Tigers kämpfen Spitzenreiter nieder

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Die Räume eng machen: Diese Taktik ging für die Bayreuther immer wieder auf. Hier attackiert das EHC-Trio Marcus Marsall (links), Christopher Kasten (Zweiter von rechts) und Jan Pavlu (rechts) den Bietigheimer David Wrigley. Foto: Peter Kolb Foto: red

Nach vier Niederlagen in Folge hat der EHC Bayreuth in der DEL2 ein dickes Ausrufezeichen gesetzt: Mit einer tollen Mannschaftsleistung setzte sich der Aufsteiger ebenso überraschend wie verdient gegen Spitzenreiter Bietigheim Steelers mit 3:2 (1:0, 0:2, 2:0) durch.

 
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52 Minuten waren gespielt, es stand 2:2, die Tigers hatten bei doppelter Überzahl alle Trümpfe in der Hand – und spielten sie aus. Der Puck lief so lange flüssig durch ihre Reihen bis Jozef Potac freie Bahn hatte. Der Kapitän erzielte den entscheidenden Treffer zum 3:2.

Enormer Jubel brandete im Stadion auf und hielt in den folgenden Minuten an. Es war den Fans völlig egal, dass die Bayreuther eine weitere 5:3-Überzahl ungenutzt ließen und in der Schlussphase bei 4:6-Unterzahl etwas zittern mussten, denn der Vorsprung hielt. Eine geschlossene Teamleistung hatte sich gegen individuelle Klasse des Gegners durchgesetzt – und das feierten Mannschaft und Fans ausgiebig.

Steelers kritisieren Schiedsrichter

Die Gemütslage der Steelers war am besten an Bastian Steingroß abzulesen. Nach einer erneuten Strafzeit in der 57. Minute winkte er in Richtung Schiedsrichter ab und schlug verärgert seinen Schläger aufs Eis. Die Bietigheimer hatten schnell einen Schuldigen für die Niederlage ausgemacht.

„Wir haben gegen ein starken Torwart und den Schiedsrichter gespielt“, sagte Gästetrainer Kevin Gaudet und redete sich in Rage. „Dieser Schiedsrichter muss bestraft werden, das ist Wettbewerbsverzerrung. So konnten wir nicht gewinnen, das ist Diebstahl und nicht fair.“

Was Gaudet aber nicht sagte: Viele der insgesamt neun Zweiminutenstrafen holte sich sein Team durch unnötige und dumme Fouls ab. Sicher waren einige Schiedsrichterentscheidungen hart, aber zum großen Teil müssen sich die Bietigheimer die Niederlage auch selbst ankreiden.

Zwar hatten sie ein deutliches spielerisches Übergewicht und auch mehr Abschlüsse, doch oft verstrickten sie sich in Einzelaktionen. Es wirkte, als hätten sie die Bayreuther auf die leichte Schulter genommen.

Bayreuther Taktik geht auf

Doch im Vorbeigehen waren die Bayreuther an diesem Tag nicht zu schlagen. Sie taten das, was sie gegen einen individuell klar überlegenen Gegner tun können. Sie kämpften, verteidigten mit großem Einsatz und hielten sich an die vom Trainer vorgegebene Taktik.

Es erwies sich als kluger Schachzug die Bietigheimer nicht mit aggressiven Forechecking zu attackieren, sondern sie zunächst etwas kommen zu lassen und erst dann die Räume eng zu machen. „Unser Spielplan ging perfekt auf“, lobte EHC-Trainer Sergej Waßmiller. „Gegen so einen starken Gegner können wir nur gewinnen, wenn wir diszipliniert spielen und über unser Limit hinausgehen. Und das haben wir heute von der ersten bis zur letzten Sekunde umgesetzt.“

Erster Treffer nach wenigen Sekunden

Die ersten Sekunden gehörten dabei sogar komplett seinem Team. Es überraschte den Spitzenreiter mit sehr forschen Angriffen und einem Treffer in der ersten Minute. David Wohlberg hatte nach Geigenmüller-Pass sofort abgezogen – 1:0. Sebastian Busch (2.) hätte sogar erhöhen können, schoss aber drüber.

In der Folge hatten die Bietigheimer mehr Spielanteile, agierten bei ihren Aktionen aber oft zu eigensinnig. So konnten die Hausherren gefährliche Angriffe weitestgehend verhindern – den Sololauf von Matt McKnight (9.), den EHC-Torwart Johannes Wiedemann klasse parierte, und den Lattentreffer von Robin Just (10.) ausgenommen.

Und dann kamen die ersten Steelers-Strafzeiten. Vor allem Geigenmüller strahlte in Überzahl viel Gefahr aus, ein Treffer blieb ihm aber verwehrt.

Nach der ersten Drittelpause wechselten sich die Druckphasen der beiden Teams im Fünf-Minuten-Takt ab. Beide Teams kamen zu guten Chancen, doch effizienter waren die Gäste, die nun wacher und aktiver waren als im Anfangsdrittel: David Wrigley (26.) und Sommerfeld (37.) drehten die Partie.

Moral der Tigers stimmt immer

Doch die Moral stimmt immer bei den Tigers. Im Schlussdrittel war die Partie nach Wohlbergs Ausgleich – er hatte sich den Puck mit tollem Einsatz erobert – völlig offen. Aber Bayreuth hatte neben dem Potac-Treffer auch noch die Paraden von Johannes Wiedemann zu bieten. Denn hier hatte Steelers-Trainer Gaudet recht: Der EHC-Torwart bot eine überragende Leistung.

EHC Bayreuth: Wiedemann – Linden, Heider; Mayer, Potac; Pavlu, Kasten; Neher –Filin, Wohlberg, Geigenmüller; Bartosch, Kolozvary, Kolupaylo; Marsall, S. Busch, Kuhn; Piskor, Fröhlich, Rypar.

Bietigheim Steelers: Mechel – Steingroß, Prommersberger; Borzecki, Brown; Alt – Wrigley, McKnight, Sommerfeld; Gibson, Just, Weller; Shevyrin, Schoofs, Zientek; Weigandt, Fink.

Tore: 1:0 (1.) Wohlberg (Geigenmüller), 1:1 (26.) Wrigley (Steingroß), 1:2 (37.) Sommerfeld (McKnight, Brown), 2:2 (45.) Wohlberg, 3:2 (52.) Potac (Kolozvary, Kasten – 5 gegen 3).

Strafminuten: Bayreuth 4, Bietigheim 18;

Zuschauer: 1720;

SR: Hatz, Fauerbach, Ruhnau.

Hier der Live-Ticker zum Nachlesen.

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