Ungemütliche Walzer-Welt
Spielt die Frau auch den Schumann gleichsam kubanisch? Sie bringt den „Faschingsschwank aus Wien“ mit größter intellektueller und manueller Kontrolle, aber wie schon die beiden, fast wie sehr vitale Improvisationen daher kommende Wagner- und Schumanntranskriptionen Franz Liszts nicht trocken. Sie bevorzugt den leicht spitzen Einzelton, aber sie spielt ihn nicht hart. Sie spielt ihn meist sehr schnell und doch bleibt die rhythmisch stockende „Romanze“ eine depressive Meditation. „Ziemlich lebhaft“, so lautet ja die erste Vortragsbezeichnung. Bei Montero haben wir es mit einem jungen, unsentimentalen Schumann zu tun, dem man anhört, dass er seinen Hass auf das Metternich-Regiment in die Kanonenschläge einer ungemütlichen Wiener Walzerwelt gelegt hat, in die das Zitat der Marseillaise hineinkrachte. Ist das „höchst lebhafte“ Finale in seiner glasklaren Motorik nicht dem Gitanerias-Satz aus Ernesto Lecuonas Andalusischer Suite verwandt?
Nein, Yamile Cruz Montero schwebte nicht von der Decke, aber sie entführte die Zuhörer immer wieder, ungeahnte Brücken zwischen Schumann und ihre Landsleute schlagend, in gleichsam höhere Regionen. Zwei Zugaben – drei weitere wären in Ordnung gewesen.