Tote und Verletzte Sturmbilanz nach „Fabienne“

Markus Roider
Das Bild stammt von der Kreisstraße Pegnitz Richtung Körbeldorf. Der Fahrer kam wie durch ein Wunder unverletzt aus dem Auto. Foto: Markus Roider Foto: Markus Roider

NORDBAYERN. Orkantief Fabienne wütete in Franken und in der Oberpfalz: Es gab zahlreiche Sturmschäden. Feuerwehren, Straßenmeistereien und Polizei waren im Dauereinsatz. Der Sturm forderte ein Todesopfer.

 
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Feuerwehren, Straßenmeistereien und Polizei sind aufgrund mehrerer durch umgestürzte Bäume blockierter Straßen weiterhin im Dauereinsatz. An verschiedenen Örtlichkeiten kommt es zu Überflutungen und vollgelaufenen Kellern.

Eine Tote in Oberfranken 

Sturmtief Fabienne forderte ein Opfer. Die Frau stammte aus Ebrach im Landkreis Bamberg. Auf einem Campingplatz stürzte gegen 18.20 Uhr ein Baum um und begrub die Spaziergängerin unter sich. Die 78-Jährige erlitt schwerste Verletzungen und verstarb noch an der Unglücksstelle.

Auf einer Kreisstraße im Bereich Pegnitz fiel ein Baum auf einen vorbeifahrenden Audi und der Fahrer verletzte sich leicht. Im Stadtgebiet Pegnitz musste die Bundesstraße B2 komplett gesperrt werden, da der Sturm das Dach einer angrenzenden Brauerei abdeckte und dadurch die Fahrbahn blockierte.

Weitere Meldungen

In Pottenstein beschädigten umgestürzte Bäume acht Wohnhäuser, wobei deren Dächer zum Teil abgedeckt wurden. Feuerwehren, Straßenmeistereien und Polizei sind aufgrund mehrerer durch umgestürzte Bäume blockierter Straßen weiterhin im Dauereinsatz. An verschiedenen Örtlichkeiten kommt es zu Überflutungen und vollgelaufenen Kellern.

Laut R24-Informationen herrscht außerdem derzeit ein massiver Wassereinbruch durch das Dach einer Firma zwischen Kirchenbirkig und Pottenstein. Eine Angabe zur Gesamtsumme der entstandenen Schäden ist seitens der Polizei nicht möglich.

Zwischen Velden und Hartenstein ist oberhalb eines Transformator-Häuschens ein Blitz eingeschlagen. Bei Güntersthal brannte es dadurch am frühen Abend und für circa eine Stunde fiel die Stromversorgung für das ganze Tal aus. Mehrere Feuerwehren waren deshalb im Einsatz.

Der Sturm hat viele Bäume umgerissen, so auch in Schwabach: In der Badstraße kippte ein Baum auf ein Grundstück, nachdem er zuvor einen Laternenmast umgerissen und einen Zaun durchbrochen hatte. So wurde eine Straße für den Verkehr blockiert. Gegenüber fiel ein weiterer Baum um und traf ein Fahrzeug. Die Feuerwehr beseitigte die Bäume.

In einem Krankenhaus in Naila drangen aufgrund des Sturms über den Eingangsbereich massiv Wassermassen ins Gebäude ein.

Durch den Sturm stockt auch der Bahnverkehr: Es geht sowohl auf den Gleisen zwischen Nürnberg und Ansbach als auch Richtung Bamberg und Würzburg nichts mehr.

A93 Hof Richtung Weiden: Zwischen Weiden-Nord und Weiden-Frauenricht ist eine Sperre wegen umgestürzter Bäume (Stand: 19:06). In Betzenstein ist ein Strommast umgestürzt. Im Raum Pegnitz ist das Internet und der Strom ausgefallen.

Auf der A9 Halle/Leipzig Richtung Nürnberg zwischen Trockau und Pegnitz: Gefahr durch Gegenstände auf der Fahrbahn (Stand: 19:02). Die Unwetterzentrale hat für den Großteil Bayerns Warnstufe Rot ausgeschrieben. Es wird vor starken Unwettern gewarnt.


Swagman Oberfranken meldet ein "stürmisches Ende" beim Foodtruck Festival in Forchheim: Das Gelände wurde durch den Sturm verwüstet.

Bilanz aus der Oberpfalz

Bei der Polizeieinsatzzentrale Oberpfalz in Regensburg wurden am Sonntag, 23.09.2018, in der Zeit von 18.00 Uhr bis 21.30 Uhr, über 330 unwetterbedingte Einsätze registriert. Betroffen war die gesamte Oberpfalz, die zahlenmäßigen Schwerpunkte bildeten neben dem Stadtgebiet Weiden die Landkreise Neustadt a.d. Waldnaab und Amberg-Sulzbach sowie Stadt und Landkreis Regensburg.

Mehrere Verletzte gab es bei einem Fest in Neumarkt i.d.Opf. Im Ortsteil Lippertshofen war während des Sturms die Spitze des Kirchweihbaumes abgebrochen. Die ca. 8 bis 10 m lange Baumspitze fiel auf das Dach des Festzeltes, in dem sich zum Zeitpunkt des Unglücks etwa 30 Personen aufhielten. Sechs Festbesucher wurden dabei leicht verletzt und vorsorglich ins örtliche Krankenhaus eingeliefert.

Der Großteil der weiteren Einsätze bezog sich auf herabfallende Äste und umgestürzte Bäume. Die BAB A93 musste bei Weiden i.d.OPf. wegen zahlreicher umgefallener Bäume für ca. 3 Stunden gesperrt werden. Kräfte der Feuerwehr und des THW waren mit schwerem Gerät im Einsatz, um die Autobahn wieder frei zu machen.

Außerdem wurden etwa 20 Verkehrsunfälle gemeldet, bei denen der Sturm mitursächlich war. Fahrzeuge wurden z.B. durch Böen in die Leitplanken gedrückt oder prallten gegen umgestürzte Bäume. Drei Pkw-Lenker wurden leicht verletzt, als umfallende Bäume während der Fahrt auf deren Fahrzeuge krachten.

Ebenfalls wegen umgestürzter Bäume wurde der komplette Zugverkehr in der Oberpfalz auf unbestimmte Zeit eingestellt. Eine Prognose, wann die Schäden beseitigt sind bzw. bis wann der Zugverkehr wieder aufgenommen wird, konnte durch die Bahn nicht abgegeben werden.

Mehrere Bäume fielen auch auf Trafostationen und Stromleitungen. Dies führte zu zahlreichen Stromausfällen beispielsweise in Weiden i.d.Opf., Hirschau und Königstein im Lkr. Amberg-Sulzbach, oder Pilsach im Lkr. Neumarkt i.d.OPf. Bei Maxhütte-Haidhof im Lkr. Schwandorf kam es so zu einem kleinen Brand, der von der Feuerwehr schnell gelöscht werden konnte.

Bei mehreren Gebäuden wurden durch den Wind die Dächer zum Teil oder gar komplett abgedeckt. Betroffen hiervon waren neben Wohnhäusern z.B. in Regensburg sowie Kirchenthumbach und Mantel, Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab,  u.a. auch die Bundeskasse Weiden und eine Firma in Auerbach i.d.Opf, die medizinische Geräte herstellt. Herabfallende Ziegel beschädigten in mehreren Ortschaften geparkte Fahrzeuge.

Das wohl herausragendste Ereignis fand auf der B299 statt. Eine 68 jährige Frau aus Grafenwöhr war mit ihrem Pkw Renault nach Hause unterwegs, als ein 40cm starker Baum umfiel und während voller Fahrt auf das Auto krachte. Am Pkw entstand ein wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von ca. 4000 €, die Fahrerin wurde wie durch ein Wunder nur leicht verletzt. Auf der gleichen Strecke wurden mehrere Bäume entwurzelt, welche durch die Feuerwehr wieder von der Straße verbracht werden mussten.

Das gleiche Bild zeichnete sich auf der B470. Dort waren ebenfalls mehrere Bäume auf die Fahrbahn gefallen. Eine 61-Jährige aus Goldkronach übersah einen davon und prallte mit ihrem Pkw VW Golf gegen einen der nicht all zu massiven Stämme. Sie blieb unverletzt, der Sachschaden am Auto beläuft sich auf ca. 3000 €.

Einer 26 jährigen Fahrzeuglenkerin aus Mehlmeisel, unterwegs mit einem  Pkw Ford Fiesta welche zur gleichen Zeit in die Gegenrichtung von Weiden nach Pressath unterwegs war, erging es genauso. Der Sachschaden beläuft sich hier auf ca. 1500€.

Weitere Schäden entstanden beispielsweise auch durch umstürzende Bauzäune und Baustellenabsperrungen. In Weiden i.d.OPf. stürzte bei der Großbaustelle „NOC – Nordoberpfalz-Center“ das Baugerüst teilweise ein. Die Höhe der entstandenen Sachschäden kann momentan nicht beziffert werden. Eine weitere Begleiterscheinung des Sturmtiefs war, dass zahlreiche Alarmanlagen bei Firmen oder Geschäftsbetrieben Alarme auslösten. Hier musste die Polizei trotzdem sofort überprüfen, ob es sich wirklich Fehlalarme handelte. Gegen 21 Uhr beruhigte sich die Wetterlage zusehends.

Mittelfranken

Bei der mittelfränkischen Einsatzzentrale in Nürnberg liefen im Zeitraum zwischen 15:45 Uhr und 23:45 mehr als 1.100 wetterbedingte Einsätze an. Betroffen war davon der gesamte Regierungsbezirk Mittelfranken. Neben Mitteilungen über umgestürzte Bäume, verwehte Bauzäune und abgebogene Verkehrszeichen gab es auch eine Reihe witterungsbedingter Verkehrsunfälle. Insgesamt mussten die Beamten zu mehr als 60 solcher Unfälle ausrücken. Vier Personen erlitten dabei glücklicherweise nur leichtere Verletzungen.

Im Landkreis Ansbach verwehte es bei zwei Kraftfahrern die angebrachten Anhänger an ihrem Pkw während der Fahrt. In Erlangen hatte eine Frau das sprichwörtliche "Glück im Unglück". Während sie in der Gebbertstraße mit ihrem Pkw unterwegs war, stürzte ein Baum auf ihr Fahrzeug. Die Frau blieb unverletzt. Am Dechsendorfer Weiher stürzte ein weiterer Baum auf einen Wohnwagen, in dem sich ein Mann aufhielt. Er wurde eingeklemmt und erlitt einen Schock; verletzt wurde er nicht.

Zwischen 18 und 21 Uhr mussten allein die Nürnberger Feuerwehren zu 53 Sturmeinsätzen ausrücken. Häufig waren abgestürzte Teile, Bäume, Äste oder lokale Überflutungen die Ursache. Insgesamt waren es im Leitstellengebiet (Nürnberg, Fürth, Erlangen, Nürnberger Land, Landkreis Fürth, Erlangen-Höchstadt) über 400 Einsätze, wobei es die Stadt Erlangen mit fast hundert Einsätzen am härtesten traf, während Fürth Stadt und Land mit zusammen etwas über zwanzig Einsätzen am ehesten verschont blieben.

Die Landkreise Nürnberger Land und Erlangen-Höchstadt erwischte es jeweils rund 80 mal. Gegen dreiviertel eins in der Nacht wurden der Direktionsdienst der Berufsfeuerwehr Nürnberg und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst dann zum Hauptbahnhof gerufen. Dort saßen aufgrund sturmbedingter Streckensperrungen circa 600 bis 700 Passagiere fest. Diese konnten jedoch nach Abklärung vor Ort durch die Bahn betreut werden.

Während des Unwetters lösten Alarmanlagen von Banken, Geschäftsbetrieben und privaten Wohnhäusern rund 50-mal aus. Auch diese Einsätze mussten die Beamten bewältigen und entsprechende Überprüfungen durchführen. Den Großteil der unwetterbedingten Einsätze betreuten die zuständigen Feuerwehren. Die Polizei leistete dabei, wenn möglich, Unterstützung. Kurz vor Mitternacht zog "Fabienne" weiter, so dass es auch für die Polizei etwas ruhiger wurde.

Unterfranken

Zwischen 16:30 Uhr und 19:30 Uhr gingen in der Einsatzzentrale der Polizei insgesamt 359 Notrufe ein. Innerhalb von drei Stunden mussten unterfränkische Polizeistreifen 297 Einsätze abarbeiten, deren Ursache im Sturmtief ‚Fabienne‘ lag.

Ob zahlreiche Verkehrsunfälle, bei denen insgesamt zwei Verkehrsteilnehmer leicht verletzt wurden, durch umgestürzte Bäume blockierte Fahrbahnen und Bahnstrecken, abgedeckte Häuser oder letztlich zwei verletzte Personen, die durch herabstürzende Äste oder umstürzende Bäume getroffen wurden, das Einsatzspektrum für die eingesetzten Beamten war breit gefächert.