 Dreier (22 Prozent): Linhart (2/3), York (2/8); Freiwürfe: 24(29 (83 Prozent); Rebounds: 34 defensiv, 13 offensiv (Linhart 8/1); Ballgewinne: 5; Ballverluste: 7 (York 3); Assists: 20 (Doreth 5, Linhart 5); Effektivität: 118 (Marei 23, Linhart 23, Seiferth 16, York 14, Robinson 11).

Gießen 46ers: Agva (2 / 7:01 / -4), Pjanic, LANDIS (9 / 31:26 / -16), DAVIS (7 / 31:03 / -17), Okpara, Lischka (11 / 20:04 / -17), HOLLINS (14 / 20:14 / 3), ABRAMS (16 / 26:36 / -13), Manigat (2 / 17:04 / -7), Marin (0 / 17:51 / -22), Völler (1 / 2:22 / -4), BRYANT (13 / 26:19 / -8); Feldwurfquote: 31/76 (41 Prozent), davon 7/26 Dreier (27 Prozent): Abrams (3/5), Hollins (2/4), Landis (1/4), Davis (1/6); Freiwürfe: 6/12 (50 Prozent); Rebounds: 30 defensiv, 11 offensiv (Bryant 7/2, Abrams 8/1); Ballgewinne: 6 (Landis 3); Ballverluste: 10; Assists: 15; Effektivität: 86 (Abrams 22, Bryant 21, Lischka 11, Hollins 11).

SR: Rodriguez, Barth, Frischmuth; Zuschauer: 3199.

Stationen: 11:7 (5.). 13:18 (8.), 20:20 (1. Viertel), 23:31 (14.), 29:39 (16.), 41:50 (20.), 44:50 (Halbzeit), 53:57 (26.), 60:57 (28.), 69:64 (3. Viertel), 84:68 (36.), 96:73 (40.), 96:75 (Ende).

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