Unesco Austausch im Welterbe

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Alexander Wiesneth (Referent Schlösserverwaltung), Claudia Schwarz (Verein Unesco-Welterbestätten), Verena Metze-Mangold (Unesco-Kommission) und Jochen Holdmann (Vizepräsident Schlösserverwaltung, von links) auf der Bühne des Welterbes Sie eröffneten am Dienstagabend die 16. Jahrestagung des Welterbestätten-Vereins. ⋌Foto: Andreas HarbachFoto: Andreas Harbach Foto: red

BAYREUTH. Fast auf den Tag genau vor sechs Jahren, am 30. Juni 2012, hat die Unesco das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth mit dem Titel Welterbe geadelt, hat das Haus zum unersetzlichen Teil der menschlichen Geschichte erklärt. Jetzt, vier Wochen nach der Wiedereröffnung nach der Restaurierung, trifft sich der Verein der Unesco-Welterbestätten Deutschland in Bayreuth. Um das Welterbe zu sehen. Und über Digitalisierung zu sprechen.

 
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Der Verein, in dem die Welterbestätten Deutschlands verbunden sind, hat sich, sagt die Vorsitzende Claudia Schwarz im Gespräch mit dem Kurier, „zum Ziel gesetzt, die deutschen Welterbestätten bekannter zu machen und durch einen qualitativ hochwertigen Tourismus zu fördern“. Man wolle das Netzwerk in Deutschland bei der Tagung ausbauen. Schwarz sagt, das Opernhaus habe sie sich „so gigantisch nicht vorgestellt. Da fehlen einem die Worte“. Im „heterogenen Kreis der Welterbestätten“ habe das Markgräfliche Opernhaus „ein Alleinstellungsmerkmal. An Bayreuth besteht riesiges Interesse“.

So attraktiv sind die wenigsten Welterbestätten

So ähnlich formuliert das auch Manuel Becher, Geschäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH (BMTG), Gastgeber der Tagung und gleichzeitig Vorsitzender des Marketingausschusses von Unesco-Welterbestätten Deutschland. Becher sagt, er sehe die rund 100 Teilnehmer der Tagung als wichtige Multiplikatoren, die bundesweit und international davon berichten, „wie toll das Opernhaus und Bayreuth ist“. Becher sagt, er sei überzeugt: „So attraktiv wie das Opernhaus sind die wenigsten Welterbestätten der Unesco in Deutschland.“ Was Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe unterstreicht: Das Welterbe werde „erhebliche positive Impulse für Bayreuth setzen, weit über das Thema Tourismus hinaus“.

Digitalisierung geht nicht über alles

Das Kernthema der Tagung, die Digitalisierung, ist Schwarz überzeugt, könne helfen, die Welterbestätten bekannt zu machen, „aber wir tragen Verantwortung für die Zukunft, wir dürfen das Denken nicht den digitalen Medien überlassen“. Dass Digitalisierung immer wichtiger werde – und auch helfen könne, wertvolle Exponate zu schützen –, unterstreichen sowohl Jochen Holdmann, der Vizepräsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, als auch Verena Metze-Mangold, die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission. Aber: „Die digitale Schwester bleibt die digitale Schwester“, wie Holdmann mit Blick auf das barocke Logenhaus des Opernhauses, Geschaffen von Giuseppe und seinem Sohn Carlo Galli Bibiena. Es sei einzigartig, „wie das Opernhaus mit seinen Gebrauchsspuren und dem originalen analogen Pinselstrich als Herzstück der Welt der Wilhelmine wirkt“.

Chance, kulurelles Erbe zu erhalten

Digitalisierung sei „eine enorme Chance, kulturelles und natürliches Erbe zu erhalten“, sagt Verena Metze-Mangold. Durch Dokumentations-Methoden, die helfen können, zerstörtes Welterbe – wie etwa die vom IS zerstörte Stadt Palmyra – zu rekonstruieren. Digitalisierung sei im gleichen Maße wichtig für „das Besucher-Management und die In-Wert-Setzung der Welterbestätten und die Chance, allen eine barrierefreien Zugang zu schaffen“. Wichtig sei die Digitalisierung zudem, „um der jungen Generation einen Zugang zu dem Erbe zu ermöglichen“.

Der "eingefrorene Moment von 1748"

Alexander Wiesneth, Referent in der Bauabteilung der Schlösserverwaltung und maßgeblicher Verfasser des Welterbe-Antrags für das Opernhaus, erinnert in seinem Festvortrag zur Eröffnung der Tagung an die lange Geschichte von der ersten Idee bis zum erlösenden Moment am 30. Juni 2012, als es hieß: „Adopted!“ – der Antrag ist angenommen. Mit dem Opernhaus könne man in Bayreuth, das letzte Haus seiner Art erleben, „einen eingefrorenen Moment von 1748“. Analog, am besten.

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