Uraufführung von "Schmerzliche Heimat" nach dem Buch von Semiya Simsek Theater Hof zeigt NSU-Morde als Drama

Von Michael Weiser
"Schmerzliche Heimat": Neven Noethig, Susanne Kubelka. Foto: red Foto: red

Seit Monaten berschäftigt der NSU-Prozess die Öffentlichkeit, jetzt bringt das Theater Hof das Thema auf die Bühne: "Schmerzliche Heimat" heißt das Stück, das am Freitagabend in einer Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Landestheater Uraufführungspremiere feiert.

 
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Semiya Simsek war 14 Jahre alt, als ihr Vater ermordet wurde. Am 9. September 2000 war das; Enver Simsek hatte eine Urlaubsvertretung in einem Blumenladen  im Osten Nürnbergs übernommen. Um den Mittag herum betraten zwei Männer den Raum und feuerten achtmal auf Enver Simsek. Während der Schwerstverletzte noch um sein Leben rang, stellten Polizisten seiner verstörten Tochter Fragen: Ob sie Waffen besitze ...

Jahrelang sollten Verfassungsschutz und Polizei die Familie Simsek schikanieren. Weil die Behörden beharrlich an Vorurteilen festhielten und von Auseinandersetzungen im organisierten Verbrechen ausgingen. Und es waren Journalisten, die der Mordserie das dazu passende Etikett verpassten: Dönermorde. Bis im Jahre 2011 eher zufällig die wahren Täter ans Licht kamen, zwei Mörder des so genannten nationalsozialistischen Untergrunds, kurz NSU.

Das Theater Hof will die Geschichte aus der Perspektive der Simseks erzählen. "Wir wollten uns nicht ewig überlegen, was den Tätern durchs Hirn geistert", sagft  Dramaturg Thomas Schindler. Semiya Simsek schrieb ihre Geschichte nieder, zusammen mit Peter Schwarz. Und für das Theater Hof hat Christian Scholze das Buch in Szene gesetzt; der Regisseur habe sich ständig mit Semiya Simsek abgestimmt, sagt Schindler.

Das Stück schildert vor allem um das Ringen der Simseks um ihre Heimat, die ihnen lange keine Gerechtigkeit wiederfahren lassen will. Es erzähle "die Geschichte einer eindrucksvollen Frau, deren Anliegen nicht Anklage ist, nicht Vorwurf", heißt es im Programmheft des Theaters Hof. "Ihr Anliegen ist der Appell an jeden Einzelnen, an uns alle, dafür Sorge zu tragen, dass etwas Vergleichbares niemand erleben muss."

Die Premiere am Freitag ist ausverkauft, der nächste Termin ist der 19. Oktober. In Bayreuth ist das Stück am 29. November zu erleben.