Das Referendum abwarten
Das Oberhaupt der Türkischen Gemeinde ist überzeugt: "Was die große Politik macht, sollte nicht auf die Kleinen wirken. Das sind jetzt harte Zeiten für uns, aber da müssen wir durch. Wir werden nicht den Kopf in den Sand stecken und daran arbeiten, uns anders zu präsentieren." Er hätte sich, sagt Uzun, von Bursa gewünscht, erst einmal das Referendum abzuwarten. Jetzt gelte es, auf die Zeit zu setzen und lieber mal weniger zu sagen als zu viel." Landtagsvizepräsidentin Inge Aures war es, die am 28. Oktober 1998 als damalige Oberbürgermeisterin von Kulmbach gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister von Bursa, Erdem Saker, die Partnerschaftsurkunde zwischen den beiden Städten unterzeichnet hat.
Tiefer Riss in der Freundschaft?
Dass es jetzt einen so tiefen Riss in dieser Freundschaft geben soll, erschreckt Inge Aures: "Das ist wirklich bitter, dass sie die große Politik jetzt in die Kommunalpolitik runterholen. Was kann denn unsere Städtepartnerschaft dafür? Ich habe kein Verständnis für diesen Kleinkrieg", betonte Inge Aures und hofft, dass das türkische Referendum über eine neue Verfassung bald abgeschlossen wird, damit wieder Normalität einkehren kann. Aures hofft, dass unter all den Spannungen die örtlichen Beziehungen nicht leiden werden: "Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zu unserer Türkischen Gemeinde und ein sehr gutes Miteinander in Kulmbach."
Freundschaft stärker als Hindernisse
Gutes Miteinander, das pflegt Hartmut Schubert als Vorsitzender des Kulmbacher Unesco-Clubs ebenso wie er es als Berufsschullehrer gepflegt hat. Noch fünf Wochen sind es, dann feiert der Club sein 20-jähriges Bestehen. Natürlich sind auch Vertreter des Partner-Clubs aus Bursa eingeladen. Bisher hat niemand die Zusage, nach Kulmbach zu kommen, zurückgezogen. Für Hartmut Schubert ist das Grund zu hoffen: "Auch wenn das traurig und bedrückend ist: Unsere Freundschaft ist stärker als die Hindernisse, die uns in den Weg gelegt werden sollen."
Zwölf Praktikanten werden erwartet
Schubert berichtet, dass sich die Verhältnisse in der Türkei, die er schon lange kennt, verändern. Die Beziehungen sind offensichtlich schwieriger geworden. Dabei nennt Schubert den Praktikantenaustausch, der nun schon seit vielen Jahren stattfindet und der Anfang Juli wieder stattfinden soll. Zwölf Praktikanten, Lehrer, Kindergärtnerinnen und auch Vertreter des Unesco-Clubs aus Bursa werden erwartet. Dieses Jahr wollten die Gäste erstmals ausdrücklich nicht in deutschen Gastfamilien untergebracht werden, sondern verlangten ein Hotel. Für Hartmut Schubert ist das alles kein gutes Zeichen.
"Keine Demokratie in unserem Sinn"
Die Türkei habe sich als Staat verändert. "Das ist keine Demokratie mehr in unserem Sinn", fasst Hartmut Schubert seine Erkenntnisse ernüchtert zusammen. Recep Altepe, der OB von Bursa, habe in Aachen studiert und sei einmal durchaus recht westlich eingestellt gewesen. Jetzt sei das offenbar anders. Auch wenn man die negativen Zeichen nicht leugnen kann, will Schubert optimistisch bleiben: "Wir lassen uns von politischen Einflüssen die Stimmung nicht trüben und werden uns auf der gesellschaftlichen Schiene nicht beeinflussen lassen." Kann so viel gute Laune und freundschaftliche Verbundenheit mit einem Federstrich zerstört erden? Die Kulmbacher glauben es nicht. Das Bild entstand anbei im Jahr 2015 anlässlich eines Treffens zur Feier des 30 Jahre währenden Praktikantenaustauschs zwischen Kulmbach-Bursa.