Vitalitätscheck Creußen Es braucht keine neuen Baugebiete

Von
Das Baugebiet Sonnenleite hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, sagt der Vitalitätschek aus. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

CREUSSEN. „Das war eine Mammutaufgabe, für die wir die vergangenen zwei Jahre gebraucht haben“, sagt Sabine Hafner vom Hummeltaler Büro Klimakom. Sie hat für Creußen, aber auch für alle Kommunen im Wirtschaftsband A 9-Fränkische Schweiz einen Vitalitätscheck gemacht. Die Ergebnisse stellte sie in der Stadtratssitzung am Montagabend vor.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Vitalitätscheck versuche gegen die Verödung der Ortskerne anzugehen – eben sie zu vitalisieren, erklärt Hafner. „Wir haben quasi aus der Vogelperspektive auf Creußen und seine Ortsteile geschaut“, sagt sie. Man habe unter anderem Demografie, Bevölkerungsentwicklung, Siedlungsstruktur, Flächennutzung, Innenentwicklungspotenziale, Versorgung und Wirtschaft untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Einwohnerzahlen mit gut 4800 in den vergangenen zehn Jahren stabil sind, das Durchschnittsalter bei 45 Jahren liegt. In Sachen Versorgung bescheinigt Hafner Creußen eine verkehrsgünstige Lage an der B 2, allerdings mit einer verbesserungswürdigen ÖPNV-Anbindung. „29 Ortsteile haben keine Anbindung an den ÖPNV“, sagt Hafner.

Gleichbleibende Einwohnerzahl

Hauptfeststellung des Vitalitätschecks sind aber die Untersuchungen in Sachen Flächenmanagement. „Eigentlich braucht es bis 2028 keine neuen Baugebiete“, sagt Hafner. Trotz der gleichbleibenden Einwohnerzahl sei ein zunehmender Flächenverbrauch festzustellen. Dies sei nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein Kostenproblem. Hafner nennt Zahlen: Die Siedlungsfläche ist in der Vergangenheit um 38,5 Prozent gestiegen, die Bevölkerungszahl aber nur um 2,1 Prozent. Insgesamt wurden in Creußen 152 Baulücken – 21,6 Hektar – festgestellt. Dazu kommen 66 leer stehende Wohngebäude und 154 Wohngebäude mit Leerstandsrisiko. „Die Leerstände finden sich vor allem im Ortskern“, so Hafner. Ihr Fazit: Das neue Baugebiet – die Sonnenleite – hätte es eigentlich nicht gebraucht. Vielmehr sollten die Leerstände im Innenbereich genutzt werden.

Hafner nennt noch andere Zahlen aus dem Wirtschaftsbandgebiet, in dem es insgesamt 1828 Leerstände gibt. Spitzenreiter ist Igensdorf mit 244, gefolgt von Pegnitz mit 226 und Pottenstein mit 220 Leerständen.

Hafner empfiehlt als Konsequenz des Vitalitätschecks die Innenentwicklung zu fördern, vorhandene Potenziale zu aktivieren. Hier sollte eine Kooperation innerhalb des Wirtschaftsbands genutzt werden, Eigentümer angesprochen, eine Immobilienbörse eingerichtet werden. Wegen möglicher Fördermittel sollte mit dem Landratsamt Kontakt aufgenommen werden.

Gegenanalyse fehlt

„Mir fehlt eine Gegenanalyse“, sagt Raimund Nols (SPD), immerhin wären im Baugebiet Sonnenleite noch 14 der Baulücken. „Und wie wäre die Zuwachsrate der Bevölkerung, wenn wir die Baugebiete Sonnenleite, Sonnenhöhe und Bühl nicht hätten“, fragt er. Und er sieht es auch für junge Familien als zu teuer an, Leerstände in der Altstadt als Wohnraum zu nutzen.

„Eine Gegenanalyse war nicht der Auftrag“, so Hafner, „es wäre aber sehr viel Überzeugungsarbeit nötig, im Bestand zu wohnen.“ Grundsätzlich empfiehlt sie, Baugebiete in kommunaler Hand zu lassen, mit Bauauflagen und Bauzwang.

Auf Nachfrage von Toni Schmidt (Creußener Liste), ob die finanzielle Belastung für „klamme“ Gemeinden nicht zu groß sei, wenn sie Fachpersonal hinziehen, erwidert Hafner, dass es auch Kosten für Baugebiete gebe.

Autor

Bilder