Eine Patientin kommt ein aussagekräftiges CT, die andere nicht
Im Durchschnitt würden rund 1,7 Patienten pro Stunde in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt, heißt es in einer Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung. In Bayreuth sind es deutlich mehr – 90 bis 110 Patienten am Tag, wie Florian Knorr, Medizinischer Leiter der Notaufnahme am Klinikum Bayreuth dem Kurier kürzlich erst mitteilte.
Während die jüngere Frau in der CT-Röhre liegt, wird die ältere gründlich geröntgt, auch am nächsten Tag, dazu Ultraschall-Untersuchungen. Ein Mindeststandard bei Unfällen wie dem der beiden Frauen. Der Gutachter hingegen hätte den „Goldstandard“ angewendet: Untersuchung im CT. Er sagt, dann hätten die Ärzte gemerkt, dass Blut aus einem Riss in der Lunge in den Brustkorb der Frau sickere.
Gutachter-Streit könnte drohen
Nach nicht bestätigten Informationen des Kuriers will die Klinik ein Gegengutachten erstellen lassen. Eine der wesentlichen Fragen in diesen Gutachter-Streit dürfte die Frage sein: Röntgenaufnahmen, Ultraschall, mehrere gestandene Notfallmediziner, sie alle sollen nicht bemerkt haben, dass 1,6 Liter Blut in den Brustkorb der Frau gesickert sind? Davon einiges mindestens zwei Tage schon geronnen? Oder ist die Frau erst nach der Wiederbelebung verblutet?
Samstagabend, der fünfte Tag im Krankenhaus. Besuch vom Ehemann, von der Fahrerin mit Familie. Sigrid P. lachte, war gut gelaunt. Gegen halb acht am Abend wollte sie noch ein bisschen laufen üben mit ihrem Mann. Kreislauf in Schwung bringen. „Für das, was passiert ist, sind wir alle gut davongekommen“, soll sie gesagt haben. Der Arzt sei die Tage nicht so oft da gewesen, sagt die Freundin. Visite „im Durchflug“. Keine, wo alle wie bei Arztserien im Zimmer standen. Die medizinischen Eckwerte waren im Laufe der ersten vier Tage leicht gesunken, aber nach Experten-Meinungen nicht in den roten Bereich.
Ein Wert war lebensgefährlich
Bis auf jenen frühen Samstagmorgen, der Blutdruck. Wochenendbesetzung, wenig Pfleger, nur drei Oberärzte im Einsatz. Alles muss schnell gehen, schneller noch als sonst. Viele Patienten warten auf der Station 14. Bei P., die normalerweise an Hochdruck leidet, ist der Wert auf 90 zu 50 gesackt. Das lesen die Angehörigen auf der Patientenkarte, die am Bett hängt. Ein lebensgefährlicher Wert, aus dem an diesem Samstagmorgen niemand Konsequenzen gezogen hat. Etwa 24 Stunden später der gleiche Wert, die neue Bettnachbarin ruft die Schwester. P. sei unruhig gewesen, kalter Schweiß. Eine Stunde später ist sie tot. Durch die Herzdruckmassage brachen fast alle Rippen. Auch viel Blut kann dadurch in den Brustkorb gelangt sein.
Die Tochter kam am Sonntagmorgen gleichzeitig mit den Polizisten der KPI Bayreuth-Land. Eine Ärztin hat sie empfangen. Keiner könne es sich erklären, warum Sigrid P. gestorben war. Die Ärzte selbst wollten eine Obduktion.