Vielen Bächen geht es schlecht

Von Peter Engelbrecht
Vorbildlich: Die Renaturierung des Roten Mains auf dem Gelände der Landesgartenschau in Bayreuth im April 2015. Foto: Eric Waha/Archiv Foto: red

Das Wasserwirtschaftsamt Hof meldet eine düstere Bilanz: Der Zustand von 24 Prozent der Fließgewässer im Landkreis Bayreuth wird als schlecht eingestuft, von 41 Prozent als unbefriedigend und von 35 Prozent als mäßig. Einen guten oder sehr guten Zustand der insgesamt 17 Bäche im Landkreis gibt es überhaupt nicht. Wo liegen die Ursachen?   

 
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Dabei sollten alle Gewässer Deutschlands bis zum Jahr 2027 eigentlich in einem ökologisch und chemisch guten Zustand sein. Das schreibt die europäische Wasserrahmenrichtlinie vor, die im Jahr 2000 von der EU verabschiedet wurde. Doch dieses Ziel liegt in weiter Ferne. Nur 6,7 Prozent der Fließgewässer in Deutschland geht es sehr gut bis gut, hat das Umweltbundesamt ermittelt.

Aufseß schlecht bewertet

Bei den Bächen mit schlechter Bewertung im Landkreis handelt es sich um den Flernitzbach bei Speichersdorf, die Warme Steinach oberhalb von Sophiental, die Aufseß und die Fichtelnaab (bis zur Einmündung des Höllbachs bei Neusorg), erläutert das Wasserwirtschaftsamt. Beim Flernitzbach bereiten Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft Probleme, bei den drei anderen Bächen ist der Zustand der Fischfauna mies. Die Belastung der Fließgewässer durch Kläranlagen sei überwiegend gut bewertet worden, erläutert Abteilungsleiter Boris Roth vom Wasserwirtschaftsamt Hof. Investitionen in Kläranlagen hätten Wirkung gezeigt. Die negativen Bewertungen beim ökologischen Zustand der Gewässer lägen im Wesentlichen an der mangelnden Durchgängigkeit sowie einer zu hohen Nährstoffbelastung. Diese sei auf punktuelle Einleitungen der Kläranlagen sowie die Landwirtschaft zurückzuführen, sagt Roth. Das Abschwemmen von Ackerboden und landwirtschaftlichem Dünger in die Gewässer müsse reduziert werden, fordert Roth. So sollten Gewässerrandstreifen ausgewiesen und spezielle Anbaumethoden (Zwischenfrucht, Becherpflanze) genutzt werden. Um die Gewässerstruktur zu verbessern, sollten Wehre zurückgebaut und Fischwanderhilfen installiert werden. „Dadurch wird dem Gewässer wieder mehr Raum gegeben und die ursprüngliche Strömung hergestellt“, betont Roth.

Probleme schon vor Jahren diskutiert

Die Fortschritte in diesem Bereich scheinen sich in Grenzen zu halten. Denn bereits im Juli 2007 gab es bei einem Workshop der Regierung von Oberfranken in Bayreuth zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie entsprechende Forderungen. Die Einträge aus der Landwirtschaft sollten durch standortgerechte Bewirtschaftung gemindert werden, „die gute fachliche Praxis allein reicht zur Erreichung des guten Zustandes nicht aus“, befanden die Experten. Das Abschwemmen von Ackerboden sollte durch möglichst ganzjährige Begrünung und Anlegen von Uferstreifen reduziert werden. Weiterhin forderten die Fachleute eine sorgfältige Zulassungsprüfung für Pflanzenschutzmittel. Auch die Durchgängigkeit von Stauanlagen, insbesondere bei Wasserkraftanlagen, die außer Funktion sind, müsse verbessert werden.

Bund Naturschutz fordert mehr Anstrengung

Der Bund Naturschutz (BN) sieht durch die Landwirtschaft flächendeckend negative Auswirkungen auf die Fließgewässer. „Die Randstreifen entlang der Bäche sind so gut wie verschwunden“, bedauert Peter Ille, BN-Geschäftsführer in Bayreuth. Die Bauern seien wirtschaftlich stark unter Druck, „da ist jeder Quadratmeter Bewirtschaftungsfläche recht“, meint Ille. Er glaubt, die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie seien bis zum Jahr 2027 nur zu schaffen, wenn sich alle Akteure, auch die Politik, mehr anstrengen.

Bauernverband: Kein Sündenbock

Die Landwirte dürften nicht zum Sündenbock für den schlechten Zustand der Bäche gemacht werden, warnt der Bayerische Bauernverband (BBV). Im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms werde das Anlegen von Gewässerrandstreifen gefördert, doch sei das Programm zu bürokratisch, klagt der Bayreuther BBV-Geschäftsführer Harald Köppel. Die Bauern bemühten sich, mit Zwischenfruchtanbau und Mulchsaat den Boden auf dem Acker zu halten, die Qualität einiger Gewässer habe sich zwischenzeitlich verbessert. Die Belastung der Fließgewässer komme auch durch Kläranlagen und dem Reifenabrieb im Straßenverkehr.      

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