Uwe Vogel baut mit Leidenschaft die Kulissen für die Faust-Festspiele 80 Schrauben für Molière

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Uwe Vogel baut die Kulissen für die Faust-Festspiele. Foto: Ralf Münch Foto: red

Uwe Vogel ist ganz in seinem Element. Er steht auf einer Leiter im Garten und bemalt gewissenhaft die Holzfassade, die an die Schuppenwand gelehnt ist. Es ist eine Requisite für das Molièrestück „Schlau, schlau, die Frau“ bei den Faust-Festspielen am Schlossberg im Sommer.

 
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„Intendant Daniel Leistner hat gesagt, er braucht da ein Haus – also habe ich eines gebaut“, sagt Vogel (45), der in beiden Stücken selbst mitspielt. Er trägt überhaupt den Hauptteil der Organisation der Festspiele. Gleich muss er auf den Schlossberg und etwas wegen des Kanals klären, mit der Juragruppe hat er wegen des Wasseranschlusses gesprochen und demnächst hat er einen Termin bei der Firma Putzin – er braucht Schwerter aus Alu für die Kampfszenen beim Faust und hofft, dort Hilfe zu bekommen. Auch für das Troschenreuther Mundarttheater, bei dem er regelmäßig mitspielt, hat er schon Kulissen gebaut. Und nun eben für die Faust-Festspiele.

Grobe Skizze und ins Internet schauen

Vogel spielt das Ganze im Kopf immer durch, macht eine grobe Skizze, schaut mal ins Internet, wie es aussehen könnte und fängt spontan an. Anderthalb Tage hat er für die Giebelwand gebraucht, drei leichte Holzplatten aus dem Baumarkt zusammengeschraubt. „80 Schrauben sind es ungefähr“, schätzt er – schließlich soll das Ganze auch gut halten. Die Bretter hat er mit Leisten noch stabilisiert. Rund drei Meter breit und 3,40 Meter hoch ist das Ganze, das Dachteil wird extra draufgesteckt. „Dann lässt es sich leichter transportieren und vor Ort wegräumen“, erklärt Vogel. Denn auf dem Schlossberg wird es nur beim Molière-Stück gebraucht, bei den Faust-Aufführungen nicht.

Mit Dispersionsfarbe hat Vogel die Platten weiß grundiert, dann die Hauswand mit Grau „etwas schmutzig gemacht“, ein Fachwerk und grüne Antik-Glasfenster aufgemalt. „Als Kunstglaser konnte ich ja keine Bleiglasfenster machen“, sagt er lachend. Das Kulissenbauen ist einfach seine Welt. Manche Ideen kommen ihm erst beim Werkeln selber, dann verändert er die Ursprungsidee schon noch manchmal. Für das Molière-Stück muss er jetzt noch Grabsteine bauen. Die macht er aus Styrodurplatten. Der Hartschaum ist etwas stabiler als einfaches Styropor, wird normalerweise bei der Wärmeisolierung von Häusern verwendet. Da geht er abschließend noch mit dem Heißluftföhn drüber, dann ist die Oberfläche etwas rauer.

Mit dem Bulldog zum Schlossberg

„Das muss alles schnell und effizient zum Hinstellen und Wegräumen sein“, sagt Vogel. Zwei Leute müssen zum Tragen reichen. Ein Bekannter fährt die Hauswand dann auf seinem Hänger mit einem Bulldog auf den Schlossberg. Während der Aufführungen, wenn es nicht gebraucht wird, wird alles in einem mobilen Container gelagert. Brunnen, Teiche, eine komplette Gebirgslandschaft im Modellbau – alles hat Vogel schon mal angefertigt. „Ich baue einfach gerne, will sehen, wie es mit meinen eigenen Händen wächst und eine persönliche Note reinbringen“, sagt er. Vogel muss beschäftigt sein, sich bewegen.

Detailgenau bauen

Die Hauskulisse brauchte er nur grob zu gestalten, denn sie ist weit weg von den Zuschauern, steht im Wald. „Wenn man näher dran ist, muss man detailgenauer arbeiten“, sagt Vogel. Neben den Grabsteinen muss er noch Handkarren bauen. Wegen der Wagenräder hat er auch schon mal ins Internet geschaut. „Die sind schwierig selber zu bauen“, sagt er. Zum Schluss wird er über das Ganze mit dem Bunsenbrenner gehen, dann sieht es schön alt aus.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Knalle-pralle-lustige Faust-Proben.

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