Vermisster 79-Jähriger wurde gefunden

Von Andrea Munkert
Bei der Suche nach dem vermissten Mann wurde auch ein Polizeihubschrauber, ähnlich dem abgebildeten Helikopter, eingesetzt. Foto: dpa Foto: red

Die Suche nach einem vermissten 79-Jährigem in der nördlichen Oberpfalz war erfolgreich. Der demente Mann wurde nahezu unversehrt in einem Waldstück bei Penzenreuth (Gemeinde Kirchenthumbach) gefunden.

 
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Vier Tage lang suchten mehrere Dutzend Einsatzkräfte nach Ewald F.  Es sind Tage voller bangen, berichtet die Tochter des Vermissten. Ein „kleines Wunder“ nennt es die Polizei. Als die Polizeibeamten der Dienststelle Eschenbach in der Oberpfalz und Hersbruck den Senior finden, macht Ewald F. „einen überraschend guten Eindruck“, berichtet Werner Stopfer, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizei Eschenbach.

Mit Tau und Gras versorgt

Er ist an diesem Freitag Einsatzleiter der Truppen, die seit Tagen auf der Suche nach dem an Demenz erkrankten Rentner sind. Offenbar, sagt Stopfer, hat sich der Vermisste mit Tau und Gras versorgt. „Als wir ihn auf einer Lichtung im Wald fanden, hatte er Grashalme im Mund. Offensichtlich hat er das Tau an den Gräsern in seinen Mund tropfen lassen.“ Ewald F. sitzt auf einer Lichtung nahe der Holzmühle und dem Kirchenthumbacher Ortsteil Penzenreuth. Um ihn herum, wie der Vizepolizeichef sagt, „ungängiges Gelände. Holz, Gestrüpp und Spuren eines Harvesters“. F. ist stark verschmutzt, aber „bei vollem Bewusstsein, ansprechbar und antwortete auch“. Doch wegen seiner Demenzerkrankung sind die Aussagen nur bedingt verlässlich.

Zur Beobachtung im Krankenhaus

Stopfer: „Angesichts des Alters und der Dauer seines Verschwindens geht es dem Mann hervorragend.“ Dennoch bringt ihn das Bayerische Rote Kreuz zur Beobachtung bringt ins Krankenhaus. Rückblende: Am vergangenen Dienstagnachmittag verschwindet Ewald F. Er ist mit seinem Sohn, der für die Betreuung des Demenzerkrankten verantwortlich zeichnet, von ihrem aktuellen Wohnort, Altdorf in Mittelfranken, in ein Waldstück nahe Neuhaus, zwischen Mosenberg und Bernheck im Veldensteiner Forst unterwegs.

Gebürtiger Veldener

Als gebürtiger Veldener, erzählt Tochter Barbara M. dem Nordbayerischen Kurier, habe ihr Vater das „uralte Recht auf so und so viele Ster Holz pro Jahr, die man selbst schlagen darf“. Waldläuferin gab denentscheidenden Hinweis Als der Sohn, M.’s Bruder, mit der Waldarbeit beschäftigt ist, setzt sich der Senior ans Steuer des Opel-Kleintransporters, dreht den Schlüssel um und fährt davon. Dabei sind Schäferhund Snoopy und das Handy des Sohnes. Beide werden bei der Vermisstensuche wichtige Zünglein an der Waage sein. F. fährt viele Kilometer und stellt den Transporter in einem Waldstück ab, 800 Meter weiter wird er dann vier Tage später auf der Lichtung gefunden. Nach dem Verschwinden des Mannes läuft eine große Suchaktion an – die am Dienstag ohne Erfolg endet.

Handy wurde geortet

Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag sucht die Polizei mit mehr Streifen, ortet das Handy – das aber am Mittwoch mangels Akku zusammenbricht. Auch der Hubschrauber kreist über der Region, überfliegt Neustadt und Kirchenthumbach. Stopfer und seine Kollegen von der Polizei Hersbruck bitten die Feuerwehr Kirchenthumbach um Hilfe, die schickt 15 Mann ins Feld. „Alles negativ“, erinnert sich Stopfer. Doch am Freitagvormittag gibt eine Waldläuferin den entscheidenden Hinweis auf das Waldstück nahe Penzenreuth – sie findet das Fahrzeug, neben dem Schäferhund Snoopy wartet, aber nicht F. Wieder bringt die Polizei den Hubschrauber in die Luft. Die Kräfte auf dem Boden werden per Funk gelotst und dann wird der Senior gefunden.

"Es ist wirklich ein kleines Wunder"

"Es ist wirklich ein kleines Wunder, dass wir ihn gefunden haben“, sagt Stopfer. „Gefühlsmäßig ist alles dabei, die Emotionen kochen so hoch“, sagt Barbara M., die sich um die inzwischen verstorbene demenzkranke Mutter gekümmert hat und deren Bruder nun den Vater pflegt. Jetzt, mit etwas Abstand, fühlt sie sich groggy. „Ich habe permanent Tränen in den Augen, jetzt kommt die Schwäche. Während der Suche musst du stark sein, doch im Nachhinein spürt man erst recht, wie sehr das einem nahe geht.“ Ihr Vater sei körperlich noch sehr fit, „eine robuste Natur“. Vermutlich sei er daher nur „leicht unterkühlt gewesen. Eigentlich, sagt Barbara M., fahre ihr Vater seit Jahren nicht mehr Auto. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass er sich spontan ans Steuer setzt. „Wie in einem schlechten Film“, sagt sie mit bebender Stimme. „Vielleicht wollte er sich in seine tiefste Vergangenheit begeben, er hat Wurzeln in Kronach“.