Volker Strübing bei Poetry-Slam-Gala

Von Michael Weiser
Ist vier Jahre her, dass er Stadtschreiber war, Volker Strübing aber dürfte sich kaum verändert haben. Am Samstag ist er mal wieder in Bayreuth, dann wahrscheinlich braungebrannt. Foto: Ronald Wittek/Archiv Foto: red

Der Bayreuther Stadtschreiber a.D. kehrt zurück: Für das Festival "Leselust" gestaltet Volker Strübing mit seinen Kollegen Alex Burkhard (amtierender Meister im Poetry Slam), Sven Kemmler (Kabarettist und Autor) und Sandra da Vina (nordrhein-westfälische Meisterin) eine Poetry-Slam-Gala (Samstag, 10. Februar, 20 Uhr). Weil er schon so lange nicht mehr da war, mussten wir mit Volker Strübing reden, über Alltag, Kinderglück und große Reisen.

 
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Hallo Volker, nach zweieinhalb Monaten Neuseeland bist du wieder in Deutschland, in deinem geliebten Berlin

Volker Strübing: Ja, leider.

Was heißt da leider?

Strübing: Eigentlich hatten wir eine tolle Zeit die ersten Tage nach der Rückkehr, wir waren total verliebt in den Winter und in Berlin. Aber jetzt hat uns quasi der Alltag wieder.

Neuseeland oder Bitterfeld? Für Volker Strübing keine Frage, keine ernsthafte zumindest, wie sich in seinem animierten Film von "Kloß und Spinne" zeigt. Autor: Volker Strübing/Quelle: YouTube

So schlimm?

Strübing: Na ja, man kümmert sich ums Kind und schaut, dass man nebenher Zeit zum Arbeiten findet.

Also nicht so schlimm. Ist Neuseeland einfach – anders?

Strübing: Ja.

Wie denn?

Strübing: Vielleicht ist es eher so, dass die Leute in Deutschland anders sind als die Leute in Neuseeland. In Berlin, und vielleicht ist das in Franken nicht anders, hast du diese Grundmuffeligkeit, dieses Angepisstgucken. Die Leute sind oft so griesgrämig. Wenn man sie aus der Reserve lockt, geht’s ja. Aber erst mal wird böse geguckt. In Neuseeland ist das nicht so. Übrigens ist es schon in den Niederlanden nicht so.

Es sei denn, es geht um Fußball. 

Strübing: Mit Fußball? Das weiß ich nicht, das ist eine andere Welt, mit der ich überhaupt nichts zu tun habe.

"Die Chance, ein bisschen mehr vorzulesen"

Wie auch Neuseeland damit nichts zu tun hat. Deswegen hat’s dir vielleicht dort gefallen .

Strübing: Möglich.

Nach der Rückkehr nach Berlin – woran arbeitest du gerade?

Strübing: Ich sitze gerade bei der Neuseelandnachlese über ein paar Texten, sichte die Fotos. Dann arbeite ich auch an Buchprojekten, zu denen ich noch nichts sagen kann, weil die noch nicht so weit sind. Ansonsten das,  was ich ohnehin mache. Zum Beispiel Blog schreiben, rumfahren, vorlesen.

Demnächst in Bayreuth, am Samstag,  bei einer Slam Gala. Wie muss ich mir eine Gala vorstellen?

 

 

 

 

Strübing: Die Menschen, die dort auftreten, sind alles Leute, die viel Poetry Slam gemacht haben und machen, an diesem Abend aber keinen Wettkampf austragen. Es wird keinen Sieger gebe. Das Publikum wird auch nicht entscheiden, jeder von uns wird ein paar Sachen zum Vortrag bringen. Sieger ist das Publikum (Strübing lacht). Normalerweise kannst du beim Slam, ein, zwei Texte vortragen. Bei der Gala haben wir drei die Chance, ein bisschen mehr vorzulesen.

Das ist schön. Mich stört am Slam ab und zu die Kurzatmigkeit, und vom einen oder anderen Autor würde mich halt auch mehr interessieren als nur ein Text einziger oder zwei Texte.

Strübing: Stimmt, es gibt bei der auch nicht die fünf Minuten, die ein Text bekommen kann, sondern wir können Texte vortragen, die über die normalen fünf Minuten hinausgehen, die ein bisschen ruhiger sind. Man kann mehr aufbauen.

"Es ist halt eine Großfamilie"

Die Slamszene untereinander – ist da mehr Konkurrenzdenken oder ist das eher kollegial oder gar familiär?

Strübing: Es gibt erstaunlich viele Slammer und erstaunlich viele gute Slammer. Das Verhältnis würde ich trotzdem als sehr familiär bezeichnen. Es ist halt eine Großfamilie, da gibt es eben auch Großneffen und Nichten, oder solche Mitglieder der Familie, die man nicht so gut kennt oder denen man nicht so ganz grün ist, aber im Großen und Ganzen ist das schön.  Es ist eigentlich nicht so, dass die Leute einander den Sieg neiden. Der Erfolg hängt ja auch immer von vielen Faktoren ab, auf die man nicht immer Einfluss hat, von der Zusammensetzung der Jury, vom Startplatz, der Atmosphäre…

Manche deiner Kolleginnen, zum Beispiel Hazel Brugger oder auch Lisa Eckhardt, sind mittlerweile auch im Fernsehen sehr präsent. Wann passiert das bei dir?

Strübing:  Das wird wohl nicht mehr passieren, keine Ahnung warum, ich frag mich das auch schon.  Es ist wohl auch so, dass ich dafür zu wenig Showmaster meiner selbst bin. Ich schreibe meine Texte ganz gut, ich kann  gut vorlesen. Aber im Fernsehen ein Star zu werden - dazu gehört ein Showtalent , ein Moderationstalent. Das fehlt mir. Ich habe nie daran gearbeitet, das zu entwickeln. Die meisten Senkrechtstarter sind zwischen 20 und 30 – das wird also wohl nichts mehr.  

"Ein Moment puren Glücks"

Deine Tochter ist nun etwas älter als ein Jahr. Was hat sich verändert?

Strübing: Ich glaube, ich hab, als die Tochter ein Jahr alt wurde, auf Facebook nur einen kurzen Statusbericht abgesetzt. Ich hab geschrieben, es war ein Jahr, es war ihr erstes, es war mein bestes.  Das stimmt.  Es bringt natürlich viele nicht ganz positive Sachen mit sich. Man hat neue Ängste, es macht die Arbeit eines Freiberuflers nicht einfacher, sich um eine Tochter kümmern zu müssen, aber dann ist mir das wichtigste eingefallen: Seit sie geboren ist, gibt es jeden Tag mindestens einmal einen Moment puren Glücks, wenn sie mich anlacht, vor sich hinplappert, einfach, wenn ich sie sehe – das jeden einzelnen Tag, das gab’s früher nicht.

INFO: Die Leselust-Poetry-Slam-Gala mit Volker Strübing, Sandra da Vina, Alex Burkhard und Sen Kemmler am Samstag, 10. Februar, im Zentrum beginnt um 20 Uhr. Mehr Infos im Internet.

 

 

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