Vogel schwimmt weiter

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Abgetaucht, um wieder aufzutauchen: Florian Vogel setzt seine Karriere nach einer Auszeit fort. Foto: Imago/Archiv Foto: red

Nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro fiel Florian Vogel in ein Loch. Gerade das in seinem Sport sehr präsente Thema Doping löste Frust bei ihm aus, er dachte ans Karriereende – und das mit erst 22 Jahren. Der Bayreuther nahm sich eine mehrmonatige Auszeit, machte Urlaub in Südafrika, Mauritius und Neuseeland. Jetzt steht sein nächstes Ziel fest: Glasgow – und das aus rein sportlicher Sicht.

 
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„Ich werde weiter schwimmen“, sagt Vogel. „Ich will zu den Europameisterschaften 2018 nach Schottland und das dann auch mit Ambitionen auf Edelmetall.“ Da sind sie wieder, die kernigen Aussagen, die klaren Forderungen an sich selbst. Der Bayreuther steckte sich in seiner Karriere immer hohe Ziele und arbeitete dann hart an sich, um diese zu erreichen. Sein kometenhafter Aufstieg begann 2015, bei der Deutschen Meisterschaft gewann der Freistilspezialist die Titel über 400 und 800 Meter.

Ein Jahr später folgte die Titelverteidigung über 400-Meter, Silber auf der 200-Meter-Strecke und die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio. Dort gehörte er als Neunter über 400 Meter und Finalteilnehmer mit der 4x200-Meter-Staffel zu den Lichtblicken in der insgesamt dürftigen Bilanz der deutschen Schwimmer.

Zweifel kommen auf

Dennoch kamen Zweifel auf. Mehr als ein Jahr hatte Vogel alles dem Sport, dem großen Olympia-Traum untergeordnet. Aber wie geht es danach weiter? Macht es Sinn, sich im Training weiter zu quälen, wenn Teile der internationalen Konkurrenz vor ihm landen, weil sie verbotene leistungssteigernde Mittel zu sich nehmen? Ist es nicht besser sich auf sein Bauingenieurstudium und den späteren Job zu konzentrieren?

„Ich habe dringend eine Auszeit und Abstand gebraucht“, sagt Vogel. „Ich wollte nichts vom Schwimmsport hören und musste den Kopf frei bekommen.“ Das gelang auf seiner dreimonatigen Reise – und er sammelte zudem jede Menge neue Eindrücke. „Ich habe viele Menschen und andere Lebensweisen kennengelernt und mich in dieser Zeit auch persönlich weiterentwickelt.“

Spende für Schulen in Südafrika

Gerade Südafrika hat den Bayreuther beeindruckt. So sehr, dass er spontan dem ärmeren Teil der Bevölkerung half. Vogel versteigerte im Internet seine bei Olympia getragene Schwimmhose, den Erlös von 500 Euro spendete er der Hilfsorganisation Unicef zugunsten von Schulen in Südafrika.

„Gerade diese Kinder, die oft keine Möglichkeit auf Bildung haben, bekommen so die Chance, ihre eigene unabhängige Zukunft zu bestimmen. Bei uns selbstverständlich, bei ihnen ein Privileg“, schrieb Vogel auf seiner Facebook-Seite unter ein Bild der Spendenquittung.

Wieder Lust auf Leistungssport

Auch für seine persönliche Zukunft hat der 22-Jährige jetzt wieder klare Vorstellungen. Das Schwimmen fehlte ihm, er hat wieder Lust auf den Leistungssport, spürt wieder die nötige Energie in sich. Und die braucht er, denn die Rückkehr wird hart: „Ich habe vier Monate überhaupt nicht trainiert. Ich muss jetzt Gewicht ab- und Muskelmasse aufbauen.“

Trainingsmittelpunkt ist für den Schwimmer der SG Stadtwerke München in den kommenden drei Monaten Bayreuth. Hier absolviert der Student ein Pflichtpraktikum, seine Freizeit wird er zum Großteil im SVB-Hallenbad verbringen.

Ende 2017 will er sich seiner Bestform wieder angenähert haben. Deswegen hat er sich auch nicht die Weltmeisterschaft im Sommer dieses Jahres als Ziel vorgenommen, sondern die EM 2018. Und dann sind ja auch die nächsten Olympischen Spiele nur noch zwei Jahre entfernt. „Ganz langsam“, bremst Vogel die Erwartungen. „Soweit denke ich noch nicht. Jetzt will ich erstmal bei meinen ersten Wettkämpfen in diesem Jahr nicht absaufen.“

"Bach gehört abgewählt"

Gedopte Konkurrenten waren ein Auslöser für Florian Vogels Rücktrittsgedanken und ihm ist auch völlig klar, dass das Thema Doping seinen Sport auch in Zukunft begleiten, wenn nicht sogar prägen wird. „Es werden weiter Konkurrenten nicht fair spielen“, sagt der Bayreuther. „Das muss ich wohl hinnehmen, aber akzeptieren werde ich das nie.“

Besonders ärgert ihn, dass Doping in manchen Ländern und von einigen Verbänden geduldet wird und überführte Sportler von ganz oben geschützt werden. „Man muss sich ja nur anschauen, was gerade in Russland passiert, da mischt ja anscheinend die Regierung mit“, sagt Vogel und wirft dem internationalen Olympischen Komitee (IOC) Versagen vor: „Warum handelt das IOC da nicht? Aber solange Thomas Bach Präsident ist, wird sich da wohl nichts ändern. Für mich gehört Bach abgewählt.“

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