Umsatz rückläufig Oberfränkische Industrie gerät unter Druck

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Gabriele Hohenner. foto: red Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. "Seit der Finanzkrise 2009 hat die oberfränkische Industrie Erfolgsmeldungen am laufenden Band präsentiert", so Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth. Die konjunkturelle Entwicklung der oberfränkischen Industrie zeige aber inzwischen erste Bremsspuren. Während die Beschäftigtenzahl in Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten im 2. Quartal weiter gestiegen sei, würden die oberfränkischen Unternehmen bei der Umsatzentwicklung erstmals seit Jahren wieder ein Minus verzeichnen. Dies teilte die Kammer mit.

 
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Auf Bundesebene häufen sich die Meldungen, dass die Konjunkturentwicklung nicht mehr so rund läuft wie zuletzt. Wie ist die Situation in Oberfranken? Dieser Frage ging die IHK für Oberfranken Bayreuth nach.

Das Bild sei durchwachsen. "Generell ist zu verspüren, dass die Industrie, vor allem die Kfz-Zulieferindustrie, zusehends unter Druck gerät, während sich Dienstleistungen, Handel und Tourismus weiterhin im Aufwärtstrend befinden", so Hohenner. "Es ist eine Stagnation auf allerdings hohem Niveau zu beobachten."

Die Zahl der Beschäftigten sei im zweiten Quartal um 1,2 Prozent oder 1376 auf 113.845 gestiegen. Insgesamt habe die oberfränkische Industrie seit Juni 2010 14.245 neue Arbeitsplatze geschaffen. Fachkräfte würden weiterhin gesucht. Allerdings lasse die Dynamik beim Beschäftigtenzuwachs etwas nach. Im ersten Quartal habe das Plus noch bei 2,3 Prozent und im vierten Quartal 2018 sogar noch bei 3,5 Prozent gelegen.

Kurzarbeit

"Immer mehr Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet. Dies zeigt, dass die Auftragslage in etlichen Fällen angespannt ist", so die IHK-Hauptgeschäftsführerin. "Das zeigt aber auch, dass die Unternehmen ihre Beschäftigten halten wollen." Dies sei auch mit der Hoffnung verbunden, dass die Auftragsflaute bald vorübergeht.

Der Umsatz lasse dagegen seit dem ersten Quartal 2019 nach. Lag das Umsatzplus im zweiten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahr noch bei 4,7 Prozent, mussten die Betriebe im 2. Quartal 2019 erstmals seit 2012 mit Minus 2,2 Prozent einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr verkraften. Im Gegensatz zur bundesweiten Entwicklung stagniere nicht der Export, sondern der Inlandsumsatz. Hohenner: "Das lässt sich leicht erklären. Hauptabnehmer der wichtigsten Industriebranche Oberfrankens, den Kfz-Zulieferern, sind deutsche Pkw-Hersteller." An den Standorten dieser Hersteller schlägt sich das Minus dann vor allem im Export nieder. Der Inlandsumsatz der oberfränkischen Industrie hat im 2. Quartal um 4,0 Prozent nachgelassen, während die Unternehmen beim Export einen Rückgang von 0,6 Prozent verzeichnen.

Die Gründe für den Umsatzrückgang seien vielfältig, so die IHK. In vielen Ländern, etwa in China oder den USA, kühle die Konjunktur ab. Der Handelsstreit der beiden Länder belaste die Weltwirtschaft. Ein ungeregelter Brexit drohe. Auch der Wirtschaftsnationalismus und der Abwertungswettkampf der Währungen belasten weltweit die Wirtschaft. Hohenner: "Die aktuelle Verunsicherung ist Gift für die Konjunktur."

Produktivität rückläufig

Zehn der 16 in der amtlichen Statistik ausgewiesenen Industriebranchen in Oberfranken verzeichneten im 2. Quartal der Analyse zufolge einen Umsatzrückgang. Während sich Unternehmen etwa aus dem Nahrungsmittelbereich, der Herstellung von Metallerzeugnissen und der Herstellung von IT-, elektronischen und optischen Erzeugnissen auch im 2. Quartal noch über einen spürbaren Umsatzzuwachs von sechs bis acht Prozent freuen könnten, gebe es andere Branchen, bei denen die Umsatzentwicklung spürbar nachgelassen hat. Zu nennen seien hier vor allem die Hersteller von Glas, Keramik und der Verarbeitung von Steinen und Erden (-18,3 Prozent), die Möbelhersteller (-15,2 Prozent).und die Hersteller von Textilien (-7,7 Prozent).

Vor diesem Hintergrund, mit einem Beschäftigtenzuwachs auf der einen Seite und einem Umsatzrückgang auf der anderen Seite, sei es nicht überraschend, dass die Produktivität in der oberfränkischen Industrie, also der Umsatz je Beschäftigten, seit dem 3. Quartal 2018 rückläufig ist und aktuell 3,4 Prozent niedriger liegt als im 2. Quartal 2018.

"Eine Verunsicherung in den Unternehmen ist spürbar", so Hohenner. "Die meisten Industrieunternehmen stellen sich darauf ein, dass sie in den kommenden Monaten weiter unter Druck stehen." Im Oktober stellt die IHK für Oberfranken Bayreuth die Ergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturbefragung vor. "Dort wird sich dann zeigen, ob der Optimismus oder der Pessimismus überwiegt."