Maier: Die wissenschaftliche Reputation geht über drei Kriterien in das THE-Ranking ein: das Drittmitteleinkommen (das ist der fremdfinanzierte Anteil an Forschungsgeldern), die Anzahl der Publikationen und eine Umfrage unter Wissenschaftlern auf der ganzen Welt, die Universitäten mit hoher Forschungsreputation angeben sollen.
Im Bereich der Lehre ist der Sprung nach vorne ebenfalls sehr groß. Was hat sich da in Bayreuth gegenüber den Vorjahren geändert?
Maier: Wir haben in diesem Jahr versucht, das Verhältnis von akademischem und wissenschaftlichem Personal dem internationalen Kontext anzupassen. Hintergrund ist, dass es im angelsächsischen Universitätssystem üblich ist, als „academic staff“ nur promoviertes, unbefristetes wissenschaftlich tätiges Personal zu zählen. In diesem Jahr hat sich die Universität Bayreuth an dieser Personaldefinition orientiert, wodurch die Personalzahlen im Wissenschaftlerbereich im Vergleich zu der „deutschen Auslegung“ gesunken sind. Dies hat potentiell ein schlechteres (!) Betreuungsverhältnis von Wissenschaftlern zu Studenten zur Folge, allerdings steigt damit das Verhältnis der Publikationen pro Wissenschaftler. In der Endverrechnung des THE-Rankings geht das zweitgenannte Verhältnis mit einer höheren Gewichtung ein, so dass das Ergebnis der Universität Bayreuth dadurch besser werden kann.
Was ist der konkrete Anlass für die Anpassungen gewesen? Waren die Unterschiede zwischen der angelsächischen und der deutschen Bewertung der Fakten vorher nicht bekannt?
Maier: Der konkrete Anlass, die Definition der Kennzahlen genauer zu hinterfragen, war ein Pilotprojekt des Auswärtigen Amtes mit der TU Dresden und der Uni Tübingen, dessen Ergebnisse im Frühjahr allen Hochschulen in Deutschland zur Verfügung gestellt wurden. Mit großen Personal-, Zeit- und auch Geldeinsatz wurden die Definitionen in diesem Projekt konkret auf das deutsche Wissenschaftssystem heruntergebrochen, dabei wurde eng mit Times Higher Education zusammengearbeitet. Dies ist für eine einzelne Universität so bisher nicht machbar gewesen.
Universitäts-Präsident Stefan Leible legt Wert auf die Feststellung, dass all dies nichts mit Manipulation zu tun habe: „Nur so können deutsche Universitäten in internationalen Rankings ihre tatsächlichen Stärken zur Geltung bringen.“