Unternehmer attackiert IHK-Chefin

Von Roland Töpfer und
 Foto: red

Die Kritik an Sonja Weigand wird immer schärfer. Der Bayreuther Firmeninhaber Udo Schmidt-Steingraeber attestiert der IHK-Präsidentin eine katastrophale Kommunikationspolitik.

 
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Die neue Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken, Sonja Weigand, gerät nach wenigen Wochen im Amt immer mehr in die Schusslinie. Nach ihrem Brief mit dem Schweigegebot für die Mitglieder der IHK-Gremien wegen der Trennung von Hauptgeschäftsführerin Christi Degen gibt es Widerstand.

Hart ins Gericht

Der Chef der Bayreuther Klaviermanufaktur Steingraeber, Udo Schmidt-Steingraeber, geht mit ihr hart ins Gericht. In einem Brief an die Präsidentin, der am Montag öffentlich wurde, klagt er: „Leider erfahren wir von Ihnen nicht mehr, als wir nicht ohnehin schon aus der Presse wüssten. Auch unter der strikten Respektierung der Vertraulichkeit von Personalangelegenheiten gibt es doch Hinweise, die Sie uns hätten geben sollen.“

Schmidt-Steingraeber, der dem IHK-Gremium Bayreuth angehört, vermutet, dass die Diskussion im achtköpfigen Präsidium über die Trennung von der Hauptgeschäftsführerin „streitig“ verlaufen ist. Weiter heißt es in dem Brief: „Die höchst ungewöhnliche Terminierung Ihrer Entscheidung zusammen mit der Tatsache, dass diese dem Ansehen der IHK Bayreuth unabwendbar erheblichen Schaden zufügen wird, lässt nur den Schluss zu, dass Sie für die IHK Gefahr im Verzug sahen. Andernfalls hätten Sie mitteilen müssen, es sei schon vor der Neuwahl klar gewesen.“

Mangelnde Demut vor dem Amt

Der Unternehmer schreibt auch, Weigand erwecke den Eindruck, in ihrem „persönlichen Innenverhältnis zu Frau Degen liegt der eigentliche Grund für die Trennung. Dass eine solche Vermutung nahezuliegen scheint, ist fatal.“

Darüber hinaus wirft Schmidt-Steingraeber der IHK-Präsidentin indirekt mangelnden Demut vor dem Amt vor. Ihre Presseschelte sei „undemokratisch“ und auf „katastrophale Art und Weise falsch“. Auch im Netz gab es heftige Vorwürfe gegen Weigand.

Die Präsidentin war für ein Gespräch am Montag nicht erreichbar. In einer Mitteilung der Kammer heißt es: „Wir haben Verständnis, dass die Personalentscheidung auch für die Öffentlichkeit von großem Interesse ist, bitten aber um Verständnis, dass wir bei unserer Haltung bleiben.“ Das Präsidium komme am 15. Mai zu einer Sitzung zusammen, um das weitere Vorgehen zu diskutieren. Anschließend treffe die außerordentliche Vollversammlung einen endgültigen Beschluss.    

Dieses Schreiben schickte Udo Schmidt-Steingraeber an IHK-Präsidentin Sonja Weigand:

„Sehr geehrte Frau Weigand

zunächst habe ich mich gefreut Ihr Schreiben zu erhalten, aber leider erfahren wir von Ihnen nicht mehr, als wir nicht ohnehin schon aus der Presse wüssten. Auch unter der strikten Respektierung der Vertraulichkeit von Personalangelegenheiten gibt es doch Hinweise die Sie uns hätten geben sollen (ich meine geben müssen), in Stichpunkten sind dies beispielhaft:

Einstimmig ?
Wäre die Abstimmung im Präsidium einstimmig gewesen, hätten Sie in der Presse darauf abgehoben. Die Diskussion verlief also streitig ... ? Hinweise zu den Beratung und auch über die Beteiligten sollten schon möglich sein.

Gefahr im Verzug?
Die höchst ungewöhnliche Terminierung Ihrer Entscheidung zusammen mit der Tatsache, dass diese dem Ansehen der IHK-BT unabwendbar erheblichen Schaden zufügen wird, lässt nur den Schluss zu, dass Sie für die IHK Gefahr im Verzug sahen. Andernfalls hätten Sie mitteilen müssen, es sei „...schon vor der Neuwahl klar gewesen ... und man habe im neuen Präsidium nur noch die letzten Gespräche ...“ – oder gab es keine „Gefahr“?

Persönliche oder fachliche Gründe?
... dann wäre zumindest die Floskel „...auf eigenen Wunsch ...“ üblich. Sie haben aber solche neutralen Formulierungen vermieden und lassen damit konkludent vermuten, in Ihrem persönlichen Innenverhältnis zu Frau Degen liegt der eigentliche Grund für die Trennung. Dass eine solche Vermutung nahezuliegen scheint ist fatal.

Sie schelten die Presse und deren Berichterstattung, Sie scheinen es für problematischer zu halten, dass eines Ihrer Präsidiumsmitglieder mit der Presse sprach („durchsticht“) als die Causa selber. Dabei handelt es sich längst eher um eine Causa Weigand als um eine Causa Degen und SIE, verehrte Präsidentin, sind eine Person in der Öffentlichkeit über die selbstverständlich öffentlich diskutiert wird, werden muss.

Verklausuliert verordnen Sie in Ihrem letzten Satz den gewählten Vertretern der IHK-Mitglieder einen „Maulkorb“ und auch hier muss ich Ihnen widersprechen: Sie vertreten über 40.000 Unternehmen in Oberfranken mit vielen Hunderttausend Menschen dahinter – das IST Öffentlichkeit und es ist so widersinnig wie kontraproduktiv die Wirtschaft in den Geruch eines stummen Bundes für geheime Entscheidungen zu bringen.

Presseschelte ist undemokratisch und auf katastrophale Art und Weise falsch, gerade im Kontext der aktuellen Weltlage und der virulenten gesellschaftlichen Probleme.

Einige hundert Unternehmer unterstützen als gewählte Vertreter die Arbeit der Geschäftsführung und des Präsidiums der IHK – und zwar in dieser Reihenfolge. „Ehrenamt“ hat immer und überall auch etwas mit der Demut vor der Sache und deren Ziele zu tun – man stellt sich, seine Kraft samt Ideen für eine wichtige Aufgabe zur Verfügung und nicht umgekehrt. Die Demut vor dem Amt sollte man auf allen hierarchischen Ebenen des Ehrenamts pflegen.

Bei unserem zufälligen Treffen, vergangene Woche in München, hatte ich Ihnen alles schon einmal vorgetragen. Und Sie hatten mir versprochen, bald für öffentliche Aufklärung zu sorgen. Mit Ihrem gestrigen Schreiben haben Sie aber die Sache nur noch schlimmer gemacht und Öl ins öffentliche Feuer gegossen. Ich hatte sowohl Ihnen, als auch dem Bayreuther Vizepräsidenten versprochen, keine öffentliche Stellungnahme abzugeben und auf Ihre Aufklärung zu vertrauen; daran fühle ich mich nicht mehr gebunden und werde dieses Schreiben an die oberfränkischen Presse weiterleiten – zur freien Verfügung nach deren Belieben.

Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie bald damit beginnen können, sich den eigentlichen Aufgaben der Präsidentin zu widmen.

Mit besten Grüßen
Udo Schmidt-Steingraeber“

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