Veranstaltungstechniker: "Das ist ein politischer Fehler" Public Viewing der Festspiele zu teuer

Von Heike Hampl
Siemens Festspielnacht? Live-Übertragung - Public Viewing - Siemens Festspielnacht - Bayreuther Festspiele ? Walküre ? Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg ? Kinderoper - Bayreuth ? 2010 ? Volksfestplatz ? Festspielleiterin Katharina Wagner ? Musikalische Leitung - Christian Thielemann ? Copyright by Nordbayerischer Kurier / Karl Heinz Lammel Foto: red

Es geht um Verdammnis und Liebe: Am Donnerstagabend eröffnen die Jubiläumsfestspiele mit Wagners Holländer. Deutschlandweit läuft die Premiere in rund 200 Kinos, auch in Bayreuth. Das Erste übertragt sie zeitverzögert. Warum zeigt niemand die Premiere auf einer Leinwand in der Stadt? Auf der Suche nach dem verlorenen Public Viewing.

 
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War das schön. Die Siemens Festspielnacht. In den Jahren 2008 bis 2011 kamen 100.000 Menschen auf den Volksfestplatz, um sich Wagner live aus dem Festspielhaus auf einer riesengroßen Leinwand anzusehen. Aber Siemens sprang nach vier Jahren ab, sponserte nicht mehr. Seitdem ist es vorbei. Kein Geld, also kein Wagner mehr für die Masse.

Stadt und Tourismusexperten sind sich in der Analyse einig: Schade, dass es kein Public Viewing der Festspiele mehr gibt. Schade sagt Joachim Oppold, Sprecher der Stadt. Sehr, sehr schade, sagt auch der Geschäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH (BMTG), Manuel Becher. Seit zwei Jahren bedauern viele Bayreuther, dass Siemens den Geldhahn zugedreht hat. Wie viel das Unternehmen tatsächlich gegeben hat, darüber spricht keiner öffentlich. Fest steht aber: Niemand will Siemens ersetzen, keiner will den Wagner für alle bezahlen. Wenn er es denn wollte, könnte der Stadtrat entscheiden, dass es wieder ein Public Viewing auf dem Volksfestplatz gibt.

Dass der Stadtrat genau das nicht tut, ist ein "politischer Fehler". So sieht es jedenfalls Markus Schwenter. Der Österreicher war technischer Leiter der Siemens Festspielnacht. Und noch mehr: Er hat die Anlage entwickelt, über die aus dem Festspielhaus übertragen wurde. Fast drei Millionen Euro ist die Technik wert. "Wenn ich so etwas als Stadt nicht stemme, habe ich die falschen Leute", sagt Schwenter. Vielleicht befeuert Eigeninteresse seine scharfe Kritik. Schwenter verdient mit der Technik schließlich Geld. 150.000 Euro kostet es, die Anlage seiner Firma Lichttonvideo auszuleihen. Aufbau, Abbau, Unterkunft und Verpflegung der Techniker sind inbegriffen. "Technisch stampft man so ein Public Viewing in fünf Tagen aus dem Boden."

Die BF Medien, Veranstalter der Siemens Festspielnacht und Tochterfirma der Bayreuther Festspiele, setzt zum zweiten Mal auf Kino-Übertragungen. "Es ist ein anderer Weg, Wagner einem größeren Publikum zugänglich zu machen", sagt Daniel Weber von BF Medien.

Wenn das Public Viewing auf dem Volksfestplatz zu teuer ist, wieso keine Übertragung im kleinen Stil? Könnte man nicht die Bühne vom Afrika- Karibik Festival stehen lassen, eine Leinwand darauf bauen und fertig? Jeden Abend strahlt ein Beamer die Fassade des Rathauses an - für die Videoinstallation von Philipp Geist. Wenn das Signal für Fernsehen und Kino sowieso da ist, könnte man den Holländer nicht an der Rathausfassade zeigen?

"Man darf die Qualität nicht außer Acht lassen", sagt BMTG-Geschäftsführer Becher. Die LED-Wand und die Lautsprecher, die bei der Siemens Festspielnacht zum Einsatz kamen, waren bis 2011 die beste Technik auf dem europäischen Markt. "Das hat sich wie im Festspielhaus angefühlt", sagt Becher, der aufs Niveau achtet: "Dass die Wirte  Fernseher rausstellen und die ARD einschalten", das geht ihm zu weit.  Wagner mit miesem Klang - wer will das schon?

 "Der PR-Wert der Festspielnacht ist mit Geld nicht zu bezahlen", sagt Becher. Dass die Stadt einspringen und ein Public Viewing bezahlen wird, hält der BMTG-Chef nach wie vor für unrealistisch. Bedeutet: Es braucht wieder einen Sponsor. Am besten einen mit so viel Geld wie Siemens.

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