Verbeugung vor Basketball-Tradition

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Mit einem nicht alltäglichen Programm wurde die Halbzeitpause des Bundesliga-Derbys zwischen Medi Bayreuth und BB Bamberg (53:85) in der Oberfrankenhalle überbrückt. Im Mittelpunkt stand die Würdigung von Meilensteinen der Bayreuther Basketball-Geschichte.

 
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„Hier wurde schon so viel erreicht, und das soll jetzt auch sichtbar werden“, erklärte der Geschäftsführer der Spielbetriebsgesellschaft, Philipp Galewski. Dass damit ausdrücklich auch die Zeit vor der Vereinsgründung des BBC im Jahr 1999 gemeint ist, unterstreichen die beiden neuen Banner unter dem Hallendach. Sie erinnern nicht nur an den Bundesliga-Aufstieg des aktuellen Vereins, sondern auch an die nationalen Titel, die 1988 (Pokal) und 1989 (Meisterschaft und Pokal) von Steiner Bayreuth errungen worden sind.

Aufstiegsteam von 1976 fast komplett

Dazu passte perfekt die Vorstellung jener Mannschaft, die1976 unter der Fahne des Post-SV den ersten Bayreuther Bundesliga-Aufstieg geschafft hat. Bis auf zwei verhinderte Ausnahmen (Georg Kämpf und Werner Mösch) war sie komplett der Einladung gefolgt. „Alle fanden das eine ganz tolle Aktion des Vereins“, sagt Gottfried Oliwa, der damals der Jüngste im Team war und beim krönenden Abschluss seiner Laufbahn mit dem Pokalsieg der dienstälteste. So groß sei das Einzugsgebiet auch gar nicht gewesen: Die meisten damaligen Lokalmatadore leben noch immer in Bayreuth, die Verstärkungen aus Bamberg in Bamberg und die aus Würzburg in Würzburg – und die vereinzelten Ausnahmen in anderen Teilen Süddeutschlands.

Folglich habe es über die Jahrzehnte auch genug Kontakt gegeben, um jetzt keine völlig Unbekannten zu treffen. „Nur den Trainer hat keiner erkannt“, berichtet Oliwa lachend vom Treffen am Vorabend. Peter Müller habe damals für die „Öko-Zeit“ gestanden, „mit selbst gestricktem Pullover, Heiner-Brand-Bart und Kotletten“. Aber auch nach der Begrüßung sei der Coach ein beliebtes Gesprächsthema geblieben: „Am meisten geflachst wurde über die Trainingsmethoden“, berichtet Oliwa. „Da ist ja Felix Magath ein Dreck dagegen.“ Wegen der geringen Körpergröße habe man die Konkurrenzfähigkeit über die Fitness erarbeiten müssen: „Partnerübungen waren modern. Ich erinnere mich an Strecksprünge aus der Hocke mit dem Partner auf dem Rücken. Da hatte ich immer den 105 kg schweren Käsi Schweizer!"

Jon Chapman mit Detailkenntnis und perfektem Deutsch

Mit noch mehr historischen Details verblüffte aber der Gast mit der weitesten Anreise: Jonathan Chapman, der als Zweiter der Korbjägerliste entscheidend zum Klassenerhalt in der Debütsaison beigetragen hatte, war aus Los Angeles gekommen: „Er wusste noch, dass wir die ersten sechs Spiele alle dreistellig verloren hatten“, zeigte sich selbst Urgestein Oliwa beeindruckt: „Dabei habe Wolfenbüttel 34 Punkte in Folge erzielt. Ich hatte ein Album mit Zeitungsausschnitten dabei, wir haben nachgeblättert – und genau so stand es da!“ Weniger überraschend sei es, dass der Amerikaner die Unterhaltung „in fast akzentfreiem Deutsch“ führte. Schließlich habe der spätere Highschool-Lehrer mit Doktor-Titel damals noch nebenher arbeiten müssen: „Beim Hertie in der Sportabteilung kam man ohne Deutsch nicht weit“, sagt Oliwa. „Und in den Auszeiten wurde auch noch nicht Englisch gesprochen.“

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