Ulrich Behl: Der Lichtfänger

Von Christina Holzinger
Ulrich Behls beste Arbeiten entstanden aus Zufall. Wie hier durch mit Graphit bemalten Tischtennisbällen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein Künstler, der nie konstruktiv sein wollte. Einer, der aus der praktischen Richtung des Bauhaus kommt und doch völlig unnütze Dinge baut. Ulrich Behls Kunst lebt vielleicht von den gleichen Paradoxien wie seine Person.

 
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Ulrich Behls Ausstellung, die am Mittwoch um 18 Uhr im Ausstellungsraum des neuen Rathauses eröffnet wird, lebt vom Kontrast, der aus Licht und Dunkelheit, Bildern und Skulpturen konstruiert ist. Das Paradoxe: Der 78-Jährige selbst wollte eigentlich nie ein konstruktiver Künstler werden.

"Relative Identität"

m hinteren Teil des Ausstellungsraumes stehen auf einem kleinen Podest ein Tisch, ein Stuhl, eine Pylone, eine Schublade, ein Schuh, eine Tasse, ein Trichter, ein Teller, ein Buch, eine Axt und eine Säge. Mit handtellergroßen Stücken einer Kunstzeitung hat Ulrich Behler die Gegenstände beklebt, sie „entpersönlicht“. Auf den ersten Blick bilden so die Gegenstände eine große homogene Masse. „Relative Identität“ nennt Behl dies.

Skulpturen wie Modellflugzeuge

Einige Schritte weiter hängen Gebilde an der Wand, die mit dem Holzgerüst und straff gespannten weißen semitransparenten Pergament eher an ein Modellflugzeug erinnern als an Kunst. Das aus gutem Grund: Behl hat früher selbst gerne Modellflugzeuge gebaut. „Ich hab den ganzen Flugverkehr über Hannover mit meinen Modellen lahmgelegt“, sagt er. Das besondere an der Skulptur: Das Zusammenspiel aus Licht und Dunkelheit, Pergament und Papier. Behl stellt dem Licht eine Falle, er baut die Holzgerüste so, dass das Licht nicht anders fallen kann, als der Künstler es möchte. Und fängt das Licht meist inmitten seiner Skulptur.

Zufall und Planung

Neben solch geplanten Werken spielt auch der Zufall eine große Rolle bei Behls Kunst. Sein Beitrag zum Wettbewerb „Kunst trifft Sport“ wirkt wie ein geradlinigeres, ruhigeres Werk von dem amerikanischen abstrakten Impressionisten Jackson Pollock. Wie Pollock eine mit Farbe gefüllte löchrige Konservendose kreisförmig über eine Leinwand kreisen lässt, schlägt Behl einen mit Graphit bemalten Tischtennisball viele Male gegen eine Wand, an der Papierbögen hingen. Je nach Stärke des Schlags ist der Punkt auf dem Bild heller oder dunkler.

Kontrastreiches Leben

So kontrastreich wie seine Kunst ist auch sein Leben: Behl kommt aus der Schule des Bauhaus, jener Kunstrichtung, jenem Schnittpunkt von Kunst und Handwerk, bei dem die Form eines Gegenstandes aus seiner Funktion heraus entstehen sollte.  Von 1971 bis 1975 studierte er Kunstgeschichte an der Universität Kiel, um zu promovieren. Zeitgleich unterrichtete er Kunsterziehung an der Pägagogischen Hochschule in der gleichen Stadt. Die Zeit ist Behl gut in Erinnerung geblieben: Einige der Studenten, die seinen Kurs besuchten, studierten ebenfalls Kunstgeschichte. So was Behl nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler. Seine Promotion brach Behl irgendwann ab, der Kunst blieb er aber bis heute treu.

Bis zum 23. Februar sind seine Werke noch im neuen Rathaus zu sehen. Die Ausstellungshalle hat von Montag bis Donnerstag, 9 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 15 Uhr geöffnet.

 

 

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