Unschuldig hinter Gittern Syrer stirbt bei Gefängnisbrand

Markus Roider

KLEVE. In der JVA Kleve soll es zu einem Zwischenfall gekommen sein. Das berichten mehrere rheinische Medien unter dpa-Berufung. In einer Einzelzelle soll ein Feuer ausgebrochen sein. Der Insasse, ein Syrer, soll schwerste Brandverletzungen erlitten haben, an denen er dann gestorben ist.

 
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Das Feuer sei bereits Mitte September ausgebrochen. Zwei Wochen später verstarb der 26-Jährige am Samstag in einer Bochumer Klinik. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft Kleve, sei der Mann unschuldig inhaftiert gewesen. Das berichten mehrere Medien und berufen sich auf dpa – Recherchen. Demnach räumten die Behörden am Freitag auch ein, dass in der Zelle der Falsche saß.

Offenbar ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Polizeibeamte wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung im Amt. „Es spricht einiges für individuelle Versäumnisse von Polizeibeamten bei der Festnahme“, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums am Montag. Der eigentlich gesuchte Straftäter aus Mali, trug den gleichen Namen wie der 26-jährige Syrer.

Bei einer Personenkontrolle klickten dann die Handschellen. Offenbar ging die Abfrage im Polizeicomputer schief. Im Normalfall wird hier auch das Geburtsdatum, Fotos und weitere Merkmale verglichen. Nach der Festnahme erging auch eine Meldung an die Hamburger Staatsanwaltschaft. Die Behörde hatte den Haftbefehl für den gesuchten Mann aus Mali ausgestellt.


Trotz Zweifel eingesperrt

Als Rückversicherung, ob es sich um den richtigen Mann handelt, stellte die Staatsanwaltschaft eine Nachfrage zur Festnahme. „Das machen wir routinemäßig, wenn Aliasnamen vorliegen“, sagte eine Sprecherin der Hamburger Ermittlungsbehörde. Denn im Haftbefehl stand auch ein Aliasname des Gesuchten. Der gleiche Name, den zufällig der Syrer trug. Die Anfrage aus Hamburg wurde mit „nein“ beantwortet. Dennoch blieb der 26-Jährige in Haft.

Bei dem Brand wurden neben dem Syrer zehn weitere Personen verletzt. Darunter auch acht Justizbeamte. Weil der 26-Jährige nur noch wenige Tage abzusitzen hatte, geht die JVA Leitung nicht von einem Suizid aus. Man bringe sich deswegen nicht um, meinte Gefängnisleiter Udo Gansweidt . Der ursprüngliche Täter aus Mali, der weiterhin auf freiem Fuß ist, wurde übrigens wegen einer nicht gezahlten Geldstrafe aus einem Ladendiebstahl gesucht.