Vliesstoff-Spezialist Sandler legt noch eine Schippe drauf

Von Dieter Weigel
"Es macht sprachlos, wie die Engländer ihre Wirtschaft kaputtmachen", sagt Vorstandsvorsitzender Christian Heinrich Sandler. Als Verstärkung des Führungsteams agieren Guido Baumgärtner, Bereichsleiter Personal, und Philipp Ebbinghaus, Bereichsleiter Finanzen (von links). Foto: Hans-Peter Schwarzenbach Quelle: Unbekannt

SCHWARZENBACH AN DER SAALE. Die Sandler AG hat  ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2018 um drei Millionen auf 322 Millionen Euro erhöht und damit eine neue Bestmarke aufgestellt. Ein Plus von rund einem Prozent – in den Vorjahren hatte der Vliesstoff-Spezialist aus Schwarzenbach an der Saale (Landkreis Hof) meist höhere Wachstumsraten vorgelegt. 

 
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Der Vorstandsvorsitzende begründet die abgeschwächte Steigerung damit, dass man an Produktionsgrenzen stoße. „Unsere großen Anlagen sind voll ausgelastet“, sagt Christian Heinrich Sandler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Unternehmen habe seit 2010 etwa 122 Millionen Euro in Großprojekte investiert, zusätzlich flossen allein 2018 rund 15 Millionen in die Modernisierung des bestehenden Betriebes. Nun gelte es, die neu installierten Anlagen technisch zu optimieren.

„Und während der laufenden Prozesse darf es bei der Qualität unserer Produkte keine Einschränkungen geben“, betont der Vorstandschef. In einer sich immer stärker konsolidierenden Branche setze Sandler weiterhin auf organisches Wachstum und investiere die Gewinne in die Weiterentwicklung des Unternehmens.

Belegschaft wächst

Im Vergleich zum Umsatz legte die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr überproportional, nämlich um 30, zu. 850 Beschäftigte waren am Standort Schwarzenbach in den Geschäftsfeldern Bau, Filtration, Heimtextil, Hygiene, Reinigungstücher, Technik und Transportation im Einsatz.

„Sehr zufrieden“ zeigte sich Sandler mit der Entwicklung der Sparte Hygiene. Angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft ergebe sich ein hohes Wachstumspotenzial, zum Beispiel beim Thema Erwachsenen-Inkontinenz. Ebenso steige in Entwicklungsländern die Nachfrage nach Artikeln für die Körperhygiene spürbar.

Das Gesamtjahr 2018 sei für die Sandler-Automobilsparte erfolgreich zu Ende gegangen, sagt der Vorstandschef. Verhaltener habe sich das Geschäft im Bereich Automobile in den vergangenen Monaten entwickelt, erklärt Sandler. Das Unternehmen fertigt Vliese für Türverkleidungen, Säulen, Dachhimmel, Filtersysteme und Motorabdeckungen für Autos. Die neu anlaufenden Automodelle hätten jedoch für eine „stabilisierende Wirkung“ gesorgt.

Einen merklichen Wandel gebe es im Bereich Akustik. Die Schalldämmung mithilfe von Vliesstoffen werde nicht mehr nur von den Autobauern nachgefragt, sondern auch von der Industrie. Vor allem in Büros und Industriehallen werde dieses Thema immer wichtiger. Von der Schallisolation durch Vliesstoffe profitiere im Übrigen auch das Sandler-Team an den eigenen Arbeitsplätzen. Ende 2018 wurde die Modernisierung zweier Verwaltungsgebäude in Schwarzenbach fertiggestellt.

Außer ihrem Produktionsstandort in Oberfranken betreibt die Sandler AG seit 2016 ein Werk in Perry im US-Staat Georgia mit etwa 30 Mitarbeitern. Aktuell sei dort eine weitere Anlage geplant. Sandler spricht über die Auswirkungen der Politik von US-Präsident Donald Trump. Eventuelle Strafzölle hätten für den Standort Perry Licht- und Schattenseiten zur Folge. Grundsätzlich sei es mit Blick auf das „Buy-American“-Prinzip positiv, in den USA zu produzieren. Andererseits würden Strafzölle Rohstoffe, die von außerhalb für das dortige Werk bezogen werden, verteuern.

Schimpfen über den Brexit

Der Vorstandschef betont, dass „wir in Amerika gut aufgenommen worden sind“. Und Sandler habe in den USA manche Kunden nur deshalb, „weil wir vor Ort produzieren“. Zudem böten sich durch das US-Werk neue Chancen – von Kanada bis Feuerland. Überhaupt sei das Investment – Trump hin oder her – langfristig angelegt. Sandler: „Wir gehen fest davon aus, dass unser Werk in den Vereinigten Staaten auch noch weitere Regierungen erleben wird.“

Für das weitere politische Dauerbrenner-Thema, den Brexit, findet Sandler ebenfalls deutliche Worte. „Es macht sprachlos, wie die Engländer ihre Wirtschaft kaputtmachen“, schimpft der Vorstandsvorsitzende. Sein Unternehmen habe die Auswirkungen bereits mit der Ankündigung der Abstimmung über den Austritt der Briten aus der EU gespürt. 

Der Wert des Pfunds sei gesunken, in der Folge sei der Wettbewerb auf der Insel härter geworden. „Man baut dort Sicherheitsbestände auf“, sagt Sandler. Aber er betont, dass sein Unternehmen auf einen harten Brexit vorbereitet sei. „Wir haben Pläne.“ Und eine eigens eingerichtete Brexit-Projektgruppe tage regelmäßig.

Auch 2018 habe das Unternehmen seine Partnerschaften zu internationalen Branchenführern vertiefen können. Bereits zum dritten Mal verlieh der internationale Konsumgüterhersteller Procter & Gamble (P&G) der Sandler AG 2018 seine Lieferanten-Auszeichnung. Die Oberfranken gehören damit zu den 30 der rund 50.000 Lieferanten, die P&G mit dem „External Business Partner Excellence Award“ auszeichnete.

Zahlen zum Gewinn der Firma kommuniziert Sandler nicht. Auf die Frage, mit welcher Schulnote er das Geschäftsjahr 2018 bewertet, antwortet der Vorstandschef: „Mit einer Zwei.“

Eine glatte Eins gibt er indes seiner Belegschaft. „Wir haben ein tolles Team, das sich unglaublich intensiv in die Projekte reinkniet.“