Virus im chinesischen Apple-App-Store

Archivfoto: Peter Kneffel/dpa Foto: red

Die Nutzer eines iPhones können sich eigentlich auf die Sicherheit der Apps aus dem offiziellen App Store verlassen. Doch nun wurde in China der erste Angriff mit manipulierten Apps bekannt. Die Ursache hat mit der Internet-Realität hinter der «Great Firewall» zu tun.

 
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Cyberkriminellen in China ist es gelungen, rund 40 mit Schadsoftware verseuchte Apps durch die Kontrollen in Apples Download-Plattform für iPhone und iPad zu bringen. Darunter waren populäre Anwendungen wie die Messaging-App WeChat und die Taxi-App Didi Kuaidi - wodurch mehrere hundert Millionen Nutzer betroffen sein könnten. Apple habe die Anwendungen inzwischen aus dem App Store entfernt, erklärte das Unternehmen in der Nacht zum Montag. Das chinesische Staatsfernsehen CCTV sprach am Sonntag sogar von über 350 betroffenen Apps.

Auslöser des Problems sei gewesen, dass einige App-Entwickler eine präparierte Version der Apple-Software Xcode zum Schreiben ihrer Anwendungen genutzt hätten, erklärte die IT-Sicherheitsfirma Palo Alto Networks, die den Angriff mit aufgedeckt hatte. Nach ihren Erkenntnissen konnten die damit erstellten Apps unter anderem Passwörter abgreifen.

Apple stellt sein Xcode den Software-Entwicklern zur Verfügung, dennoch griffen einige wohl auf eine gefälschte Version zu, weil sie sich schneller herunterladen ließ, hieß es im Technologie-Blog «Recode» unter Berufung auf informierte Personen. Durch die Internet-Zensur des chinesischen Staates kann die offiziellen Quelle des Entwickler-Werkzeugs auf der Website apple.com häufig nur schlecht erreicht werden. Daher bedienten sich die Entwickler bei einer vermeintlichen Originalversion von XCode, die in einem Cloud-Speicher des chinesischen Internetkonzerns Baidu abgelegt worden war. Das manipulierte Xcode-Programm wurde inzwischen bei Baidu entfernt.

Apple teilte mit, man wolle sicherstellen, dass die App-Anbieter ihre Anwendungen mit der originalen Xcode-Version erneuerten. WeChat mit über 500 Millionen Nutzern erklärte inzwischen, dass die neue Version der App wieder sicher sei. Unter den weiteren verseuchten Apps waren laut Palo Alto Networks Spiele sowie Anwendungen für Banking, Aktienhandel, Online-Netzwerke, Karten und Kommunikation.

Unklar bleibt, wie die Apps die Kontrollen von Apple passieren konnten. Es ist der erste bekanntgewordene erfolgreiche Angriff auf den App Store. Der Konzern lässt Anwendungen auf seine Geräte grundsätzlich nur aus dem hauseigenen App Store laden. Dank der Kontrollen sollen die Nutzer, die im Apple-System bleiben, sich auf die Sicherheit der Apps verlassen können. Bisher schien das System gut funktioniert zu haben: Schadsoftware war nur für von Nutzern «geknackte» iPhones bekanntgeworden, die auch Anwendungen aus anderen Quellen laden können. Apple nutzte die Sicherheit auch als Argument im Wettbewerb mit dem meistgenutzten Smartphone-System Android.

Bei Googles Android-System können Apps grundsätzlich nicht nur aus dem Play Store des Konzerns, sondern auch aus anderen Download-Plattformen geladen werden. Während es im Play Store ähnlich strikte Kontrollen wie bei Apple gibt, kam über einige der vielen anderen App-Dienste in der Vergangenheit bereits Schadsoftware auf die Geräte der Nutzer.

dpa

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