Günther Schaller, Zuerwerbslandwirt, 38, Großweiglathal: "Ausschlafen gibt’s nicht"
"Seit fünf Jahren ist meine Frau Nadine bei mir mit auf dem Hof, sie stammt ursprünglich aus Wesel. Ihr Großvater hat früher Pferde gehabt, eigentlich ist sie Krankenschwester.
Mein Vater hat den Hof auf Leibrente gekauft. Ich bin eigentlich gelernter Kfz-Mechaniker und arbeite jetzt noch als Milchfahrer.Mein Vater war mit Leib und Seele Bauer und ich bin mit der Landwirtschaft aufgewachsen. Wir haben eine moderne Landwirtschaft, dass heißt, wir kommen auch mal raus, für ein, zwei Wochen kann auch der Opa den Betrieb noch übernehmen. Die ältere Generation ist ja froh, wenn es irgendwie weitergeht.
Ich stehe meistens um 20 nach 3 Uhr auf und gehe in den Stall, die andere Hälfte macht dann meine Frau. Ausschlafen gibt’s bei uns nicht. Gegen 16 Uhr bin ich dann wieder zurück. Wir betreiben auch noch Ackerbau. Wenn ich abends fertig bin, mache ich noch mal einen Kontrollgang, das gehört sich so.
Wir ziehen die Tiere groß, aber mit 13 Monaten kommen sie zum Schlachter. Unser Fleisch können Sie zum Beispiel dann bei Aldi kaufen. Lebensmittel müssen bezahlbar bleiben, aber wir können nur überleben, wenn wir vom Staat etwas dazubekommen. Unsere Kinder geben den Kälbern oft Namen, ihre eigenen dürfen sie nicht verwenden, es ist schwer, sich dann von den Tieren wieder zu trennen. Sie haben bei uns quasi Familienanbindung.
Reich wird man von alldem nicht, man muss es schon gerne machen, alle, auch die Kinder, müssen an einem Strang ziehen. Was unsere drei Mädchen später mal machen, weiß ich noch nicht.“
Klaus Raps, Nebenerwerbslandwirt, 53, Theta: "Die Mischung macht's"
"Ich habe in den Betrieb 1984 eingeheiratet, bin aber gelernter Landwirt und stamme aus Unterkonnersreuth. Mein Schwiegervater ist Fuhrunternehmer geworden und mittlerweile fahre ich auch gerne Bus. Wir haben mit vier deutschen Angus-Rindern und 20 Hektar angefangen, inzwischen ist unser Hof 70 Hektar groß und wir haben circa 70 Rinder.
Das Busgeschäft gehört meiner Frau Elke, sie ist gelernte Einzelhandelskauffrau. Immer wieder werden wir gefragt: Wie schafft ihr das alles? Denn wir haben ja acht Busse und Fahrer. Das ist schon ein hartes Geschäft. Es geht aber zusammen mit der Landwirtschaft, weil wir Weidehaltung haben, ab Ostern sind unsere Tiere draußen und erst im Oktober holen wir sie wieder rein. Wir sind noch immer ein Familienbetrieb, eine unserer beiden Töchter fährt auch Bus und ihr Freund hat die Meisterprüfung als Landwirt gemacht. Bei uns kann jeder alles und zur Not kann einer alleine handeln. In der Landwirtschaft sind wir zu viert.
Als Rinderzüchter kennt man sich deutschlandweit. Wir halten unsere Tiere in einem großen Freilaufstall und sind seit zwölf Jahren ein Bio-Betrieb. Bei uns wird nicht gedüngt oder gespritzt, auch das Futter kommt aus biologischem Anbau. Das Fleisch vermarkten wir selbst.
Natürlich sind wir sieben Tage die Woche beschäftigt. Das ist halt eine Organisationssache. Wir machen das mit Leidenschaft und man muss es wollen, ganz klar, es ist eine Einstellungssache. Es gibt ja Dörfer, in denen gibt’s keine Landwirte mehr. Als Bauer hast du ein anderes Bewusstsein davon, woher die Lebensmittel stammen.
Seit ungefähr 1850 wurde unser Hof immer weiter vererbt. Wenn ich ehrlich bin, ist der Gewinn in der Landwirtschaft angenehmer zu erwirtschaften als im Busgeschäft. Die Mischung macht’s. Dass wir ein anderes Familienleben haben als andere, sehen wir entspannt. Für mich zählt, dass ich mein eigener Herr sein kann.“
Info: Vollerwerb, Nebenerwerb, Zuerwerb: Was heißt das?
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth erklärt den Unterschied. Als Vollerwerbslandwirtschaft wird ein Betrieb bezeichnet, dessen Einkommen vollkommen aus der Landwirtschaft kommt. Landwirt ist in diesem Fall der Hauptberuf (Beispiel 1). In einer Zuerwerbslandwirtschaft wird ein Teil des Einkommens aus der Landwirtschaft bezogen. Ein weiterer Teil kann aus einer landwirtschaftsbezogenen Tätigkeit oder einem anderen Beruf stammen (Beispiel 2). Wichtig ist, dass der größere Teil des Einkommens aus der Landwirtschaft kommt. Die Grenzen zur Nebenerwerbslandwirtschaft sind jedoch fließend. Hier ist die Landwirtschaft als Einkommensquelle im Prinzip untergeordnet, da das Haupteinkommen aus einer anderen Quelle kommt (Beispiel 3).
Hintergrund: Die Fakten zu den Betrieben
Ponfick
Fläche: 118 Hektar; Nutzfläche: 100 Hektar; Wald: 13 Hektar; zirka drei Arbeitskräfte; Ackerzahl: 18 bis 35; Viehzahlen: 90 Milchkühe und 60 Jungtiere. Geschichte: Hof besteht seit dem 16. Jh.; 1957 von den Großeltern übernommen (damals: 11 Hektar Wald, zwölf Kühe, 20 Bullen, fünf Schweine); 1991: Übergabe an Eltern; 1992: Bau eines Milchviehlaufstall; 2005/06: Bau einer Biogasanlage; 2007/08: Sohn steigt in den Betrieb ein.
Schaller
Fläche: 30 Hektar; 14 Wiese Hektar, 15 Hektar Acker; 2 Hektar Wald; 1961 hat Vater Willi Schaller den Hof übernommen; seit 2002: Bullenmast; Viehzahl: 50-60 Tiere, soll auf 100 erweitert werden.
Raps
Fläche: 70 Hektar, Viehzahl: 60-70, ein Bulle, 30 Kühe und die Nachzucht; Geschichte: Hof besteht seit 19. Jh.; 1984 eingeheiratet (damals: 4 Angus-Rinder, 20 Hektar); seit 2002: Bio-Betrieb mit Direktvermarktung.